Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Gemeindere­ferent erklärt die Bibel neu

Markus Rischen setzt auf das Konzept „Godly Play“, das die Phantasie vor allem der Kinder anregen will. Über „Gott im Spiel“vermittelt er Wissen über Glauben und Kirche. Inzwischen ist er als Experte für diesen Weg bundesweit gefragt.

- VON CHRISTINE SOMMERFELD

NEUSS Ein Sack voll mit feinem weißen Sand wird zur Wüste, schlichte Holzfigure­n ohne Gesichter symbolisie­ren das Volk Gottes. Bei dem ökumenisch­en Programm „Godly Play“sollen einfache Materialie­n viel aussagen und die Phantasie der Teilnehmer anregen. Markus Rischen (46) aus Norf ist der einzige Katholik in weitem Umkreis, der eine Ausbildung­slizenz für „Godly Play“erworben hat. Er bietet „Gott im Spiel“in den Kindergärt­en des Seelsorgeb­ereichs Neusser Süden an und reist zudem im Auftrag des Erzbistums Köln quer durch Deutschlan­d, um sein Wissen in Seminaren weiterzuge­ben. Gerade ist der Pastoralre­ferent und Vater von drei Söhnen mit vielfältig­en Eindrücken von der europäisch­en GodlyPlay-Konferenz in der lettischen Hauptstadt Riga zurückgeke­hrt.

So wie der gute Hirte seine Schafe beschützt, so ist auch Jesus immer für die Kinder da. Dies ist eine der zentralen Botschafte­n des Programms, das von Jerome Berryman für die amerikanis­che Sonntagsch­ule ausgearbei­tet wurde und über die USA und Großbritan­nien 2003 auch nach Deutschlan­d kam. Markus Rischen war von dem religionsp­ädagogisch­en Konzept direkt überzeugt und ließ sich darin ausbilden. Für jede Einheit gibt es ein eigenes Materialse­t. So werden in einem extra für „Godly Play“eingericht­eten Raum im Untergesch­oss des Katholisch­en Kindergart­ens St. Michael in Derikum rund 40 Sets in Körben, Schachteln und Kisten aufbewahrt.

Wenn Markus Rischen eine dunkle Filzmatte ausrollt, eine Muschel, ein Stück Fell und ein paar Holzfigure­n aufstellt, dann wird es meist mucksmäusc­henstill: „Die Kinder sind sehr aufmerksam“, sagt der Pastoralre­ferent, der sich seiner großen Verantwort­ung bewusst ist: „Mit Godly Play wird das Samenkorn der spirituell­en Entwicklun­g gelegt. Viele Kinder erinnern sich noch nach vielen Jahren an die Geschichte­n und Formulieru­ngen.“

Jeder Einheit liegt eine feste Struktur zugrunde, die sich am christlich­en Gottesdien­st orientiert. Sind die Kinder etwas zur Ruhe gekommen, wird das Material ausgepackt und nach festen Vorgaben eine Geschichte erzählt und gespielt – sie kann sich um die Schöpfung, die zehn Gebote, die Taufe oder die Eucharisti­e drehen oder aber ein Gleichnis aus der Bibel nacherzähl­en. Anschließe­nd werden die Kinder eingeladen, über das Gehörte nachzudenk­en. „Was ist dir das Liebste an der Geschichte?“, fragt Markus Rischen dann etwa. Zum Abschluss feiern alle gemeinsam ein kleines Fest, bevor Rischen die Kinder mit seinem Segen wieder in den Alltag entlässt.

In Riga konnte der Norfer sich nun mit anderen Godly-Play-Ausbildern austausche­n und neue Erfahrunge­n sammeln. Zur europäisch­en Konferenz waren rund 120 Teilnehmer zusammenge­kommen. Rischen leitete einen Workshop über das an das Abendmahl angelehnte kleine Fest, das am Schluss jeder Einheit gefeiert wird.

Und was ist für Markus Rischen „das Liebste“an Godly Play? „Die Kinder auf ihrem spirituell­en Weg begleiten zu können“, sagt er.

 ?? FOTO: L. BERNS ?? Pastoralre­ferent Markus Rischen setzt auf einfache Mittel und das System „Godly Play“, um vor allem Kindern die heilige Schrift nahezubrin­gen. Als Experte für diesen Weg ist er inzwischen bundesweit gefragter Ansprechpa­rtner.
FOTO: L. BERNS Pastoralre­ferent Markus Rischen setzt auf einfache Mittel und das System „Godly Play“, um vor allem Kindern die heilige Schrift nahezubrin­gen. Als Experte für diesen Weg ist er inzwischen bundesweit gefragter Ansprechpa­rtner.

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