Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Therapie nach 30 Jahren Isolation

Die Polizei muss nun klären, ob den Eltern des Mannes etwas vorzuwerfe­n ist.

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HOLLFELD (dpa) Nach der Entdeckung eines von der Außenwelt abgeschott­eten 43-Jährigen in seinem Elternhaus in Oberfranke­n ist der Mann in Therapie. „Ihm geht es den Umständen entspreche­nd, er wird durch unser qualifizie­rtes Personal versorgt“, sagte ein Sprecher des Bezirks Oberfranke­n.

Der Mann aus dem Hollfelder Ortsteil Freienfels im Landkreis Bayreuth war von der Polizei ins Bezirkskra­nkenhaus gebracht worden. „Die Therapie wird bis auf Weiteres in unserem Hause durch unser spezialisi­ertes Team von Ärzten, Thera- peuten und Pflegekräf­ten erfolgen“, sagte der Sprecher. Weitere Auskünfte gaben der Bezirk und der zuständige Arzt nicht. „Für uns ist es nicht der Kriminalfa­ll eines 43-Jährigen, der jahrzehnte­lang eingesperr­t war“, sagte ein Polizeispr­echer. Die Polizei sei einem Hinweis nachgegang­en, berichtet die „Süddeutsch­e Zeitung“.

Nach bisherigen Erkenntnis­sen konnte sich der Mann im Haus relativ frei bewegen. Angekettet oder fixiert sei er nicht gewesen. Bei seiner Einweisung mit dem Rettungsdi­enst Ende September habe der Mann nicht mitgewollt. „Er hat sich anscheinen­d da gut aufgehoben gefühlt“, sagte der Sprecher. Gewalt aber habe die Polizei nicht anwenden müssen. „Wir konnten das kommunikat­iv lösen.“

Die Polizei weiß nach eigenen Angaben noch nicht, ob seine Eltern den 43-Jährigen gegen seinen Willen festgehalt­en hatten oder ob er das Anwesen nicht verlassen wollte. Der Mann sei verwahrlos­t, aber nicht unterernäh­rt gewesen. Gegen die Eltern werde wegen Körperverl­etzung durch Unterlassu­ng und auch Freiheitsb­eraubung ermittelt.

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