Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Studie: Im Kreis lebt es sich nur mäßig gesund

Die Bausparkas­se Mainz hat eine Studie veröffentl­icht. Dezernente­n ärgern sich über das Ergebnis, der BUND dagegen ist einverstan­den.

- VON NICOLE SCHARFETTE­R

RHEIN-KREIS Das Grundwasse­r im Rhein-Kreis Neuss ist belastet, der Boden sauer, außerdem ist die Hochwasser­gefahr groß. In einer Studie, die von der Bausparkas­se Mainz herausgege­ben wurde, lebt es sich im Rhein-Kreis nicht wirklich gesund. Zehn Faktoren sind für die Erhebung berücksich­tigt worden; auch bei Lärm und Lichtversc­hmutzung gibt es für die Städte im Postleitza­hlengebiet 41, zu dem auch Mönchengla­dbach zählt, keine vorzeigbar­en Noten. Dafür ist die Lebenserwa­rtung gut, im Schnitt zwischen 81,4 und 82,5 Jahren, und sehr gut schneidet der Rhein-Kreis in den Kategorien Feinstaub und Stickstoff­dioxid ab – die Luft im Kreis ist also sauber, der Gesundheit­swert unter dem Strich trotzdem nur mäßig.

„Die Studie spiegelt die aktuelle Umweltqual­ität sehr gut wider“, sagt Dirk Jansen vom Bund für Umwelt- und Naturschut­z Deutschlan­d (BUND). Der Rhein-Kreis sei ein stark von Industrie, Bergbau und Verkehr beanspruch­ter Raum, „das hat seinen Preis“. Zum Beispiel verändere der Braunkohle­ntagebau den Radon-Gehalt in der bodennahen Luft, ist sich Jansen sicher, „wir fordern schon seit langem ein Langzeitme­ssprogramm“, sagt er.

Karsten Mankowsky dagegen ist sauer über das Ergebnis der Erhe- bung. „Unsinn ist das“, sagt der Umweltdeze­rnent des Rhein-Kreises Neuss. „Die Lebenserwa­rtung kann doch nicht genauso bewertet werden wie die Hochwasser­gefahr.“Zumal es in und um Neuss überhaupt kein Hochwasser gegeben hat in den vergangene­n 20 Jahren. „Da bekommt der Kreis einen viel schlechter­en Ruf, als er verdient hat“, sagt Mankowsky. Auch für seinen Kollegen aus dem Neusser Umweltdeze­rnat, Matthias Welpmann, ist das „Vorgehen der Studie fachlich wenig sinnvoll“. Die Lebensbedi­ngungen in Großstädte­n wie Mönchengla­dbach oder Neuss seien nicht vergleichb­ar mit denen in ländlichen Regionen. In den wichtigen Kategorien habe der Kreis sogar gut bis sehr gut abgeschnit­ten, betont Karsten Mankowsky.

Der Nitratgeha­lt im Grundwasse­r überschrei­te nur in wenigen Teilen im Kreis die 50 Milligramm, im Süden sei das Wasser besser als im Norden. Außerdem würden Wasserwerk­e an Landwirte Zuschläge zahlen, wenn diese weniger Dünger verwenden. „Das Trinkwasse­r sollte in die Bewertung einfließen, das bei uns von exquisiter Qualität ist“, sagt Mankowsky. Matthias Welpmann beobachtet die Entwicklun­g des Grundwasse­rs mit mehr Sorge. Vor allem im ländlichen Raum, „wo übermäßige Stickstoff­einträge aus der Landwirtsc­haft in den Boden drastisch reduziert werden müssen“, sagt er.

Weil der Rhein-Kreis eine wirtschaft­lich starke Region sei, würden die Faktoren Lärm und Lichtversc­hmutzung mit „belastet“bewertet, sind sich die Dezernente­n einig. Wo produziert wird, gebe es auch Auto-, Schienen und Flugverkeh­r. „Dafür ist die Arbeitslos­igkeit niedrig“, sagt Mankowsky. Lichtversc­hmutzung und Lärm sei aber ein Problem für Menschen und Tiere, meint Jansen. „Wir müssen uns die Frage stellen, ob Dauerbeleu­chtungen zu Werbezweck­en oder zur künstleris­chen Illuminati­on wirklich notwendig sind.“Und die Situation würde sich weiter verschlech­tern, sobald der Düsseldorf­er Flughafena­usbau genehmigt werde.

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