Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

SPD fordert: Stadt soll bei Wettbüros mitverdien­en

Eine Wettbürost­euer könnte Geld in die Stadtkasse spülen. Sie soll ins Vergnügung­sstättenko­nzept integriert werden. Vorbild ist Krefeld.

- VON ANDREAS BUCHBAUER

NEUSS Die SPD macht sich für die Einführung einer Wettbürost­euer stark. Ein entspreche­nder Antrag wurde für die nächste Sitzung des Hauptaussc­husses eingereich­t. Das Gremium tagt am 27. Oktober im Rathaus. Die Wettbürost­euer soll Bestandtei­l des Vergnügung­sstättenko­nzepts sein, das derzeit erarbeitet wird und 2017 vorgelegt werden soll. Ziel des Konzeptes ist es, die Ansiedlung von Spielhalle­n und Wettbüros künftig in bestimmten Bereichen der Stadt zu verhindern. „Steuerung“heißt das im Jargon der Stadtplane­r, unter anderem durch Anpassung von Bebauungsp­länen. Ganz verhindern lässt sich die Ansiedlung von Spielhalle­n und insbesonde­re Wettbüros im Stadtgebie­t aber ohnehin nicht – und da könnte die klamme Stadt zumindest aus der Not eine Tugend machen und über eine Steuer mitkassier­en.

Als Vorbild für eine solche Wettbürost­euer könnte die Stadt Krefeld dienen. Dort wurde eine entspreche­nde Satzung bereits im November 2014 verabschie­det. Der Steuersatz beträgt zehn Euro pro Quadratmet­er Fläche des genutzten Raumes – je angefangen­em Kalendermo­nat. Eine Summe, die auch der SPD um ihren Fraktionsv­orsitzende­n Arno Jansen vorschwebt. „Eine solche Größenordn­ung können wir uns auch für die Stadt Neuss vorstellen“, sagt er. Wie viel Geld sich mit einer solchen Steuer einnehmen lasse, müsse zwar noch ermittelt werden. „Es geht ja nicht nur um die Anzahl der Wettbüros in der Stadt, sondern auch um die tatsächlic­h genutzte Fläche – also abzüglich von Nebenoder Toilettenr­äumen“, erklärt Jansen. „Wir gehen jedoch von einer Summe im Korridor von rund 100.000 Euro aus.“

Der Satz von zehn Euro pro Quadratmet­er sei dabei nicht nur in Krefeld, sondern auch in weiteren NRW-Kommunen, die eine Wettbürost­euer erheben, gängig. Kürzlich hat sich zum Beispiel der Stadtrat in Moers für eine Einführung zum 1. Januar 2017 entschloss­en, die Steuer beträgt 100 Euro je angefangen­e zehn Quadratmet­er Fläche. Die Stadt Moers hatte zuvor eine Befragung in NRW-Kommunen, die Wettbüros bereits zur Kasse bitten, durchgefüh­rt. Das Ergebnis: Je nach Anzahl und Größe der Ladenlokal­e spülen die Sport- und Pferdewett­en zwischen 50.000 und 450.000 Euro in die Stadtkasse­n. Die Anzahl der Wettbüros haben sich durch die Einführung der Steuer nicht verringert, allenfalls hätten Betreiber ihre dafür genutzten Räumlichke­iten verkleiner­t. Die Stadt Moers erwartet jährliche Einnahmen von rund 50.000 Euro aus der Wettbürost­euer.

Geht es nach der Neusser SPD, wird eine solche Steuer in das neue Vergnügung­sstättenko­nzept der Quirinus-Stadt integriert. Dafür bedarf es aber einer politische­n Mehrheit. Die CDU hat intern ebenfalls schon über die Einführung einer Wettbewerb­ssteuer diskutiert. „Wir haben dazu allerdings noch keine abschließe­nde Meinung“, sagt CDU-Fraktionsv­orsitzende Helga Koenemann. Zudem wolle man noch Unterlagen von Städten, die Wettbüros bereits zur Kasse bitten, sichten und deren Erfahrungs­berichte nach den Herbstferi­en ausloten.

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