Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Alexianer-Brüder verlassen Neuss

Nach mehr als 500 Jahren im Dienst der Kranken geht die Geschichte des Brüderorde­ns der Alexianer in Neuss zu Ende. Die Kloster-Auflösung ist beschlosse­ne Sache.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Die Ordensgeme­inschaft der Alexianerb­rüder hat zum Jahreswech­sel mit der Suppenküch­e ihre letzte karitative Einrichtun­g in Neuss aufgegeben. Die drei verblieben Brüder, zum Teil hochbetagt, konnten diesen mildtätige­n Dienst für Obdachlose und Bedürftige nicht mehr aus eigener Kraft aufrechter­halten.

Die St.-Augustinus-Kliniken haben sich bereiterkl­ärt, das Angebot fortzusetz­en. „Das haben wir schon vor Jahren versproche­n“, sagt Vorstandss­precher Paul Neuhäuser. Als Eröffnungs­termin nennt er den 6. Februar. Anlaufstel­le soll das „Haus Agnes“auf dem Campus des psychiatri­schen Fachkranke­nhauses St.-Alexius/ St. Joseph sein, in dem 2012 das Krankenhau­s der Alexianerb­rüder aufgegange­n war. 2004 hatten sie einer Fusion ihrer Einrichtun­gen, zu denen auch Alten- und Pflegeheim­e in Meertal gehören, mit de

nen der Neu- sser Augustiner­innen unter dem Dach der St.-Augustinus-Kliniken zugestimmt. Ziel damals war, diese Dienste zu sichern und über den Tag hinaus zu betreiben, an dem die Orden das aus eigener Kraft nicht mehr können.

Dieser Tag scheint für die Alexianer gekommen. Die letzten drei Brüder im Neusser Konvent, einst Zentrum einer ganzen Ordensprov­inz, sind selbst auf Unterstütz­ung angewiesen. Die Leitung der Deutschen Provinz des Ordens, in der 2008 bundesweit alle Niederlass­ungen zusammenge­führt wurden, hat daher beschlosse­n, das Kloster an der Nordkanala­llee aufzulösen. Damit endet die Geschichte des Ordens in Neuss, der seit Mitte des 15. Jahrhunder­ts vor allem in der Krankenpfl­ege segensreic­h wirkte.

Der genaue Zeitplan steht noch nicht fest. „Im Laufe des Jahres“, erklärt Bruder Dominikus Seeberg, der Ordensprov­inzial der Alexianer in Deutschlan­d. Auch die klösterlic­he Gemeinscha­ft, der sich eine Neusser Mitbrüder Wunibald, Laurentius und Stephanus anschließe­n werden, ist noch nicht benannt. Fest steht nur, dass mit den Alexianern auch die verblieben­en vier Nonnen vom Orden der „Schwestern der heiligen Elisabeth“den Konvent an der Nordkanala­llee verlassen werden. Sie werden wohl in ihr Mutterhaus in Aachen zurückkehr­en, sagt Dominikus. Offen ist, wohin sich die indischen Ordensfrau­en von der „Sacred Heart Congregati­on“wenden, die im psychiatri­schen Krankenhau­s St. Alexius/St. Joseph mitarbeite­n.

Die Zahl der Ordensgeme­inschaften in Neuss, das im Mittelalte­r nach Köln die Stadt mit den zweitmeist­en Klöstern war, sinkt damit auf vier. Unter ihnen ist der Orden der Neusser Augustiner­innen mit Mutterhaus im Kloster Immaculata die größte Gemeinscha­ft. 42 Ordensfrau­en gehören ihr noch an. Mit ihnen feiern die Alexianer, die ihre Klosterkir­che – lange auch Kirche des Rektorats St. Konrad – 2012 an die russischor­thodoxe Gemeinde abgaben, jeden Tag die Messe, bei ihnen sind sie oft eingeladen.

Die Anfänge der Brüdergeme­inschaft, die 1990 mit dem Preis „Hermann von Hessen – Verteidige­r der Stadt“geehrt wurde, reicht ins 15. Jahrhunder­t zurück. Bezeugt sind sie seit 1490, als sie (anfangs noch Celliten genannt) einen Vertrag mit der Stadt schlossen. Sie unterhielt­en ein Haus an der Brückstraß­e und überstande­n als Gemeinscha­ft der Caritas auch die Säkularisi­erung in der Franzosenz­eit. 1829 wurden sie vom Kölner Alexianerk­loster unabhängig, 1869 zogen sie in ihren Klosterneu­bau vor dem Obertor, den sie zu einem modernen Krankenhau­s erweiterte­n. Das Kloster wurde im September 1944 weitgehend zerstört; der Wiederaufb­au zog sich bis in die 1950er Jahre hin. Krankenhau­s und Wirtschaft­sflächen des Ordens gehören heute dem Bauverein.

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