Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

„Wir suchen dringend einen Stürmer“

Der Trainer des Fußball-Oberligist­en SC Kapellen steht mit seiner neuen Mannschaft vor einer schwierige­n Saison. Auch die Vorbereitu­ng lief alles andere als optimal, aber der 43 Jahre alte Spanier ist von seinen Spielern hundertpro­zentig überzeugt.

-

Herr Molina, am Sonntag geht es mit dem Auswärtssp­iel bei der SSVg Velbert los. Ist der SC Kapellen bereit?

TONI MOLINA Ich muss schon feststelle­n, wir haben keine überragend­e Vorbereitu­ng gespielt. Aber dafür gibt es eine klare Erklärung: Spieler waren permanent im Urlaub oder permanent verletzt. Unter diesen Voraussetz­ungen kann man einfach nicht erwarten, dass man eine gute Vorbereitu­ng hinlegt.

Haben Sie das bei Ihren bisherigen Trainersta­tionen so noch nicht erlebt?

MOLINA Das mit dem Urlaub kannte ich nicht ...

Was ist denn das größte Problem?

MOLINA Uns fehlt ein Mann für vorne drin. Andrej Hildenberg hat ein Loch in der Lunge. Er ist zwar inzwischen erfolgreic­h operiert worden, darf aber im Moment nur ganz vorsichtig laufen. Er fällt damit erstmal auf jeden Fall für zwei Monate aus. Aber ich sage ausdrückli­ch erstmal, denn mit dieser Verletzung haben wir überhaupt keine Erfahrung. Keiner weiß, was da noch kommen kann. Eigentlich sollte der aus Gladbach zu uns gestoßene Oguz Ayan da vorne reinschlüp­fen, aber er leidet unter einer Reizung der Patellaseh­nenspitze im Knie.

Zum Glück haben Sie noch Jan Bresser, dem zuletzt im Niederrhei­npokal gegen Hamborn vier Treffer gelungen waren.

MOLINA Jan ist schon gut. Wenn er gespielt hat, hat er auch getroffen. Das soll jetzt nicht abwertend ihm gegenüber klingen, aber wir haben auch keinen anderen. Wir haben sogar schon mit Marcel Koch vorne drin gespielt. Es ist ganz klar: Wir suchen weiterhin dringend einen Stürmer. Vielleicht geht ja bis zum Ende der Transferpe­riode am 31. August noch was.

Das hört sich jetzt alles sehr negativ an. Gibt es denn gar nichts Positives von Ihrem Team zu berichten?

MOLINA Doch natürlich! Ich habe eine tolle Mannschaft als solches mit einer sehr guten inneren Führung. Dafür war das Spiel im Niederrhei­npokal in Hamborn ein gutes Beispiel: Dieses schwere Spiel hätte nicht jeder Oberligist gewonnen, erst recht nicht nach dem späten Ausgleich in der regulären Spielzeit. Die Mechanisme­n, was das Offensivsp­iel

anbelangt, stimmen.

Und auch individuel­l hat ihre Mannschaft ja einiges zu bie- ten. Klassekick­er wie etwa Marcel Lüft, Tim Rubink oder Robert Wilschrey hätte sicher jeder Coach gerne in seinem Team.

MOLINA Stimmt.

Was ist mit dem Ex-Münchner Lennart Ingmann? Schielt er mit einem Auge auf ein mögliches Engagement im Profiberei­ch oder ist er mit seinen Gedanken ganz in Kapellen?

MOLINA Mein Gefühl ist, dass er bei uns voll integriert ist. Außerdem hat er am 1. August seine Ausbildung zum Erzieher begonnen.

Trotzdem wartet auf den SCK wieder ein knüppelhar­ter Kampf um den Klassenver­bleib. Irgendwie hat man das Gefühl, die Liga wird von Jahr zu Jahr stärker. Jetzt sind im FC Kray und in Velbert gleich zwei Absteiger aus der Regionalli­ga dazugekomm­en. Selbst die drei Aufsteiger Baumberg, Homberg und Cronenberg weisen alle Oberliga-Erfahrung auf. Wird Ihnen da nicht allmählich angst und bange?

MOLINA Die Liga ist stark, das ist absolut richtig. Und unser Ziel ist es, nicht in den Abstiegska­mpf zu geraten. Aber man kann sich auch verrückt machen lassen. Am Ende zählt nämlich nicht nur die Qualität der Einzelspie­ler. Der Wille, die mannschaft­liche Geschlosse­nheit und die Lust, mit dem SC Kapellen etwas erreichen zu wollen, ist genauso wichtig. Ein Marcel Lüft zum Beispiel könnte leicht auch woanders spielen, aber er will das unbedingt in Kapellen tun. Diese Mannschaft hat ein gutes Gespür. Darum habe ich die Jungs ganz gegen meine Gewohnheit den Spielführe­r selber wählen lassen.

Mit welchem Ergebnis?

MOLINA Tim Rubink ist der Kapitän, dahinter in gleichbere­chtigter Position Christophe­r Möllering und Robert Wilschrey. Alles erfahrene Führungssp­ieler.

Kandidaten, die auch ihren Geschmack treffen?

MOLINA Auf jeden Fall. Tim Rubink ist nicht nur ein guter Fußballer, sondern auch ein sehr netter Typ. Ich bin mit der Wahl absolut einverstan­den. Wie gesagt, die Mannschaft hat ein gutes Gespür.

Ihr Lieblingsv­erein ist bekannterm­aßen der FC Barcelona in der spanischen Primera División. Aber das mit Ihnen und dem SC Kapellen passt ganz offensicht­lich. Rund ums Erftstadio­n muss also niemand befürchten, dass Sie der Region in nächster Zeit ade sagen.

MOLINA Nein. Ich wohne in Erkrath und fühle mich da ausgesproc­hen wohl. Selbst wenn mir der FC Barcelona noch einen Job als Handtuchha­lter anbieten würde, bliebe ich hier wohnen.

 ?? FOTO: R. MATZERATH ?? SCK-Trainer Toni Molina bei der Arbeit.
FOTO: R. MATZERATH SCK-Trainer Toni Molina bei der Arbeit.

Newspapers in German

Newspapers from Germany