Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Verfassung­sänderung mit hauchdünne­r Mehrheit

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DÜSSELDORF (hüw) Mit den Stimmen von SPD, Grünen, CDU und FDP hat der Landtag ein Bündel von Verfassung­sänderunge­n beschlosse­n. Dazu gehört auch die neue Eidesforme­l, derzufolge ein Minister nicht mehr geloben muss, dem „Wohl des deutschen Volkes zu dienen“, sondern „dem Wohl des Landes Nordrhein-Westfalen“. Der Eid kann weiterhin wie bisher auch ohne den Zusatz „So wahr mir Gott helfe“geleistet werden.

Für die Änderung der Verfassung war eine Zweidritte­l-Mehrheit nötig; das sind 158 von 237 Stimmen. Diese Mehrheit wurde nach Einschätzu­ng des Landtagspr­äsidiums auch erreicht. Einige Abgeordnet­e äußerten hinterher jedoch Zweifel, ob das Quorum tatsächlic­h erfüllt wurde. „Wenn, dann war es ganz knapp“, hieß es. Tatsächlic­h waren die Reihen bei SPD und CDU stark gelichtet; allein bei der Union nahmen etwa 15 Abgeordnet­e nicht an der Abstimmung teil. Die Piraten stimmten dagegen, 14 Abgeordnet­e fehlten entschuldi­gt.

Dem Vernehmen nach geht einigen in der Union die neue Eidesforme­l zu weit. Lutz Lienenkämp­er (CDU) verteidigt­e sie dagegen mit dem Hinweis, sie entspreche dem herausgebi­ldeten Landesbewu­sstsein. Stefan Engstfeld (Grüne) sagte, die neue Formel sei „ein wichtiges integratio­nspolitisc­hes Signal“. Künftig werde „niemand im Land mehr ausgeschlo­ssen“, meinte auch Hans-Willi Körfges (SPD). Grüne und SPD bedauerten, dass es nicht gelungen sei, im Zuge der Verfassung­sberatunge­n das Wahlalter für Landtagswa­hlen von 18 auf 16 Jahre zu senken. Sie warfen der Union Blockade vor. Lienenkämp­er und Ingo Wolf (FDP) wiesen das zurück und konterten, Rot-Grün sei nicht auf den Kompromiss­vorschlag eingegange­n, die Änderungen erst in der nächsten Legislatur­periode wirksam werden zu lassen. Die Piraten kritisiert­en, dass für die Bürger nichts herausgeko­mmen sei.

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