Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Zukunftsjob Fernseh-Experte
Hiermit bewerbe ich mich beim Fernsehen als Sportreporter oder Moderator. Ich sehe zwar nicht ganz so gut aus wie Rudi Cerne, bringe aber ansonsten die besten Voraussetzungen mit. Denn ich habe zu allem, was die Athleten darbieten, immer ganz viele Fragen, kann klug daherreden, und wenn man mir ein paar Experten zur Seite stellt, wird sich das Publikum bestens informiert fühlen.
Bei der Fußball-Europameisterschaft haben sie neulich eine ganz neue Dimension geschaffen – für je zwei Spieler im deutschen Aufgebot ungefähr einen Experten. Das ist natürlich ausbaufähig. Wichtig ist, dass so ein Experte zuvor schon öfter seine Nase in eine TV-Kamera gehalten hat und in der schönsten Ecke meines Wohnzimmers zu besichtigen war. Dann ist er prominent, und das ist ein Kriterium. Das schafft Vertrauen.
Was aber die Verantwortlichen geritten hat, mir einen SupermarktGeschäftsführer zu präsentieren, der früher mal ein paar unbedeutende Fußball-Mannschaften trainiert, aber nie etwas Nennenswertes gewonnen hat – das weiß der Himmel. Ein Guardiola oder Mourinho hätte es schon mindestens sein sollen. Denen hätte ich ja abgenommen, dass der linke Innenverteidiger einen Meter weiter rechts stehen müsste und der Sechser anderthalb Meter weiter vorn agieren soll.
Wie komme ich jetzt von der EM zu den Olympischen Spielen? Ganz einfach. Da das deutsche SportlerAufgebot in Rio wesentlich umfangreicher ist als bei der EM, müssten dort entsprechend mehr Experten im Einsatz sein – weit über 200. Ist aber nicht der Fall. Deswegen sehe ich da noch Potenzial. Wenn meine Bewerbung nicht angenommen wird, dann stehe ich für die nächsten Winterspiele zumindest als Experte zur Verfügung.
Und da weiß ich aus eigener leidvoller Erfahrung, was der Ski-Experte Marco Büchel immer wieder predigt: dass grundsätzlich der Außenski zu belasten ist. Er hat allerdings noch nie erklärt, warum die Alpinfahrer nicht gleich mit zwei Außenski auf die Piste gehen.