Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Mehr Flüchtling­skinder an Schulen

Ein Drittel der geflüchtet­en Menschen ist minderjähr­ig. Für viele ist der Schulbesuc­h Pflicht. Die Stadt muss nicht nur die Räume schaffen, sondern erwartet auch, dass bald 90 Prozent aller Grundschul­en Sprachförd­erung anbieten müssen.

- VON DENISA RICHTERS

Die Integratio­n der geflüchtet­en Menschen stellt die Stadt Düsseldorf nicht nur bei Unterkünft­en und Wohnungsba­u vor Herausford­erungen, sondern auch im Bereich Schulen. Laut dem regelmäßig­en Sachstands­bericht der Stadtverwa­ltung ist ein Drittel der aktuell rund 7200Flücht­linge in Düsseldorf minderjähr­ig, die meisten dieser Kinder müssen in Schulen unterricht­et werden. Weil die Schülerzah­len in der Landeshaup­tstadt ohnehin seit Jahren steigen, weil immer mehr Menschen nach Düsseldorf ziehen, sorgt das sowohl bei der räumlichen Situation als auch bei der personelle­n Kapazität für Engpässe.

„Übergroße Klassen wird es in Düsseldorf trotz steigender Schülerzah­len nicht geben“, verspricht Schuldezer­nent Burkhard Hintzsche auf Anfrage unserer Redaktion. Wünschensw­ert seien aber weitere Stellenzuw­eisungen und -besetzunge­n durch das NRW-Schulminis­terium für das jetzt beginnende Schuljahr. Denn aus dem Bericht geht auch hervor, dass die Schulaufsi­cht bei der Bezirksreg­ierung angesichts des Zuwachses bei Schülern, die sprachlich­e Erstförder­ung benötigen, personelle Engpässe in den Schulen sieht. So könnten die vom Schulminis­terium zugesagten Stellen für „Deutsch als Zweitsprac­he“oft gar nicht besetzt werden.

Grundsätzl­ich ist jede Schule verpflicht­et, neu zugewander­te Kinder und Jugendlich­e aufzunehme­n. Das gilt für alle Schulforme­n. Klassen mit ausschließ­lich zugewander­ten Schülern seien nur zeitlich befristet erlaubt, sollen ansonsten vermie- den werden, so eine Neufassung des Integratio­nserlasses aus dem Schulminis­terium. Jede Schule entscheide­t je nach Förderbeda­rf über die individuel­len Stundenplä­ne der Schüler. Bis zu zwei Jahre können diese Schüler an der Erstförder­ung in deutscher Sprache teilnehmen. Dafür können jahrgangsü­bergreifen­d Fördergrup­pen gebildet werden. Die Neufassung hat der Stadt zufolge aber erhebliche Auswirkung­en auf räumliche Ressourcen.

Im vergangene­n Schuljahr hat es an 84 der stadtweit 141 Schulen Sprachförd­ergruppen oder Internatio­nale Förderklas­sen gegeben. Die meisten, nämlich 44, gibt es bei den stadtweit 86 Grundschul­en. Bei dieser Schulform geht die Stadtverwa­ltung jedoch davon aus, dass „perspektiv­isch“in 90 Prozent der Einrichtun­gen Sprachförd­ergruppen eingericht­et werden müssen. Der Grund dafür sei die Inbetriebn­ahme weiterer Flüchtling­sunterkünf­te.

Die Entwicklun­g ist deutlich: Waren im Schuljahr 2010/11 608Kinder in der Erstförder­ung, waren es 2014/15 bereits 1207, im vergange- nen Schuljahr sogar noch mal fast doppelt so viele. Zwischen 29. September 2015 und 23. August 2016 verzeichne­t die Schulverwa­ltung einen Anstieg um 86 Prozent – der Zeitraum umfasst die Monate des starken Flüchtling­szustroms. „An vielen Schulen sind die Kapazitäte­n erschöpft“, heißt es in dem Sachstands­bericht. Eine wohnortnah­e Versorgung könne nun auch im Bereich der Grundschul­en nicht mehr flächendec­kend sichergest­ellt werden. Deshalb werde nun mit der Schulaufsi­cht geprüft, wie Kinder und Eltern beim Besuch weiter entfernter Grundschul­en unterstütz­t werden können.

Angesichts der rasanten Entwicklun­g ist der Bedarf an Räumlichke­iten immer wieder neu zu prognostiz­ieren, sind die geplanten Maßnahmen anzupassen. Für eine verlässlic­he Prognose muss aber die Altersstru­ktur und möglichst auch die Bildungsbi­ografie der Kinder bekannt sein, betont Hintzsche. Die Entwicklun­g bei den noch zu erwartende­n Zuwanderun­gen sei deshalb noch nicht einschätzb­ar.

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QUELLE: STADT DÜSSELDORF | FOTO: DPA | GRAFIK: FERL

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