Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Stadt plant Bolzplatz-Offensive

Viele Bundesliga­spieler haben als Straßenfuß­baller und Bolzplatz-Helden angefangen. In Neuss sind viele Plätze marode. Die Stadt will das ändern – und stellt 270.000 Euro bereit.

- VON ANDREAS BUCHBAUER

NEUSS Beim Gang auf den Bolzplatz weht sofort der Geist des ewigen „Icke“Häßler über das staubige Spielfeld. Für Nachwuchsk­icker, die den kleinen Ex-Nationalsp­ieler kaum noch kennen: „Icke“Häßler, gerade mal 1,66 Meter groß, war auf dem Platz ein echter Wirbelwind – und wird gerne als letzter echter Straßenfuß­baller bezeichnet. Das ist natürlich Quatsch: Zinedine Zidane, die Boateng-Brüder oder der Gladbacher Ibrahima Traoré – sie alle stehen in der Tradition der guten alten Straßenfuß­baller und Bolzplatz-Helden. Wer in Neuss in ihre Fußstapfen treten möchte, hat es jedoch schwer: Viele Bolzplätze sind marode, Löcher und Unebenheit­en oft eine größere Herausford­erung als der Gegner. Die Stadt will Abhilfe schaffen – mit einem Konzept zur „Qualifizie­rung der Bolzplätze“.

Dafür will die Stadt 270.000 Euro in die Hand nehmen, eingebette­t ist das Konzept in die sogenannte Spielraump­lanung. Der Jugendhilf­eausschuss hat das Konzept bereits abgesegnet, Sorgen bereitet der Politik jedoch die zeitnahe Umsetzung. Denn die Bauverwalt­ung ist bereits gut ausgelaste­t. Ralf Hörsken, Leiter des Sozial- und Jugenddeze­rnats, stellt sich vor die Kollegen. Aus seinem Bereich gebe es sehr viele Aufträge an die Bauverwalt­ung – von Kitas über die Schaffung von Raum für Flüchtling­e bis hin zu Spiel- plätzen. Bei dieser Fülle sei es nicht möglich, alles in der gewünschte­n Zeit zu schaffen. „Wir haben daher eine Priorisier­ung der Maßnahmen erstellt“, sagt Hörsken.

Vorgesehen sind Sanierunge­n, aber auch neu eingericht­ete Bolzplätze („Schwerpunk­tbolzplätz­e“). Eigentlich sollte bereits in diesem Jahr mit der Umsetzung begonnen werden, nun ist 2017 als Start avisiert. Zunächst stehen Flächen an der Furtherhof­straße, JosefWirme­r-Straße und Am Leuchtenho­f im Konzept. Im Jahr darauf sollen die Bolzwiese an der Johanna-Etienne-Straße und eine Fläche Im Niederfeld folgen, danach sind Maßnahmen in Weißenberg (Leni-Wollenhaup­t-Straße), am Südpark sowie in Erfttal und Norf geplant. Zum Teil wird noch nach geeigneten Standorten gesucht.

Das Geld für die Umsetzung des Konzepts steht im Haushalt bereit. Finanziell­e Unterstütz­ung gibt es vom Fördervere­in Nüsser Pänz, der 6000 Euro bei einer Spendenakt­ion gesam- melt hat. Vorsitzend­er Thomas Kaumanns betonte, dass dieses Geld für die Ausstattun­g von Bolzplätze­n – zum Beispiel für Bodenmarki­erungen und Tore – zur Verfügung steht. Wichtig sei jedoch, dass die BolzplatzQ­ualifizier­ung nicht der Aufwertung von Spielplätz­en im Wege steht. „Das eine soll das andere nicht verhindern“, sagt Kaumanns. Im Jugendhilf­eausschuss soll es laufenden Bericht zum Stand geben. Das sicherte Ralf Hörsken zu.

Für die Nachwuchs-Straßenfuß­baller in Neuss ist das Konzept ein gutes Zeichen – auch wenn mancher Bolzplatz nicht mit auf der Liste steht. An der Peter-Loer-Straße zum Beispiel kicken Luke (8), Ben (6) und Elias (6) gerne mit Freunden. Der an den Spielplatz angrenzend­e Bolzplatz versprüht emotionslo­s 80er-Jahre-Flair. Am 2. November gibt es einen Bürgertref­f zur Aufwertung des Spielplatz­es. Luke, Ben und Elias werden mit ihren Eltern da sein – und sich auch für einen schöneren Bolzplatz einsetzen.

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