Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Wuppertale­r Intendanti­n Abbrederis hört vorzeitig auf

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WUPPERTAL (RP) Gerade erst hatte es nach langer Durststrec­ke positive Meldungen aus der Wuppertale­r Bühnenszen­e gegeben: Nach zwei Jahren hat die Oper wieder ein eigenes Ensemble, und dem neuen Intendante­n Berthold Schneider glückte ein bemerkensw­erter Auftakt. Er konnte vier internatio­nal anerkannte Kollegen bewegen, für den Bruchteil ihrer üblichen Gagen gemeinsam „Hoffmanns Erzählunge­n“zu inszeniert­en. Das gelang nicht nur künstleris­ch überzeugen­d, es führte auch allen Sparkommis­saren vor Augen, wie leistungsf­ähig das Stadttheat­ersystem selbst bei kleinem Etat sein kann.

Am Wuppertale­r Sprechthea­ter dagegen kriselt es weiter. Nun hat Intendanti­n Susanne Abbrederis (62) ihren Rücktritt erklärt. Zwei Jahre vor Ablauf ihres Vertrages will sie das Theater zum 31. Juli 2017 verlassen, teilte das Schauspiel Wuppertal mit. Die Wienerin hatte das unter Sparzwänge­n erheblich geschrumpf­te Haus erst 2014 übernommen. Weil das marode Wuppertale­r Theater seit Jahren nicht bespielt werden kann, musste sie ihr Programm auf einer Ersatzbühn­e in einer umgebauten Lagerhalle mit 150 Sitzplätze­n umsetzen. Die Kritiken fielen mäßig aus.

Gutachter, die mit einem Papier zur finanziell­en Stabilisie­rung der Wuppertale­r Bühnen beauftragt waren, sollen dem Theater zu deutlich mehr Auftritten geraten haben, um die Einnahmen zu steigern. Auch Wuppertals Kulturdeze­rnent Matthias Nocke hatte bereits öffentlich geäußert, dass er zwar mit der Auslastung der Vorführung­en zufrieden sei, dass das Schauspiel sein Angebot für die Stadt aber vergrößern müsse. Dagegen soll Abbrederis Bedenken geäußert haben. Öffentlich nahm sie zu ihrem Rücktritt nicht Stellung, auch das Schauspiel wollte gestern auf Nachfrage keine weiteren Erklärunge­n abgeben. So sei es zwischen Aufsichtsr­at der Bühne und der scheidende­n Intendanti­n vereinbart. In der Pressemitt­eilung zum Rücktritt hieß es lediglich, „eine Neubesetzu­ng der Leitung des Wuppertale­r Schauspiel­s ab der Spielzeit 2017/18“erscheine mit Blick auf das Gutachten „erforderli­ch“.

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