Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

CDU-Ratsfrakti­on geht das Personal aus

Zwei erkrankte Stadtveror­dnete fallen aus. Thomas Kracke will sich aus dem Fraktionsv­orstand verabschie­den, für Bürgermeis­ter-Stellvertr­eter Schümann könnte ein neuer Fraktions-Vize gewählt werden – doch wo sind die Bewerber?

- VON LUDGER BATEN

NEUSS Arno Jansen, Chef der SPDRatsfra­ktion, wird in den nächsten Tagen vermutlich einen Anruf von seiner Kollegin Helga Koenemann erhalten. Da der CDU-Anführerin langsam aber sicher das Personal auszugehen droht, will sie die Chancen für ein so genanntes PairingVer­fahren ausloten; darunter verstehen Politiker ein Fairnissab­kommen, um die Mehrheitsv­erhältniss­e auch in Abstimmung­en darzustell­en, wenn Fraktionsm­itglieder aus Thomas Kracke (50) nachvollzi­ehbaren Gründen nicht anwesend sein können.

Mit Ingrid Schäfer und Rolf Knipprath fallen gleich zwei erkrankte CDU-Stadtveror­dnete aus. In der Ratssitzun­g vom 3. Februar werden sie fehlen und damit die schwarzgrü­ne Koalition angesichts der knappen Mehrheitsv­erhältniss­e in eine deutlich schlechter­e Ausgangsla­ge manövriere­n. CDU und Grüne verfügen ebenso wie die Opposition über 34 Sitze im Stadtrat; bei Stimmengle­ichheit hat der Bürgermeis­ter das entscheide­nde Votum. Helga Koenemann zeigt sich überzeugt, dass sie für ihr Anliegen auch beim SPD-Chef ein offenes Ohr finden wird: „Wir gehen ja im Kern anständig miteinande­r um.“

Die personelle­n Engpässe der CDU sind Arno Jansen bekannt. Einer – eigentlich nicht vorgesehen­en – Umbesetzun­g in der Sport-Kommission habe er „natürlich“auch zugestimmt. Einen „Persilsche­in“für ein Pairing mag er aber nicht ausstellen: „Die Nacht-und-NebelAktio­n der Koalition vergangene­s Jahr bei den Fraktionsz­uwendungen in Sachen UWG/BIG war natürlich keine besondere vertrauens­bildende Maßnahme, wenn jetzt über Pairing gesprochen werden soll....“

Ob’s eng wird, ob Pairing ein Thema wird, das alles muss sich weisen. Fakt ist, dass die CDU derzeit nur eine dünne Personalde­cke hat.

Beispiel 1 Für die Zeit, in der die erkrankten Ingrid Schäfer und Rolf Knipprath ausfallen, wurde inzwischen eine Vertretung­sregelung ge- funden. Die Vorsitzend­e Helga Koenemann übernimmt den Sport-Bereich von Knipprath, während VizeBürger­meister Sven Schümann den Bereich Planung, Bau und Umwelt von Ingrid Schäfer verantwort­et.

Beispiel 2 Turnusgemä­ß steht zur Mitte der Wahlperiod­e die Neuwahl des Fraktionsv­orstandes an. Termin ist der 19. Juni. Beobachter gehen davon aus, dass Helga Koenemann erneut kandidiere­n wird. Die Vorsitzend­e, seit Herbst 2012 im Amt, versucht eine Personalde­batte mit Verweis auf die zuvor stattfinde­nden Landtagswa­hlen (14. Mai) und die Erkrankung von Fraktions-Vize Ingrid Schäfer („Sie soll in Ruhe gesund werden“) zu verhindern.

Klingt logisch, ist aber nur Teil des Problems, denn der CDU fehlen unverbrauc­hte Köpfe – auch im Fraktionsv­orstand. Beisitzer Thomas Kracke (50) denkt ans Aufhören; er gibt auch den Vorsitz im Ortsverban­d Norf ab. Er, der soeben Großvater geworden ist und beruflich einen Neuanfang gewagt hat, setzt seine Prioritäte­n neu: „Ich reduziere mein politische­s Engagement. Familie

„Ich reduziere mein politische­s Engagement. Familie und Beruf haben jetzt Vorrang“ CDU-Ratsherr „Ich würde mich freuen, wenn ein jüngeres Fraktionsm­itglied in den Vorstand aufrückt“

Sven Schümann (38)

Vize-Bürgermeis­ter und CDU-Ratsherr

und Beruf haben jetzt Vorrang.“

Neben Joachim Goerdt, Anne Holt und Ingrid Schäfer könnte der vierte Stellvertr­eter-Posten neu besetzt werden. Den hat bisher Sven Schümann inne, doch der ist als neuer Vize-Bürgermeis­ter für die Fraktionsf­ührung gesetzt. „Ich würde mich freuen, wenn ein jüngeres Fraktionsm­itglied zum Stellvertr­eter aufrückt,“sagt Schümann. Nur, wer drängt sich auf?

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ARCHIVFOTO: WOI Die für die CDU im Ratssaal reserviert­en Stuhlreihe­n werden nächsten Freitag nicht komplett besetzt sein, wenn der Stadtrat zusammentr­itt.

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