Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Im Monte-Carlo der Alpen

Kaiser und Könige, Künstler und Konzernlen­ker – alle waren schon mal in Bad Gastein. Der traditions­reiche Kurort ist eine schlummern­de Schönheit, die mit neuen Ideen aufgeweckt wird.

- VON BERND F. MEIER

„Fühlen sie mal am Felsen: Er ist feucht und warm“, fordert Doris Höhenwarte­r die Gäste während der Wanderung über den Wasserfall­weg auf. Aus dem Gestein entspringt aus 17 Quellen das heilende Thermalwas­ser mit Temperatur­en bis zu 48 Grad. Die Quellen in einer Seehöhe von etwa 1000 Metern bringen täglich fast fünf Millionen Liter Thermalwas­ser zu Tage.

Auf dem Weg entlang der über 200 Meter herabstürz­enden, brausenden Wasserflut­en erleben die Gäste Schritt für Schritt die Bad Gasteiner Geschichte. Eine Geschichte, die im Jahr 1478 begann: Der Habsburger Kaiser Friedrich III. weilte zur Badekur in dem winzigen Weiler Gastein, der damals aus einer Kirche und 16 Häusern bestand. „Der Kaiser war der erste berühmte Badegast bei uns“, erzählt Siegfried Moser, Leiter des kleinen Heimatmuse­um.

Dem Monarchen folgten viele – der Preußen-Kaiser Wilhelm I. reiste ab 1871 20 Mal zur Kur an; Kaiserin Sisi brachte es ab 1888 auf fünf Aufenthalt­e. „Wir waren das Alpenbad der Prominente­n“, sagt Moser. Denn in der Folge kamen auch Künstler und Konzernbos­se, Hochstaple­r und Hasardeure. Bad Gastein boomte zu Zeiten der Belle Epoque, der schönen Zeit in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunder­ts bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs 1914. Es war die große Zeit der Hotelneuba­uten in dem nur 120 Einwohner zählenden Ort. Luxusherbe­rgen mit eigenen Badeabteil­ungen wurden im Monte Carlo der Alpen an steilen Berghängen errichtet. Alleine 28 an der Zahl zwischen 1906 und 1914, als die Eisenbahn das bis dahin abgelegene Tal in den Hohen Tauern erreichte.

Die goldenen Jahre sind vorüber – links und rechts des Wasserfall­s stehen vier Hotels leer, und das Kongressze­ntrum hat schon lange keine Tagung mehr gesehen. „Doch wir werden an die großen Zeiten von Bad Gastein anknüpfen“, sagt Tourismusm­anagerin Doris Höhenwarte­r. Gerade wurde ein schickes neues Café am Wasserfall im historisch­en Kraftwerk eröffnet. Das Bauwerk von 1914 verwandelt sich in diesem Sommer zum sechsten Mal zum Atelier für internatio­nale Künstler, die beim Kunstund Kulturfest­ival „SommerFris­che-Kunst“(noch bis 31. August) unter dem Motto „Ar- tists in Residence“neue Werke schaffen werden. Als „Diva der Alpen“war der Kurort immer schon Stätte der Hochkultur und Hotspot für Künstler und Kunstinter­essierte.

„Wir haben darüber hinaus den „Jazz in the City“und im September das Schubert-Festival. Bad Gastein darf nicht mittelmäßi­g werden und sich mit anderen Skiorten vergleiche­n, denn mit seinen historisch­en Hotelbau- Siegfried Moser ten ist der Ort einmalig“, sagt Architekt Thomas Sebastian Maria „Ike“Ikrath, der dort seit 1996 lebt. Außerdem sei der Ort neben dem Schweizer Gotthardpa­ss der einzige Platz an einer durchgehen­den Eisenbahn-Nord-Südverbind­ung in den Alpen. Auch die Skandinavi­er haben Bad Gastein als Winterspor­tzentrum entdeckt. Ike Ikrath weiß: „In Schweden gelten wir als cool.“

In der kurzen Sommersais­on – Juli und August – bricht Nationalpa­rk-Ranger Hans Naglmayer vom Naßfeld aus zu Tagestoure­n auf: Auf der alten Römerstraß­e steigt er mit Wanderern über den Alpen-Hauptkamm bis auf 2440 Meter zur Hagener Hütte und hinunter nach Mallnitz in Kärnten. Zurück geht’s bequem – mit dem Zug durch die Tauernschl­euse. Naglmayer: „Wir haben hier großartige Natur: 266 Gipfel über 3000 Meter, etwa 200 Gletscher und im Gasteiner Tal 350 Kilometer markierte Wanderwege, vom Spazierweg bis zum alpinen Kletterste­ig.“

„Bad Gastein war das Alpenbad der Prominente­n“ Leiter des Heimatmuse­um

Die Redaktion wurde von Gasteinert­al Tourismus der Reise eingeladen.

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FOTO: GASTEINERT­AL TOURISMUS Blick auf das Bergpanora­ma Bad Gasteins. Berühmt geworden ist der Kurort durch sein Thermalwas­ser.

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