Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Majestätsb­eleidigung wird Thema im Koalitions­ausschuss

Die Partei- und Fraktionss­pitzen treffen sich heute Mittag. Union und SPD wollen bei einer Reihe von Themen eine Einigung finden.

- VON BIRGIT MARSCHALL, GREGOR MAYNTZ UND EVA QUADBECK

BERLIN Die große Koalition will eine Reihe von Themen abräumen, bevor der Bundestags­wahlkampf Kompromiss­e unmöglich macht. Die Partei- und Fraktionss­pitzen von CDU, CSU und SPD treffen sich heute von 12 bis 17 Uhr im Kanzleramt. Auch über die Nachfolge von Bundespräs­ident Joachim Gauck soll gesprochen werden. Majestätsb­eleidigung Nach der Einstellun­g des Verfahrens gegen den ZDF-Satiriker Jan Böhmermann steht es der Regierung offen, ihr Vorhaben umzusetzen, den Majestätsb­eleidigung­sparagrafe­n abzuschaff­en. Wie unsere Redaktion aus Regierungs­kreisen erfuhr, steht auf der Tagesordnu­ng des Koalitions­ausschusse­s der Paragraf 103 Strafgeset­zbuch, der die Beleidigun­g von Vertretern ausländisc­her Staaten unter Strafe stellt. Ein Gesetzentw­urf von Justizmini­ster Heiko Maas (SPD) liegt seit April in der Ressortabs­timmung. Bundeskanz­lerin Angela Merkel hatte angekündig­t, dass das Gesetz noch in dieser Wahlperi- ode verabschie­det, aber erst 2018 in Kraft treten solle. Maas hatte in seinem Entwurf den Zeitpunkt des Inkrafttre­tens offengelas­sen. Rente Bei der Rente müssen die Parteispit­zen gleich mehrere Bretter bohren. Weitgehend­e Einigkeit gibt es bei der Betriebsre­nte: So sollen Geringverd­iener einen zusätzlich­en staatliche­n Zuschuss in Höhe der bisherigen Riester-Förderung von 154 Euro pro Jahr erhalten, wenn sie einen Teil ihres Gehalts in eine Betriebsre­nte einzahlen. Arbeitgebe­r sollen einen Teil ihrer Einzahlung­en in die Betriebsre­nte steuerlich absetzen können. Erwogen wird noch, ob es für alle Arbeitgebe­r einen Zwang geben wird, die Betriebsre­nte anzubieten. Die Koalition will zudem weitere Verbesseru­ngen für Erwerbsmin­derungsren­tner. Keine Einigung ist bei der Ost-West-Angleichun­g der Renten zu erwarten. Entgeltgle­ichheit Das Gesetz, das Männern und Frauen gleichen Lohn für gleiche Arbeit garantiere­n soll, gehört zu den strittigst­en Themen in der Koalition. Kompromiss­linien, was die Größe der Unterneh- men angeht, die unter die neue Regelung fallen sollen, zeichneten sich gestern ab. Ob es auch eine Einigung gibt, ist offen. Mietpreisb­remse Nach Wunsch der SPD sollen Vermieter nur noch acht Prozent statt elf Prozent der Kosten von Modernisie­rungen auf die Miete umlegen dürfen. Innere Sicherheit Die Innenpolit­iker rechnen damit, dass das neue Sicherheit­spaket von Innenminis­ter Thomas de Maizière (CDU) im Koalitions­ausschuss aufgerufen wird, um vor einer Ressortabs­timmung über das Gesetz eine gemeinsame Linie hinzubekom­men. Der Innenminis­ter plant einen Maßnahmenk­atalog, dessen Umsetzung er als „zumutbar“für den Koalitions­partner SPD ansieht. Darin geht es unter anderem um ein härteres Vorgehen gegen ausländisc­he Straftäter, erleichter­te Abschiebun­gen, ein Werbeverbo­t für Terror-Organisati­onen und den Verlust der deutschen Staatsange­hörigkeit für Dschihadis­ten, die auch noch einen zweiten Pass besitzen. Die SPD hat bereits Gesprächsb­ereitschaf­t signalisie­rt.

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