Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

„Wir haben uns dieses Top-Spiel verdient“

Bayer Dormagen erwartet morgen Abend den gleichfall­s verlustpun­ktfreien VfL Eintracht Hagen zum Gipfeltref­fen der 3. Handball-Liga West.

- VON VOLKER KOCH

DORMAGEN Es ist angerichte­t für das erste Gipfeltref­fen: Morgen Abend – Anwurf im TSV-Bayer-Sportcente­r ist um 20 Uhr – stehen sich im Duell TSV Bayer Dormagen und VfL Eintracht Hagen zwei der drei noch verlustpun­ktfreien Teams der 3. Handball-Liga West. Beide schlugen nach dem gemeinsame­n Abstieg aus der Zweiten Liga unterschie­dliche Wege ein: Während die Dormagener bei ihrem Umbruch voll auf die (eigene) Jugend setzen, hielten die Gäste ihren Kader nicht nur weitgehend zusammen, sondern verstärkte­n ihn noch mit drei Zweitliga-erfahrenen Spielern. Über diese unterschie­dlichen Voraussetz­ungen, den bisherigen Saisonverl­auf und die Aussichten für das Spitzenspi­el sprach die NGZ mit Dormagens Spielertra­iner Alexander Koke (37).

Herr Koke, am Freitagabe­nd wartet das erste Spitzenspi­el ihrer noch jungen Karriere als Cheftraine­r auf Sie und Ihre Mannschaft. Hatten Sie diese Konstellat­ion vor Saisonbegi­nn so erwartet?

ALEXANDER KOKE Nicht unbedingt. Wir haben uns die Voraussetz­ungen für dieses Spiel durch unseren guten Saisonstar­t geschaffen. Und ich denke, wir haben uns dieses TopSpiel gegen die Top-Mannschaft der Liga auch wirklich verdient. Ob das Prädikat ’Spitzenspi­el’ aber für den gesamten Saisonverl­auf zutrifft, das muss man abwarten.

Ihre Skepsis bezieht sich in erster Linie auf die Rolle Ihres Teams.

KOKE Das wird sich zeigen. Das hängt in erster Linie davon ab, ob wir mit dieser Konstanz weitermach­en können, die wir bis jetzt an den Tag gelegt haben. Wir stecken mitten im Umbruch, Hagen ist personell in einer ganz anderen Situation: Die sind auf wirklich jeder Position doppelt gut besetzt, die haben den Kader mit der größten Breite und größten Tiefe der gesamten Liga. Trotzdem ist unser Ziel, in die Phalanx dieser Teams wie Hagen, Neuss oder Leichlinge­n einzudring­en.

Ein Vorhaben, das bisher mit vier Siegen in vier Spielen aufgegange­n ist. Wie bewerten Sie den Saisonauft­akt?

KOKE Erst einmal freue ich über den guten Start, den wir hingelegt haben, das war angesichts der Voraussetz­ungen und auch angesichts der vielen Ausfälle, die wir hatten und noch haben, ja keine Selbstvers­tändlichke­it.

Wo sehen Sie noch Steigerung­smöglichke­iten?

KOKE Überall. Im Angriff, in der Abwehr und vor allem in unserem Umschaltsp­iel steckt noch sehr viel Potenzial. Am meisten hat mich bisher unsere Abwehr überzeugt, das ist ein Fundament, auf dem wir aufbauen können. Aber auch da kann noch vieles besser werden.

Wobei die vielen Ausfälle und die Tatsache, dass Sie noch nicht ein Mal mit dem kompletten Kader trainiert geschweige denn gespielt haben, die Sache sicher nicht leichter machen.

KOKE Natürlich wäre es gut, mal über einen längeren Zeitraum mit der gleichen Mannschaft trainieren zu können. Inzwischen sind zum Glück die meisten verletzten Spieler zurück im Mannschaft­straining, aber Dennis Marquardt und Frederik Spinner fehlen weiterhin. Und ich selbst kann im Moment das Training auch nur von außen leiten.

Was bedeutet das?

KOKE Das bedeutet, dass es sehr schwer ist, Automatism­en einzuspiel­en. Handball ist ein Sport, bei dem extrem viel vom Timing abhängt – kommt der Pass eine halbe Sekunde zu spät, ist die Chance weg. Das richtige Timing einzustudi­eren braucht Zeit – und es funktionie­rt viel leichter, wenn ich immer die gleichen Nebenleute haben. Beides hatten wir bisher nicht.

Trotzdem war der TSV Bayer Dormagen bisher erfolgreic­h. Woran liegt das?

KOKE Die Mannschaft hat einen tollen Charakter, zeigt immer ganz hohen kämpferisc­hen Einsatz, kämpft bis zur 60. Minute mit allen Mitteln um den Sieg, auch wenn sie mal, wie zuletzt in Volmetal, mit vier Toren hinten liegt. Die Jungs haben verinnerli­cht, dass Kampf, Einsatz und Motivation zu jedem Handballsp­iel gehören, das ist auch der Grund, weshalb uns kein Gegner abschreibe­n sollte.

Auch der VfL Eintracht Hagen nicht? Sind die Gäste morgen Abend trotzdem der Favorit?

KOKE Eine schwierige Frage, auf die ich ehrlich gesagt nicht direkt eine Antwort weiß. Fakt ist: Wir treffen auf eine physisch sehr starke Mannschaft, und wir haben nur eine Chance, wenn wir dem etwas Gleichwert­iges entgegen setzen können. Gelingt uns das, sehe ich die Siegchance­n ungefähr gleich verteilt. Von der Erfahrung und der personelle­n Besetzung her ist Hagen uns sicherlich überlegen, aber das können wir durch den eben beschriebe­nen Kampfgeist und den unbändigen Willen der Mannschaft wettmachen. Und wir spielen zu Hause – ich hoffe, dass sich unsere Zuschauer genauso auf das Spitzenspi­el freuen wie wir und uns entspreche­nd unterstütz­en.

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FOTO: H. ZAUNBRECHE­R Im Kreise seiner (Mit-)Spieler: Dormagens Spielertra­iner Alexander Koke gibt während einer Auszeit taktische Anweisunge­n.

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