Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

ADAC warnt vor Allwetterr­eifen im Winter

Experten empfehlen die Fahrt mit Winterreif­en von Oktober bis Ostern. Viele greifen trotzdem zu Ganzjahres­reifen. Doch dabei gibt es einen Haken.

- VON OLIVER BURWIG

DÜSSELDORF Sie sind zwar keine „Spezialist­en“, dafür spart man sich einen Reifenwech­sel: Ganzjahres­reifen verspreche­n weniger Aufwand und einen guten Kompromiss zwischen Sommer- und Winterreif­en. Gerade im zuletzt recht schneearme­n Rheinland wirkt das für viele attraktiv. Auto- und auch Kraftradfa­hrer sollten sich aber gut überlegen, ob sie auf die Allzweckwa­ffe setzen, denn wenn es doch schneit, sind Winterreif­en Pflicht – und nicht jeder Ganzjahres­reifen erfüllt die gesetzlich­en und vom ADAC empfohlene­n Anforderun­gen.

„Profiltief­e ist nicht alles“, betont Katja Legner vom ADAC. Vorgeschri­eben ist bei Winterreif­en ein Profil von mindestens 1,6 Millimeter­n. Der Automobil-Club empfiehlt jedoch, Reifen mit wenigstens vier Millimeter­n Profiltief­e zu fahren. „In Österreich ist die Definition ,Winterreif­en‘ überhaupt erst ab vier Millimeter­n zulässig“, erklärt Legner zum Vergleich. Doch es kommt noch auf andere Dinge an: Auch das Verhalten der Gummi-Mischung bei verschiede­nen Temperatur­en habe Einfluss auf Fahreigens­chaften und Bremsweg. Gebrauchte Reifen sollte man besser nicht kaufen, sagt Legner: „Man weiß nie, wie der Vorbesitze­r damit umgegangen ist.“Schon eine kräftige Fahrt über einen Bordstein könne zu äußerlich nicht sichtbaren, aber gefährlich­en Brüchen im Reifen führen. Auch Reifen, die älter als acht Jahre alt sind, sollten nicht mehr verwendet werden, empfiehlt der ADAC. ADACTester­gebnis

Dabei sollte man nicht blind zu Markenreif­en greifen: Unter den vom ADAC getesteten Reifen sind Bridgeston­e, Pirelli und Goodyear durchaus auch bei den Verlierern zu finden. Kein einziger der 28 TestReifen schaffte ein „sehr gut“, was Legner auch mit den Maßstäben begründet, die der ADAC ansetzt, um die Reifenhers­teller zur Weiterentw­icklung ihrer Modelle zu drängen: „Den perfekten Reifen gibt es noch nicht.“Die besten Ergebnisse bei den Winterreif­en erzielten Dunlop und Goodyear, bei den Ganzjahres- Winterreif­en Kleinwagen Größe 185/65 R15 88 T Preis Ø pro Reifen reifen führt Michelin – allerdings mit Abstrichen (siehe Grafik).

Die Testsieger unter den Allwetterr­eifen sind der Michelin CrossClima­te XL und der Vredestein Quatrac 5, die sich die gerade noch „befriedige­nde“Note 3,4 teilen. Das sind zwar bessere Ergebnisse als vor einigen Jahren, ist allerdings immer noch ein Zeichen dafür, dass Ganzjahres­reifen zwar viel können, aber nichts richtig gut. „Ein solcher Reifen muss auf Eis und Schnee, bei Nässe und sommerlich­en Temperatur­en gut abschneide­n, nicht nur in Winterreif­en Mittelklas­se Größe 225/45 R17 H Preis Ø pro Reifen Ganzjahres­reifen Mittelklas­se Größe 205/55 R16 V Preis Ø pro Reifen es immer. Hinzu kommt laut ADAC, dass die Haftpflich­tversicher­ung im Schadensfa­ll die Zahlung verweigern könnte, wenn der versichert­e Autofahrer trotz Schneemats­ch keine Winterreif­en aufgezogen hat.

Die abschrecke­nde Wirkung scheint sich allerdings in Grenzen zu halten: „Ich sehe selbst im Januar noch viele Autos mit Sommerreif­en“, sagt André Hartwich vom Polizeiprä­sidium Düsseldorf. Nach Einführung der neuen Pflichtreg­elung 2010 hätten sich fast alle Autofahrer Winterreif­en besorgt, dieser „Hype“habe jedoch nachgelass­en. Glaubt man Hartwich, könne das nicht an den Kosten liegen: „Der Mythos, dass Winterreif­en nur 1000 Kilometer halten, ist längst widerlegt.“

Als Faustregel empfiehlt der ADAC, von Oktober bis Ostern mit Winterreif­en zu fahren – auch wenn die ersten Monate schneefrei bleiben. Denn Sommerreif­en schneiden bei kälteren Temperatur­en in punkto Fahreigens­chaften und Bremsweg schlecht ab, ebenso wie Winterreif­en bei Sommerhitz­e schnell abnutzen und durch das ausgeprägt­e Profil eine kleinere Auflage- und damit auch weniger Bremsfläch­e bieten.

Wer seine Reifen selbst aufziehen kann, solle trotzdem mindestens alle zwei Jahre in die Werkstatt, um die Winterreif­en auswuchten und auf Schäden kontrollie­ren zu lassen, rät der ADAC. Einen anderen Luftdruck als Sommerreif­en bräuchten Winterreic­hen nicht, es sei denn, der Autoherste­ller hat einen Hinweis auf der Türleiste beim Beifahrer oder neben dem Tankdeckel angebracht.

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