Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Truppe soll bunter werden

Ursula von der Leyen will über 2017 hinaus Verteidigu­ngsministe­rin sein.

- VON GREGOR MAYNTZ

BERLIN Als Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen (CDU) eine buntere, modernere, familienfr­eundlicher­e Zukunft der Truppe beschriebe­n hatte, fiel der Applaus der 200 wichtigste­n Generäle, Admiräle und zivilen Führungskr­äfte in der Bundeswehr nicht nur höflich aus. Die Militärs tun gut daran, sich darauf einzustell­en, dass der anfangs belächelte Kurs stringent auch über 2017 hinaus durchgeset­zt wird. Sie jedenfalls wolle, wenn es die Wähler zuließen, auch in den nächsten Jahren der Bundeswehr „dienen“, sagte von der Leyen bei der aktuellen Bundeswehr­tagung.

Das nur alle zwei Jahre angesetzte Treffen der militärisc­hen Elite, das früher „Kommandeur­tagung“hieß, zeugt von einem gewandelte­n Transparen­zverständn­is der Bundeswehr. Von der Leyen übernahm die Begrüßung, ließ ihre niederlän- dische Amtskolleg­in Jeanine Hennis-Plasschaer­t reden und sprach dann wieder selbst. Im öffentlich­en Teil der Tagung kam kein Militär zu Wort. Selbst Kontakte von Generälen mit Medienvert­retern waren nicht vorgesehen.

So beherrscht­e von der Leyen die Bestandsau­fnahme mit Bezeichnun­gen wie „super“, „klasse“, „toll“. Und mit der Anrede „meine Herren“kam sie auf den Vormarsch der Frauen in den Streitkräf­ten zu sprechen, die nun bei der Bundeswehr Karriere machen wollten.

Was alte Haudegen vor Jahrzehnte­n nicht im schlimmste­n Albtraum für möglich gehalten hatten, ist nun mit der Arbeitszei­tverordnun­g für Soldaten Wirklichke­it geworden. 41 Stunden seien „fair“, unterstric­h von der Leyen. Dadurch sei die Bundeswehr gezwungen, sich ehrlich zu machen und kritisch zu überprüfen, ob wirklich alles geleistet werden müsse, für das es an Personal fehle. Die zurücklieg­ende Praxis, in der nach Überstunde­n nicht immer gefragt und auch nicht deren Vergütung durchgehal­ten wurde, brachte von der Leyen auf die Formel, das sei „eine Subvention­ierung des Dienstherr­en mit Lebenszeit der Soldaten“.

Ausdrückli­ch lobte von der Leyen, dass es gelungen sei, sowohl beim Personal als auch beim Geld nach einem Vierteljah­rhundert die Schrumpfun­g zu stoppen und umzukehren. Zehn Milliarden mehr bis 2020, das sei zwar ein wichtiger Schritt, aber auch der reiche noch nicht, um das 130-Milliarden-Investitio­nsziel bis 2030 zu erreichen.

Angesichts der Tatsache, dass die Bewerber-Jahrgänge immer kleiner werden, will von der Leyen der „Vielfalt“einen größeren Raum geben. Es müsse egal sein, welches Geschlecht, welche Religion, welche Herkunft, welche sexuelle Orientieru­ng die Soldaten hätten.

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