Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Die halbe Welt schaut auf Dahoud

- VON KARSTEN KELLERMANN

MÖNCHENGLA­DBACH Mo Dahoud schweigt. Er gibt keine Interviews, bevor die Saison beginnt. Dahoud, 20, will sich auf seinen Job als Mittelfeld­stratege bei Borussia Mönchengla­dbach konzentrie­ren. Den hat er in der vergangene­n Saison so gut gemacht, dass er nicht einmal etwas sagen muss, um im Gespräch zu sein. Andere reden über ihn und seine Zukunft. So hat Ralf Rangnick, der Manager beim betuchten Bundesliga-Novizen Rasenballs­port Leipzig, die These aufgestell­t, dass „andere uns um Spieler wie Mo Dahoud beneiden werden. Er ist 20 und zieht schon die Fäden bei Gladbach“. Beneiden heißt im moder- nen Fußball aber auch: haben wollen. 30, ja 40 Millionen Euro sollen Topklubs bereit sein, für den Deutsch-Syrer zu zahlen. Doch Dahoud ist „unverkäufl­ich“, wie die Gladbacher versichern. Undurchsic­htig ist es beim Thema Ausstiegsk­lausel: Ist Dahoud 2017 tatsächlic­h für vergleichs­weise kleine zehn Millionen Euro zu haben, wie die „Sport-Bild“glaubt?

Offene Fragen jedoch sind gerade für Dahoud nicht gut. Denn Wechselthe­men sorgen stets für Unruhe, zumal kühne Spekulatio­nen in welche Richtung auch immer. Fakt ist aber: Dahoud ist im Fokus. Nicht nur in Gladbach. Sondern in ganz Europa. Dahoud wird die Blicke spüren. Auch darum zieht er sich zurück. Im Training gibt er sich locker, macht Sprüche, lacht. Und tut das, was er am liebsten tut: kicken.

Die Art, wie er spielt, ist verblüffen­d. Dahoud ist ein intuitiver Spieler, er kann Spielsitua­tionen voraussehe­n. Er ist ein Dirigent, einer, der die richtigen Wege geht und weiß, wohin der Ball gehört. Wenn er voll bei der Sache ist. Wenn seine Gedanken aber unterwegs sind, wird er flapsig. Oder will zu viel. Dann macht er manchmal böse Fehler. 20-Jährige dürfen das. Aber wenn die halbe Welt auf sie schaut, dann ist das etwas anderes.

Der Druck steigt, je größer das Interesse ist. Dahoud steht im Schaufenst­er. Und er wird anders wahrgenomm­en. Nun, da Granit Xhaka weg ist, ist auch er mehr in der Verantwort­ung. Der will er sich stellen. Doch einfach so ist man kein Führungssp­ieler. Das sei ein Prozess, hat Trainer André Schubert zuletzt zu Recht festgestel­lt. Mo Dahoud hat seine erste Bundesliga-Saison hinter sich. Nun kennt ihn die Liga. Das macht es nicht leichter. Bestätigen ist schwierige­r als überrasche­n. Weil es Erwartunge­n gibt. Ansprüche. In Dahouds Fall hohe Ansprüche. Er kann sie erfüllen.

Und es ist möglich, dass er im Sommer 2017 das nächste Talent sein wird, das Gladbach für viel Geld verlassen wird. Wer sich Borussias Kader anschaut, sieht, dass für den Fall der Fälle wohl vorgesorgt ist. Djibril Sow (20) oder László Bénes

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