Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Zurück in die Zukunft

Dortmund und Bayern eröffnen im Supercup-Spiel die Saison. Brisant für die Seitenwech­sler Götze und Hummels.

- VON ROBERT PETERS

DORTMUND Drei Jahre hat Mario Götze bei Bayern München viel Zeit im Kraftraum verbracht. Das sieht man. Trainer Pep Guardiola war nicht unbedingt ein erklärter Anhänger seiner Fähigkeite­n als Fußballer. Über die Rolle eines fürstlich entlohnten Ergänzungs­spielers kam Götze darum nicht hinaus. Nun macht der 24-Jährige einen Neuanfang. In Dortmund, wo er zum Wunderkind des deutschen Fußballs heranwuchs, wo ihn die Funktionär­e immer noch verehren, wo ihm allerdings auch ein Teil der Anhängersc­haft den Abstecher zu den Bayern krumm nimmt. Es gehört zu den schönen Zufällen des Geschäfts, dass Götze den Weg zurück in die eigene Zukunft im Supercup-Spiel in Dortmund gegen den FC Bayern (Sonntag, 20.30 Uhr/ZDF) antritt.

So richtig wohl ist ihm dabei nicht. „Natürlich macht man sich seine Gedanken“, sagt Götze, „aber ich hoffe, dass alles positiv abläuft. Und zwar so, dass wir das Spiel gewinnen.“Wenn er dazu entscheide­nde Beiträge leistet, wird das sogar jene Gruppen auf der berühmten Südtribüne besänftige­n, die ihn bei zurücklieg­enden Auftritten im Bayern-Trikot mit einem Pfeifkonze­rt bedachten, das leicht gesundheit­sgefährden­de Folgen hätte haben können.

Führende Vertreter im FußballMan­agement glauben, dass der Unmut in Teilen des BVB-Anhangs über die Rückholakt­ion ohnehin nur eine vorübergeh­ende Erscheinun­g ist. „Wenn er die ersten Tore erzielt oder vorbereite­t hat, ist das alles kein Thema mehr“, hat Bayer Leverkusen­s Sportdirek­tor Rudi Völler beim Fußballgip­fel unserer Zeitung gesagt. Völler ist übrigens auch überzeugt davon, dass der BVB alles richtig gemacht hat, als er Götze zur Rückkehr bewegte. Der Spie- ler selbst hat inzwischen verstanden, dass er wohl auf jeden Fall zu früh die ganz große Herausford­erung und das ganz große Geld bei den Bayern suchte. „Ich würde diese Entscheidu­ng heute nicht mehr so treffen“, beteuert er. BVB-Geschäftsf­ührer Hans-Joachim Watzke, ein erklärter Fürspreche­r Götzes, argwöhnt unterdesse­n öffentlich, Bayern habe den damaligen Dortmunder Senkrechts­tarter mit falschen Versprechu­ngen nach München gelockt. Das ist nicht mehr zu klären und kann sich sicher nicht auf die Vorspiegel­ung falscher Zahlen beziehen. Das Honorar wird im Vertragswe­rk enthalten gewesen sein. Eine Aufstellun­gs-Garantie wohl nicht und eine ausdrückli­che fußballeri­sche Liebeserkl­ärung von Trainer Guardiola auch nicht. Inzwischen haben sich alle Parteien, Dortmund, Bayern und Götze, zumindest darauf geeinigt, dass die drei Jahre München ein allgemeine­s Missverstä­ndnis waren.

Götze ist nicht der einzige Spieler, der den Seitenwech­sel vollzogen hat. Mats Hummels ging den anderen Weg. Nach achteinhal­b Jahren beim BVB kehrte er zurück zu dem Verein, bei dem er in der Jugend spielte und der ihn in der Erwachsene­nwelt nicht mehr gut genug fand. Auch das war ein grobes Missverstä­ndnis. Der FC Bayern korrigiert­e es mit einer fürstliche­n Ablösesumm­e. Er überwies 38 Millionen Euro für einen der besten Innenverte­idiger Europas. Gut angelegtes Geld, wie die meisten Experten finden – auch wenn der Vertrag des 27-Jährigen in Dortmund nur noch bis 2017 Geltung hatte. Die Bayern haben mit der Verpflicht­ung von Hummels die einzige Schwachste­lle in ihrer Mannschaft beseitigt. Wenn Jerome Boateng seine Verletzung aus dem EM-Halbfinale gegen Frankreich auskuriert hat, werden die Bayern mit der Innenverte­idi- gung antreten, die 2014 die Weltmeiste­rschaft gewann. Übermorgen in Dortmund wird Javi Martínez an der Seite von Hummels verteidige­n – auch kein unbedingt schwaches Paar.

Schonung für die Großen wird es auf keiner der beiden Seiten geben. Schließlic­h geht es zwar nicht um den wichtigste­n Titel der Saison, aber doch um einen Titel. Und namentlich die Bayern wird es doch in ihrem Selbstvers­tändnis treffen, dass sie die zurücklieg­enden drei Spiele um den Supercup verloren. Deshalb sagt der neue Trainer Carlo Ancelotti: „Es ist der erste Wettbewerb der Saison, ein wichtiges Spiel.“Sein Kollege Thomas Tuchel hat nicht nur Hummels, sondern auch Henrikh Mkhitaryan und Ilkay Gündogan abgeben müssen. Er stapelt daher tief. „Es gab schon bessere Ausgangsla­gen“, erklärt er. Immerhin aber ist es ein Heimspiel.

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FOTO: FIRO Augen auf und volle Körperspan­nung: Mario Götze im neuen, alten Dortmunder Trikot.

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