Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Südsudan: Seit drei Jahren Bürgerkrie­g

-

Für die Sportler aus dem Südsudan ist Rio de Janeiro eine andere Welt. Auch dort gibt es soziale Probleme, Drogengewa­lt und Kriminalit­ät – doch mit dem Zustand in ihrem Heimatland ist das nicht vergleichb­ar. Denn im Südsudan herrscht seit inzwischen drei Jahren ein erbitterte­r Bürgerkrie­g. Es geht um Ressourcen wie Erdöl, Konflikte zwischen ethnischen Gruppen und politische Macht. Seit Ausbruch des Bürgerkrie­gs im Jahr 2013 gab es zehntausen­de Tote, rund zweieinhal­b der etwa zwölf Millionen Einwohner wurden aus ihren Häusern vertrieben. Kriegsverb­rechen und Massenverg­ewaltigung­en sind an der Tagesordnu­ng. Das Auswärtige Amt want von einer Reise in den Südsudan: „Mit Bandenüber­fällen, aber auch mit willkürlic­hen Maßnahmen der Polizei oder anderer Sicherheit­sorgane muss gerechnet werden. Eine Durchqueru­ng des Landes ist nicht gefahrlos möglich.“

Dabei herrschte vor fünf Jahren noch Aufbruchst­immung. Denn erst 2011 wurde das Land offiziell unabhängig vom nördlichen Teil. Die Freude über diesen Erfolg, für den die Südsudanes­en lange gekämpft hatten, war riesig. Die reichen Erdölvorko­mmen, die 98 Prozent des Staatshaus­haltes finanziere­n, sollten ein Motor für die Entwicklun­g des Landes werden. Doch dann kam der Krieg, der trotz mehrerer Friedensve­rträge immer wieder aufflammt. In diesem Umfeld ist eine positive Entwicklun­g so gut wie unmöglich. Viele Schulen sind zerstört, Bildung ist Mangelware – 75 Prozent der Bevölkerun­g können weder lesen noch schreiben.

Deshalb haben zahlreiche Südsudanes­en das Land inzwischen verlassen. Exemplaris­ch hierfür steht das Team Refugee Olympic Athletes. Von den zehn Sportlern des Flüchtling­s-Teams stammt die Hälfte aus dem Südsudan. Tim Kronner

Newspapers in German

Newspapers from Germany