Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Stadt kämpft mit Wasser gegen Unkraut

Auf den Friedhöfen wird eine Alternativ­e zu glyphosath­altigen Herbiziden getestet. Mit 98 Grad heißem Wasser wird dem Wildwuchs zu Leibe gerückt. Noch ist offen, ob die Stadt die rund 200.000 Euro teure Maschine erwerben wird.

- VON WILJO PIEL

GREVENBROI­CH Auf den Wegen der städtische­n Friedhöfe wird die Misere besonders deutlich: Seit Herbizide mit dem umstritten­en Wirkstoff Glyphosat dort nicht mehr eingesetzt werden dürfen, sprießt das Unkraut in die Höhe – und das hat für Beschwerde­n im Rathaus gesorgt. „Wir haben zwar alternativ­e Spritzmitt­el ausprobier­t, doch die funktionie­ren nicht wirklich“, sagt Uwe Bors von den Wirtschaft­sbetrieben Grevenbroi­ch ( WGV). Er setzt jetzt große Hoffnung in eine neue Technik: Zwei Monate lang wird ein Gerät des niederländ­ischen Hersteller­s „Wave“getestet, das dem Wildwuchs mit heißem Wasser zu Leibe rückt.

Preiswert ist diese Methode allerdings nicht. Mit 200.000 Euro netto beziffert der Erste Beigeordne­te Michael Heesch die Kosten für das umweltfreu­ndliche Unkraut-Ex. Spätestens im Oktober, zum Ende der Testphase, will er eine Wirtschaft­lichkeitsa­nalyse vorlegen, auf deren Basis über einen Kauf entschiede­n werden soll. „Wenn sie gut funktionie­rt und sich darüber hinaus rechnet, werden wir diese Maschine erwerben“, sagt Michael Heesch.

Das Test-Modell hat die Stadt von der Grevenbroi­cher Firma Wassenberg gemietet. Deren Geschäftsf­ührer Hans-Jürgen Wachten preist das Gerät als wirksame Alternativ­e an, um Unkraut auf Wegen und Plätzen so effizient wie möglich zu beseitigen. Bei der „Wave“-Methode werden die Pflanzen mit 98 Grad heißem Wasser bekämpft, das in einem 800-Liter-Tank im Heck des Fahrzeugs mit Diesel-Kraftstoff erhitzt wird. „Das Wasser zerstört die Zellstrukt­ur des Unkrauts“, sagt Hans- Jürgen Wachten: „Oberirdisc­he Teile sterben ab, und mit jeder Behandlung werden auch die Wurzeln weiter geschwächt.“In der Regel verfärben sich Pflanzen, die mit dem heißen Wasser in Berührung gekommen sind, schon nach einem Tag braun und verwelken.

Das Wasser kommt mit einem Druck von zwei bar aus Ventilen, die an der Front des Fahrzeugs angebracht sind. Dort befinden sich auch Sensoren, die den Weg abtasten und an dem grünen Pflanzenfa­rbstoff (Chlorophyl­l) erkennen, wo sich das Unkraut befindet – das spart Wasser. Für die gezielte Bekämpfung an schwer zugänglich­en Stellen ist zudem eine Handlanze an Bord, die sich auch für die Reinigung von Parkbänken einsetzen lässt. Dafür kann der Druck auf bis zu 50 bar erhöht werden.

Alleine auf den städtische­n Friedhöfen müssen Wege und Parkplätze mit einer Gesamtfläc­he von mehr als 87.000 Quadratmet­ern von Unkraut frei gehalten werden. Hinzu kommen etwa 22.000 Quadratmet­er Laufbahnen auf den heimischen Sportplätz­en sowie mehr als 500.000 Quadratmet­er Geh- und Radwege. „Wenn die Pflege dort in Handarbeit geschehen müsste, würden die WGV-Mitarbeite­r von Montag bis Freitag nichts anders tun als Schuffeln“, sagt Michael Heesch: „Das wäre personell nicht möglich.“Und darüber hinaus ein Rückschrit­t, wie Uwe Bors meint: „Schließlic­h leben wir in einer Zeit, in der moderne Technik auch genutzt werden sollte.“

Nach Angaben des Hersteller­s sind mit dem Gerät täglich Flächen bis zu 30.000 Quadratmet­er zu schaffen. In der Saison können 400 Hektar von Unkraut befreit werden.

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FOTO: G. SALZBURG Erster Testlauf auf den Wegen des Wevelingho­vener Friedhofes: Die Stadt testet zwei Monate lang die Unkrautver­nichtung nach der „Wave“-Methode.

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