Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Italien will wieder Spanien ärgern
In der WM-Qualifikation kommt es heute zur Wiederholung des EM-Achtelfinals – mit neuen Trainern.
TURIN/DÜSSELDORF Sergio Busquets weiß, was er sagen muss, um Druck von seinem Team zu nehmen. „Es ist für keinen von uns beiden das entscheidende Spiel“, sagt der Fußballprofi vom FC Barcelona. Seine Spanier treffen heute in der Qualifikation zur WM 2018 in Turin auf Italien (20.45 Uhr, RTL Nitro). Was Busquets meint, ist, dass sich beide Nationen für das Turnier in Russland qualifizieren werden. Klar, die weiteren Gruppengegner Albanien, Mazedonien, Israel und Liechtenstein geben keinen Anlass zu großer Sorge. Was Busquets aber verschweigt, ist, dass sich nur der Gruppenerste direkt qualifiziert, der Zweite in die Play-offs muss. Und es gibt neben dem Ziel Gruppensieg wohl nicht nur im spanischen Fanlager Revanchegelüste für das EM-Aus gegen Italien im Juni.
Das Achtelfinale in Saint-Denis wirkt in Spanien nach. Die „Furia Roja“hatte sich an diesem Tag ungeordnet und uninspiriert wie sel- ten im vergangenen Jahrzehnt präsentiert. Italien beeindruckte hingegen mit Leidenschaft, Geschlossenheit und Eiseskälte vor dem Tor. 2:0 – Titelverteidiger Spanien musste die Heimreise antreten.
Etwas mehr als drei Monate später sehen sich die Nationen bereits in einem Pflichtspiel wieder. Um zu erahnen, dass die Spielweisen beider Teams heute anders aussehen werden, reicht ein Blick auf die Trainerbänke. Vicente del Bosque beendete nach der EM seine Tätigkeit beim spanischen Verband, dem er den WMTitel 2010 und den EM-Titel 2012 beschert hatte. Auch Italiens Coach Antonio Conte kehrte der Nationalelf den Rücken zu, versucht nun, den FC Chelsea in der Premier League zurück in die Erfolgsspur zu bringen. Beide Verbände setzen bei der Nachfolge nicht auf große Namen. Giampiero Ventura (68) hat reichlich Erfahrungen gesammelt, feierte bei über 15 verschiedenen italienischen Vereinen aber keine nennenswerten Titel. Julen Lopetegui (50) trainierte im Profibereich einzig den FC Porto. Titel gewann er nur mit spanischen Junio- renteams. 2012 wurde er mit der U19 Europameister, 2013 feierte er den EM-Titel mit der U 21.
Beide Trainer starteten erfolgreich in die Mission WM 2018. Spanien besiegte Liechtenstein standesgemäß mit 8:0. Italien gewann in Israel mit 3:1. Vor dem direkten Duell zollen die Trainer ihrem jeweiligen Gegenüber Respekt. Lopetegui habe bei den Iberern neue Energie entfacht, findet Ventura: „Er hat ihren Spielstil geändert, ihnen einen Adrenalinschub gegeben und Überzeugung.“Und Lopetegui bezeichnete wiederum die Italiener als „schweren Gegner“, der über „tolle Einzelspieler“verfüge, aber auch von seiner „mannschaftlichen Stärke“lebe.
Lopetegui bekundete, auf Sieg spielen zu wollen, während Ventura passend zur italienischen Spielform auch eine eher defensive Sprachregelung bevorzugte. Mit einem Remis wären die Azzurri zum 52. Mal in Folge in einem WM- oder EMQualifikationsspiel ohne Niederlage.