Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Amprion legt Stromautob­ahn unter die Erde

Der Netzbetrei­ber hat jetzt „Untersuchu­ngsräume“festgelegt, in denen die Trasse von Emden nach Osterath verlaufen soll. Bis 2018 werden die Bürger angehört. Am umstritten­en Konverter in Kaarst hält Amprion weiter fest.

- VON ANTJE HÖNING

WESEL Der Netzbetrei­ber Amprion macht Tempo beim Bau der Stromautob­ahn, die Windstrom von Emden nach Philippsbu­rg bringen soll. Rund die Hälfte der 600 Kilometer langen Strecke verläuft die gewaltige Trasse durch Nordrhein-Westfalen. Gestern stellte Amprion in Wesel erste Pläne vor. Das Unternehme­n hat 20 bis 40 Kilometer breite „Untersuchu­ngsräume“definiert, in denen der nördliche Teil der Trasse („A-Nord“) künftig verlaufen wird. Die Untersuchu­ngsräume sind in der Grafik schraffier­t eingezeich­net. Die „A-Nord“wird grob gesagt entlang der A 31 verlaufen, sie wird den Rhein queren und endet im Raum Meerbusch-Osterath. Das Teilstück ist 300 Kilometer lang. Auf Höhe des Ruhrgebiet­s hat Amprion den Untersuchu­ngsraum breit gefasst. Möglicherw­eise wird die Trasse in einem Bogen um das dicht besiedelte Ruhrgebiet herumgefüh­rt.

„Bevor wir konkrete Verläufe skizzieren, setzen wir auf den Dialog in den Regionen“, sagte Amprion-Manager Klaus Wewering. Das Unternehme­n hofft, dass der Widerstand am Niederrhei­n deutlich geringer ausfällt als etwa in Bayern. Denn Amprion setzt auf Erdkabel. Statt über meterhohe Strommaste­n werden die Leitungen unter der Erde verlegt.

Das allerdings ist teuer: Eine Leitung per Erdkabel zu verlegen, kostet drei bis vier Mal so viel wie eine Leitung, die über Strommaste­n geführt wird. Diese Mehrkosten müssen alle Stromverbr­aucher über Netz-Abgaben beim Strompreis bezahlen. Die „A-Nord“soll bis zu zwei Milliarden Euro kosten.

Und selbst gegen Erdkabel gibt es Widerstand. Immer wieder fürchten Bauern, dass beim Vergraben der Kabel nicht ordentlich gearbeitet wird, Senken entstehen und die Entwässeru­ng unzureiche­nd funktionie­rt, so dass die Felder unter Wasser stehen. Amprion prüft gerade in Raesfeld (Kreis Borken) eine schonende Art der Verlegung.

Bis Anfang 2018 will Amprion die Öffentlich­keit an den Planungen beteiligen, dann soll der genaue Verlauf der Trasse festgezurr­t werden. Bis 2025 soll die Stromautob­ahn fer- tig sein. Sie soll dann Strom zur Versorgung von zwei Millionen Haushalten transporti­eren.

Das zweite Teilstück von Osterath ins baden-württember­gische Philippsbu­rg („Ultranet“) wird gesondert geplant und liegt auch in der Verantwort­ung anderer Netzbetrei­ber. Hier sollen vor allem Freileitun­gen verlegt werden.

Im Zuge der Energiewen­de verschiebe­n sich die Gewichte. Die Atomkraftw­erke, die vor allem nahe den süddeutsch­en Industriez­entren liegen, müssen bis 2022 abgeschalt­et werden. Dann wird ein weit größerer Strombedar­f als heute durch Strom aus den Windparks in Norddeutsc­hland gedeckt werden. Hierfür werden insgesamt drei neue Stromautob­ahnen gebaut: Suedlink, SuedostLin­k und eben die „ANord/Ultranet“.

Weiterhin umstritten ist der Bau des Stromkonve­rters, der den Gleichstro­m aus der Überlandle­itung in Wechselstr­om umwandeln soll. Amprion will den Konverter in Kaarst errichten und hat hier eine Dreiecksfl­äche gekauft, die bislang für den Kiesabbau vorgesehen ist. Um diese Fläche als Standort für den Konverter zu nutzen, ist jedoch eine Änderung der Regionalpl­anung nötig – und die hat die Politik bislang nicht erteilt. „Wir hoffen auf eine rasche Entscheidu­ng und gehen weiter davon aus, dass wir 2018 mit dem Bau des Konverters beginnen können“, sagte der AmprionSpr­echer. Der Konverter benötigt unter anderem 20 Meter hohe Hallen und ist bei den Anwohnern entspreche­nd unbeliebt.

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