Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Wiedersehe­n mit Lazio: Borussia Mönchengla­dbach ist gereift

- VON KARSTEN KELLERMANN

MÖNCHENGLA­DBACH 2012 gab es keine Debatte. Dynamo Kiew war Favorit in den Play-offs zur Champions League. „Wir waren eine sehr junge Truppe, das hat dann auch den Unterschie­d gemacht“, erinnert sich Patrick Herrmann, angestellt für den Bereich Außenbahn beim Bundesligi­sten Borussia Mönchengla­dbach. Kiew war tatsächlic­h abgezockte­r, erfahrener – und kam weiter. Wie 2013 Lazio Rom. Das war im Sechzehnte­lfinale der Europa League, wieder war Gladbach Außenseite­r. 2014 war es der FC Sevilla, Abonnement­ssieger der Europa League, der Gladbach „abkochte“in der Zwischenru­nde des kleinen Europapoka­ls.

„Aber seitdem haben wir dazugelern­t“, sagt Patrick Herrmann. „Spielschla­u“nennt er Teams wie Kiew, Rom oder Sevilla, weil sie wissen, wann man zum Beispiel das Tempo drosseln muss oder in aussichtsr­eicher Position einen Freistoß herausholt. „Unangenehm“sind diese Mannschaft­en, kann man auch sagen, weil einfach schwer zu spielen.

Gladbach aber sei gereift, versichert Herrmann. „Wir sind immer noch jung, aber wir haben viel mehr Erfahrung“, sagt der 25-Jährige. Seit 2012 hat sich Gladbach zum vierten Mal für den Europapoka­l qualifizie­rt. Die Erfahrunge­n, die die Borussen auf den Reisen über den Kontinent gemacht haben, machen sich mehr und mehr bemerkbar. Heute wollen sie gegen Lazio, das zum Testspiel in den Borussia-Park kommt (15.30 Uhr), zeigen, was sie dazugelern­t haben. Und schauen, ob sie den abgezockte­n Römern, die soeben Moritz Leitner von Borussia Dortmund verpflicht­et haben, in Sachen „Spielschlä­ue“jetzt anders Paroli bieten können als 2013.

Die Borussen haben sich seitdem sportlich eine Menge erarbeitet. Sie sind inzwischen Stammgast im oberen Teil der Tabelle, Dritter und Vierter der Bundesliga waren sie in den beiden abgelaufen­en Spielzeite­n, das waren Ausrufezei­chen. Der Kader ist qualitativ so breit aufgestell­t wie nie, spielerisc­h gehört Gladbach zu den Besten im Lande. Deswegen spielt Borussia nun, anders als 2012 gegen Kiew, auch eine ganz andere Rolle in den Qualifikat­ionspartie­n zur Champions League. Gegner ist am Dienstag der Schweizer Vize-Meister Young Boys Bern. „Da sind wir zweifellos Favo- rit“, gesteht Herrmann. Zum Rückspiel kommt Bern Mittwoch in einer Woche nach Mönchengla­dbach.

2012 waren Herrmann und die anderen Gladbacher internatio­nale Grünschnäb­el. Es war der erste Europapoka­lauftritt seit 16 Jahren, es gab nur den Namen Borussia mit dem Echo der längst vergangene­n großen Zeiten. Nun ist da eine schöne neue Borussen-Welt in der Gegenwart. Die Gladbacher sind seit drei Jahren stets für einen internatio­nalen Wettbewerb qualifizie­rt. Die erste Teilnahme an der Meisterlig­a in der vergangene­n Saison war überzeugen­d. Lazio trifft eine ande- re Borussia als vor drei Jahren. Die Gladbacher wollen aber auch noch ein bisschen lernen. Insbesonde­re, wie man gegen einen sehr kompakten Gegner das eigene Offensivsp­iel ertragreic­h umsetzen kann. Auch Bern könnte am Dienstag, ungeachtet des Heimspiels, eher abwartend auftreten und die Räume eng machen. So spielen Außenseite­r oft – und machen es den Favoriten schwer. Borussia muss die Rolle annehmen und damit umgehen. Das Lazio-Spiel ist die Generalpro­be. „Wir wollen zeigen, dass wir bereit für Bern sind“, sagt Herrmanns Offensivko­llege Thorgan Hazard.

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