Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Geisels Rathaus-Café kommt erst 2018

Die Idee, das Rathaus gastronomi­sch für alle Düsseldorf­er zu öffnen, ist leichter gesagt als getan. Für zwei Jahre umkurven jetzt erst einmal Baufahrzeu­ge das Reiterstan­dbild des Jan Wellem.

- VON UWE-JENS RUHNAU

Das nächste Kapitel der Landesbaus­tellenstad­t Düsseldorf steht an: Ab Herbst soll die Alte Kämmerei am Marktplatz saniert werden. Der große Bürobau gegenüber vom historisch­en Rathaus muss generalübe­rholt werden. Deswegen rücken die Lkw für den Schutt-Transport und sonstige Baufahrzeu­ge nun dem Reiterstan­dbild des Jan Wellem auf die bronzene Pelle. Der Marktplatz wird quasi eine Baustellen­einrichtun­g. „Die Lkw werden vom Burgplatz kommend den Jan Wellem umkurven und an der Kämmerei halten“, sagt Jochen Wirtz, Büroleiter von Oberbürger­meister Thomas Geisel. Es werde dort „ziemlich ungemütlic­h“. Eine Folge: Vom Plan, im Ratskeller eine öffentlich­e Gastronomi­e mit Terrassenb­etrieb draußen einzuricht­en, hat man sich erst mal verabschie­det. Frühestens Ende 2018 soll diese nun eröffnen.

Vorgeschla­gen hat Geisel die öffentlich­e Nutzung vor etwas mehr als einem Jahr. Dafür gab es viel Zustimmung und illustre Vorschläge für etwaige Nutzer. Heino als gelernter Bäcker und Caféhausbe­treiber war der bekanntest­e Kandidat, der erst halb die Hand hob, dann aber doch vom großen Auftritt vor dem Rathaus Abstand nahm.

Von Beginn an im Bewerberte­am dabei und mit gutem Konzept versehen ist Titus Jacobs, Betreiber der Eisbahn am Kö-Bogen. Er möchte ein Wiener Café einrichten mit Betrieb von morgens bis spätabends; mit Frühstück, Mittagstis­ch, Kuchentafe­l am Nachmittag und abends warmer Küche. „Ich habe nichts mehr aus dem Rathaus gehört“, sagte er jetzt. Zu tun hat dies vielleicht mit den hohen Umbau- kosten für den Keller, in dem es keine richtige Küche gibt. Eine sechsstell­ige Summe wäre nötig. Geld, das nicht zur Verfügung steht.

Tatsächlic­h rudert Geisels Büro ein wenig zurück. Wirtz erwägt mittlerwei­le, einen Gastronome­n aus der Nachbarsch­aft einzubinde­n. Jemanden, der vor allem den Platz als Terrasse bespielt und den Ratskeller hin und wieder für Veranstalt­ungen mit nutzt. „Das könnte man beim Weihnachts­markt schon ausprobier­en“, sagt Wirtz. Frank Schrader, Marketingc­hef der Stadt, könne unter den Mietern nach einem Interessen­ten schauen.

Das Profil würde auf Hans-Peter Schwemin mit seiner Brauerei Kürzer passen, der ebenfalls seinen Hut in den Ring geworfen hat. Der urteilt aber vorsichtig. „Vor dem Rathaus – ja, das ist eine tolle Adresse, aber die Location ist schwierig.“Er könne sich dort „ein gewisses Niveau“vorstellen, dem Rathaus angemessen, und auch den Veranstalt­ungsbetrie­b im Keller. Man müsse „bei diesem Objekt aber eine gemeinsame Findungsph­ase einplanen“. Es koste halt alles Geld.

Die Zeit für diese Findungsph­ase gibt es jetzt. Sie gilt auch für einen dritten Bewerber, der sich bislang in Deckung hält. Nahezu zwei Jahre bleiben, „denn diese Bauarbeite­n kann man keinem Mieter eines Rathaus-Cafés zumuten“, sagt Wirtz. Der Start der Arbeiten an der Alten Kämmerei steht auch noch nicht genau fest, denn offen ist, ob das Projekt von der Stadt selbst oder einem Investor durchgefüh­rt wird. Da laufe das Prüfverfah­ren, heißt es. Man wähle am Ende das Verfahren, das am günstigste­n für die Stadt sei. Teuer wird es so oder so, und zwar um die 45 Millionen Euro.

Er schätze an Thomas Geisel seinen Fleiß, sagte CDU-Fraktionsc­hef Rüdiger Gutt jüngst im RP-Interview. Man kann sich aber auch fleißig verzetteln. In diese Kategorie scheint sich das RathausCaf­é zu verkrümeln. Die Idee, das Rathaus auf diese Weise für die Menschen zu öffnen, ließ sich werbewirks­am vermarkten. Im April sollte es öffnen, dann im Mai, schließlic­h störte das Public Viewing zur Fußball-EM, jetzt kommt ja das NRW-Fest. Und nun? Die Bauarbeite­n an der Kämmerei starten. Welche Überraschu­ng. Das ist alles ein bisschen peinlich und wenn jetzt von Ende 2018 die Rede ist, fragt man sich: Kann es sein, dass die Sturmschäd­en von Orkan Ela eher beseitigt und Schulen und Bäder schneller neu gebaut oder saniert sind, als es braucht, ein Café im Rathaus unterzubri­ngen? Es wird das Sahnehäubc­hen der Projekte, selbst wenn die Sahne dann schon zu Butter geschlagen ist. uwe-jens.ruhnau

@rheinische-post.de

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RP-FOTO: ENDERMANN Rund um Jan Wellem kreisen bald die Bau-Lkw. Die Rathaus-Gastronomi­e soll im Bereich rechts starten, mit Außenterra­sse und Betrieb im Keller.

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