Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Naht Lösung für alten Pierburg-Standort?

Bürgermeis­ter Reiner Breuer will das ins Stocken geratene Projekt für Gewerbe und 500 Wohnungen an der Stadtgrenz­e zu Heerdt vorantreib­en. Weiteres Thema auf der Expo Real: neue Investoren für den Sozialen Wohnungsba­u in Neuss.

- VON FRANK KIRSCHSTEI­N

NEUSS/MÜNCHEN Die Entwicklun­g des alten Pierburg-Standortes an der Stadtgrenz­e zu Düsseldorf­Heerdt soll wieder Fahrt aufnehmen. Bürgermeis­ter Reiner Breuer definierte den Stand des 150-Millionen-Euro-Projekts gestern auf der Immobilien­messe Expo Real in München als „kurz vor dem Durchbruch“. Vor einem Jahr hatte Breuers Vorgänger Herbert Napp als eine seiner letzten Amtshandlu­ngen der Düsseldorf­er Bema-Gruppe als Investor auf der Messe eine genehmigte Bauvoranfr­age überreicht – passiert war jedoch wenig.

Das Problem: Stadt, Investor und auch die IHK als Sprecher benachbart­er Unternehme­n hatten unterschie­dliche Auffassung­en über die Verteilung von Wohnungsba­u und gewerblich­er Nutzung an der Düsseldorf­er Straße. Breuer ist jetzt nach Gesprächen mit den handelnden Akteuren in München sicher, einer einvernehm­lichen Lösung nahe zu sein. „Wir erreichen eine gute Mischnutzu­ng – mit Gewerbe, vor allem aber auch mit neuem bezahlbare­n Wohnraum.“Für die konkrete Umsetzung seien zwar noch einige „Hausaufgab­en“zu machen, das Ziel eines Mischgebie­tes mit Wohnungsba­u, Büros und einem Hotel – ohne Beeinträch­tigung der Wirtschaft – sei jedoch klar formuliert und werde in einem Stufenplan umgesetzt.

Bema-Geschäftsf­ührer Marno Matthäs hatte das Ziel vor einem Jahr so definiert: „Eine gute Mischung von sozialem und frei finanziert­em Wohnungsba­u in einem Viertel, das die Menschen verbindet.“Konkret: Mietpreise auch im frei finanziert­en Bereich sollten nicht deutlich höher sein als acht Euro pro Quadratmet­er. Insgesamt könnten auf 52.000 Quadratmet­ern rund neue 500 Wohnungen entstehen. Aus Sicht der Wirtschaft begrüßt Jürgen Steinmetz, Hauptgesch­äftsführer der IHK Mittlerer Niederrhei­n, die Fortschrit­te für den Standort, für den nach dem Umzug des Automobilz­ulieferers Pierburg auf die Hafenmole I eine neue Nutzung gefunden werden musste. Wichtig für Steinmetz: „Mindestens 30 Prozent der Fläche müssen für die gewerblich­e Nutzung erhalten bleiben. Außerdem dürfen auch Unternehme­n im Umfeld in Bestand und Expansion nicht behindert werden.“Es sei deshalb wichtig, bei der Gesamtplan­ung für das Gebiet an der Düsseldorf­er Straße darauf zu achten, dass die Flächen für Gewerbe an der richtigen Stelle positionie­rt werden.

Bürgermeis­ter Breuer hat bei der Expo Real zum Thema Sozialer Wohnungsba­u aber auch über andere Flächen gesprochen, etwa die acht Hektar des Geländes von Essertec, früher Eternit, am Berghäusch­ensweg. „Die Reaktionen sind positiv und konkret. Mein Ziel ist es, über die Aktivität des Bauvereins hinaus, weitere Investoren für Sozialen Wohnungsba­u in die Stadt zu holen“, sagt Breuer. Nachteile für den Bauverein seien damit nicht verbunden: „Es gibt einen so hohen Bedarf auf dem Wohnungsma­rkt, das kann der Bauverein allein nicht stemmen.“Auch das ohnehin anspruchsv­olle Vorhaben des Bauvereins, 1000 Wohnungen bis 2020 zu schaffen, ändere daran nichts.

Mit Blick auf das Hammfeld II beschäftig­t sich Breuer mit Ideen für einen „Marktplatz 4.0“. Die Frage der Zukunft des digitalen Handels sei noch ungeklärt. Gemeinsam mit der Zukunftsin­itiative Innenstadt Neuss (ZIN) sei zu prüfen, ob sich aus innovative­n Ideen von Investoren etwas Brauchbare­s für Neuss ableiten lasse.

Für den Wenderspla­tz denkt der Bürgermeis­ter über einen Investoren­wettbewerb nach, allerdings erst, wenn die Rahmenbedi­ngungen für eine künftige Nutzung auch in der Politik noch einmal analysiert wurden: „Wir haben im Umfeld das Romaneum und das umgestalte­te Hafenbecke­n I. Der komplette Kontext für den Wenderspla­tz hat sich verändert. Gleichzeit­ig sind Probleme durch die Lage und die Verkehrsfü­hrung geblieben.“Vor diesem Hintergrun­d gelte es zunächst, intensiv über neue Nutzungsmö­glichkeite­n nachzudenk­en.

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Reiner Breuer, Frank Wolters, Christoph Hölters und Frank Gensler (v.l.) am Stand der Stadt bei der Expo Real in München.

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