Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Alexianer-Brüder verlassen Neuss
Nach mehr als 500 Jahren im Dienst der Kranken geht die Geschichte des Brüderordens der Alexianer in Neuss zu Ende. Die Kloster-Auflösung ist beschlossene Sache.
NEUSS Die Ordensgemeinschaft der Alexianerbrüder hat zum Jahreswechsel mit der Suppenküche ihre letzte karitative Einrichtung in Neuss aufgegeben. Die drei verblieben Brüder, zum Teil hochbetagt, konnten diesen mildtätigen Dienst für Obdachlose und Bedürftige nicht mehr aus eigener Kraft aufrechterhalten.
Die St.-Augustinus-Kliniken haben sich bereiterklärt, das Angebot fortzusetzen. „Das haben wir schon vor Jahren versprochen“, sagt Vorstandssprecher Paul Neuhäuser. Als Eröffnungstermin nennt er den 6. Februar. Anlaufstelle soll das „Haus Agnes“auf dem Campus des psychiatrischen Fachkrankenhauses St.-Alexius/ St. Joseph sein, in dem 2012 das Krankenhaus der Alexianerbrüder aufgegangen war. 2004 hatten sie einer Fusion ihrer Einrichtungen, zu denen auch Alten- und Pflegeheime in Meertal gehören, mit de
nen der Neu- sser Augustinerinnen unter dem Dach der St.-Augustinus-Kliniken zugestimmt. Ziel damals war, diese Dienste zu sichern und über den Tag hinaus zu betreiben, an dem die Orden das aus eigener Kraft nicht mehr können.
Dieser Tag scheint für die Alexianer gekommen. Die letzten drei Brüder im Neusser Konvent, einst Zentrum einer ganzen Ordensprovinz, sind selbst auf Unterstützung angewiesen. Die Leitung der Deutschen Provinz des Ordens, in der 2008 bundesweit alle Niederlassungen zusammengeführt wurden, hat daher beschlossen, das Kloster an der Nordkanalallee aufzulösen. Damit endet die Geschichte des Ordens in Neuss, der seit Mitte des 15. Jahrhunderts vor allem in der Krankenpflege segensreich wirkte.
Der genaue Zeitplan steht noch nicht fest. „Im Laufe des Jahres“, erklärt Bruder Dominikus Seeberg, der Ordensprovinzial der Alexianer in Deutschland. Auch die klösterliche Gemeinschaft, der sich eine Neusser Mitbrüder Wunibald, Laurentius und Stephanus anschließen werden, ist noch nicht benannt. Fest steht nur, dass mit den Alexianern auch die verbliebenen vier Nonnen vom Orden der „Schwestern der heiligen Elisabeth“den Konvent an der Nordkanalallee verlassen werden. Sie werden wohl in ihr Mutterhaus in Aachen zurückkehren, sagt Dominikus. Offen ist, wohin sich die indischen Ordensfrauen von der „Sacred Heart Congregation“wenden, die im psychiatrischen Krankenhaus St. Alexius/St. Joseph mitarbeiten.
Die Zahl der Ordensgemeinschaften in Neuss, das im Mittelalter nach Köln die Stadt mit den zweitmeisten Klöstern war, sinkt damit auf vier. Unter ihnen ist der Orden der Neusser Augustinerinnen mit Mutterhaus im Kloster Immaculata die größte Gemeinschaft. 42 Ordensfrauen gehören ihr noch an. Mit ihnen feiern die Alexianer, die ihre Klosterkirche – lange auch Kirche des Rektorats St. Konrad – 2012 an die russischorthodoxe Gemeinde abgaben, jeden Tag die Messe, bei ihnen sind sie oft eingeladen.
Die Anfänge der Brüdergemeinschaft, die 1990 mit dem Preis „Hermann von Hessen – Verteidiger der Stadt“geehrt wurde, reicht ins 15. Jahrhundert zurück. Bezeugt sind sie seit 1490, als sie (anfangs noch Celliten genannt) einen Vertrag mit der Stadt schlossen. Sie unterhielten ein Haus an der Brückstraße und überstanden als Gemeinschaft der Caritas auch die Säkularisierung in der Franzosenzeit. 1829 wurden sie vom Kölner Alexianerkloster unabhängig, 1869 zogen sie in ihren Klosterneubau vor dem Obertor, den sie zu einem modernen Krankenhaus erweiterten. Das Kloster wurde im September 1944 weitgehend zerstört; der Wiederaufbau zog sich bis in die 1950er Jahre hin. Krankenhaus und Wirtschaftsflächen des Ordens gehören heute dem Bauverein.