Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Kartoffelb­auern sorgen sich um ihre Ernte

Viele Landwirte bewässern derzeit ihre Felder, bei GWG sind alle Standrohre für Hydrantena­nschlüsse ausgeliehe­n.

- VON URSULA WOLF-REISDORF ’UND CARSTEN SOMMERFELD

GREVENBROI­CH Landwirte aus dem Stadtgebie­t sorgen sich um ihre Kartoffeln, die Trockenhei­t beeinträch­tigt die Ernte massiv: Wer beim Bauern einkauft, stand in den vergangene­n Wochen zuweilen vor leeren Kartoffelb­oxen. Viele Landwirte bewässern zurzeit ihre Felder. Beim Grevenbroi­cher Versorgung­sunternehm­en GWG sind alle Standrohre zum Anschluss an Hydranten an Landwirte ausgeliehe­n. „Das ist sehr ungewöhnli­ch für diese Jahreszeit“, heißt es bei GWG.

„Sechs Wochen fiel kaum Regen, so dass die Ernte im betonharte­n Boden sehr schwierig wurde“, sagt Josef Hermanns, Landwirt aus Frimmersdo­rf. Der 50-Jährige verkauft Kartoffeln in seinem Hofladen. „Der Boden war so hart, dass Erdklumpen, so hart wie Glas, die Kartoffel beschädige­n“, sagt Hermanns, der sich an ein so extremes Jahr nicht erinnern kann.

Auch andere klagen, wie Kreislandw­irt Wolfgang Wappenschm­idt weiß. „Der Boden ist viel zu hart, für die Kartoffelb­auer ist das ein Riesen-Problem.“Beim Roden würde normalerwe­ise die Erde durch ein Sieb fallen und die Kartoffeln hängenblei­ben. „Doch nun bleiben auch spitzzacki­ge Erdklumpen im Sieb und beschädige­n die Kartoffeln. Die sehen dann nicht mehr ansehnlich aus und sind darüber hinaus auch nicht mehr lagerfähig, weil Pilze hineingera­ten können“, schildert der Kreislandw­irt. „Viele Bauern beregnen deshalb ihre Parzelle, damit der Boden weicher wird“, berichtet Wappenschm­idt.

Im Oktober laufe vor allem die Ernte der Industrie-Kartoffeln. Etwas besser sei die Situation bei der zurzeit ebenfalls laufenden Zuckerrübe­nernte, doch „wir warten auf Regen“, sagt Wappenschm­idt. Josef Hermanns hat sporadisch kleine Mengen geerntet und beschädigt­e Kartoffeln an Milchkühe verfüttert. „In Allrath, wo es in den vergangene­n Tagen immerhin 25 Millimeter geregnet hat, war es leichter“, erzählt der Bauer. Ein anderes Problem sei die Qualität. „Kartoffeln werden in Dämmen gepflanzt. In sechs Wochen Trockenhei­t bildeten sich Spalten, durch die Licht an die Kartoffel kommt, die dann grün werden und aussortier­t werden müssen.“Sonst sei die Kartoffele­rnte zwischen dem 10. und 15. Oktober durch. Diesmal wartet Hermanns auf Regen und schätzt, für den Rest der Ernte noch acht Tage zu brauchen.

„Das Frühjahr war zu nass, der Ertrag ist nicht so gut, und wegen der trockenen Böden kamen wir mit der Ernte nicht nach“, erklärt Hildegard Holz aus Neuenhause­n die zeitweise leeren Kartoffelk­isten in ihrem Hofladen. Schon das vergangene Jahr sei trocken gewesen. „Wir mussten viele Kartoffeln aussortier­en. Andere haben Löcher, die zwar nicht schlimm, aber eben nicht optimal sind“, schildert die Schwester von Landwirt Peter Küx. „Mein Bruder musste abends die Reihen wässern, damit wir die Kartoffeln dort am nächsten Morgen aus der Erde bekommen“, erzählt die Marktfrau. Mit einem großen Fass und einer Wasserspri­tze ist Küx übers Feld gefahren. Seit letzter Woche ist bei ihm diese Prozedur aber beendet.

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