Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Dicke Luft am Jröne Meerke
Gänsekot, schlechte Wasserqualität, Algenwuchs – rund 20 Kommunalpolitiker und Bürger trafen sich jetzt am Jröne Meerke, um zu diskutieren, wie die „unhaltbare Situation“an dem Weiher zum Positiven verändert werden kann.
NEUSS Sie wollten ein Zeichen setzen und auf die ihrer Ansicht nach unhaltbare Situation am Jröne Meerke aufmerksam machen: Deshalb postierten sich Mitglieder der CDU-Nordstadtkonferenz mit Mundschutz vor dem Weiher in dem beliebten Naherholungsgebiet im Neusser Norden. „Wir wollen nicht mit ansehen, wie das Jröne Meerke dem Verfall überlassen wird“, erklärte Monika MertensMarl, Vorsitzende der CDU-Nordstadtkonferenz. Etwa 20 Kommunalpolitiker und Bürger hatten sich zu der Aktion eingefunden, um gemeinsam über mögliche Lösungen zu diskutieren.
„Wir erwarten Ideen aus dem Rathaus“, so Mertens-Marl. Das Gesundheitsamt solle prüfen, ob Spielund Grillplatz gesundheitlich unbedenklich seien, und die Verwaltung Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung ergreifen, lauteten die Vorschläge. „Wir werden uns aber auch an die Landespolitik wenden wegen der Auswirkungen des Landesjagdgesetzes.“Bereits seit Jahren kommt das Jröne Meerke nicht aus den Schlagzeilen: übermäßige Gänsepopulation, dadurch bedingte schlechte Wasserqualität, Algenwuchs und Fischsterben, Gänsekot auf Wiesen und Wegen, teilweise sogar auf dem Spielplatz. Dabei hatte es in jüngster Zeit so ausgesehen, als würde sich die Situation bessern. Denn Further Bürger sowie der Neusser Stadtrat hatten verschiedene Maßnahmen umgesetzt. Eine – offenbar wirkungsvolle Möglichkeit – war das sogenannte Gänsemanagement, bei dem die Eier der Schneegänse unfruchtbar gemacht wurden. Diese Option war 2015 vom Rhein-Kreis Neuss nach dem Jagdrecht genehmigt worden und hatte zu einem Rückgang der Gänse-Population geführt.
Doch Anfang des Jahres wurde das Landesjagdgesetz geändert, seitdem sind Schneegänse keine jagdbare Art mehr. Die Folgen seien bereits festzustellen, so Thomas Kaumanns, jugendpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion. „Das Wohl der Gänse wird über das der Menschen gestellt“, kritisierte er. „Gerade erst haben wir beschlossen, den Spielplatz für 90.000 Euro zu sanieren. Da kann es doch nicht sein, dass wir ihn wieder den Gänsen überlassen, die ein Spielen von Kin- dern unmöglich machen.“Auch Heidemarie und Jürgen Krieger, die ihr Jröne Meerke „lieben“und als Kinder hier schwimmen gelernt haben, sehen diese Entwicklung mit Besorgnis und waren deshalb zu der CDU-Veranstaltung gekommen. „Es ist doch kein Tierschutz, wenn sich Gänse bedenkenlos vermehren können und alles andere dadurch verkommt“, klagte Heidemarie Krieger und ihr Mann wurde drastisch: „Gänse sind doch kein Naturereignis, weshalb wir durch Kot waten müssen.“Vor allem kleine Kinder könnten nicht unbekümmert spielen aufgrund des Gänsedrecks, sagte CDU-Mitglied Bernadette Thielen. „Ich war schockiert, als ich kürzlich hier war.“
Am Abend der CDU-Aktion sah es dagegen ganz anders aus: Keine Gänse weit und breit, kaum Algen und saubere Wege. Auch die Kommunalpolitiker zeigten sich überrascht. Die regelmäßigen Besucher des Jröne Meerke wussten aber die Gründe: Etliche Gänse seien bereits Richtung Süden gezogen und der Weiher sowie die Wege seien erst vergangene Woche gereinigt worden.