Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Schwarz-Weiß macht Neuss wieder erstklassig
Nach großem Kampf gewinnt der HTC beim Düsseldorfer SC 99 mit 10:7 und kehrt ins Oberhaus der Hallenhockey-Bundesliga zurück.
NEUSS Das kann nur der HTC. Mit einem einfachen Sieg zurück ins Oberhaus der Hallenhockey-Bundesliga – das ist nichts für die Drama-Könige aus dem Jahnstadion. Bis zur Krönung im bis unters Dach vollgepackten Käfig an der Diepenstraße in Gerresheim zogen die Neusser alle Register, die nötig sind, um selbst gesunde Herzen in arge Nöte zu bringen. Auf dem Weg zum 10:7-Erfolg (Halbzeit 4:5) beim in bewundernswerter Weise um seinen Platz in Liga zwei kämpfenden Düsseldorfer SC 99 lag der Spitzenreiter dreimal zurück, zwischenzeitlich sogar mit zwei Treffern.
Auch ohne die stark erkälteten Philipp Weide und Sebastian Binias, die bislang in jeder Partie zur Startformation gezählt hatten (dafür tauchten Trainer Matthias Gräber und der polnische U21-Halleneuropameister Sebastian Sellner zum ersten Mal in dieser Saison auf dem Spielberichtsbogen auf), suchten die favorisierten Gäste von Beginn an den Angriff. Mit Erfolg: Bereits in der zweiten Minute traf Ivo Otto nach einem Foul von DSC-Keeper Lucas Schüürmann am ganz starken Cedric Heimbach per Siebenmeter zum 1:0. Doch die Hausherren, die im Fernduell mit dem Neuling THC Bergisch Gladbach dringend einen Sieg brauchten, zeigten sich davon nur mäßig beeindruckt. Max Hönnekes glich umgehend aus, und auch nach Sebastian Draguhs von Jan Mausberg vorbereiteten Treffer zum 2:1 (7.) schlug das Kellerkind durch den ehemaligen Neusser Carsten Kaltenbrunn (14.) zurück.
Nun hatten die Hausherren vor gut 400 Zuschauern, davon sicher mehr als 150 aus der Quirinusstadt, genau die gewünschte Atmosphäre. Bis zum Seitenwechsel schluckten sie zwar noch zwei Eckentore von Ivo Otto zum 3:3 (21.) und 4:5 (29.), zeigten sich ihrerseits jedoch eiskalt bei der Bestrafung haarsträubender Ballverluste des fahrigen Spitzenrei- ters. Besonders negativ tat sich in dieser Beziehung Ivo Otto hervor. Der HTC agierte unerklärlich hektisch und geriet nach Treffern von Kapitän Philip Schmitz (2:3/14.), Max Krawczak (3:4/23.) und Tom Meisen (24.) mit 3:5 ins Hintertreffen. Da die punktgleichen Kölner zu diesem Zeitpunkt in Gladbach nach 0:2-Rückstand schon mit 3:2 führten, war der Titel für Neuss futsch.
Kein Wunder also, dass den Gästen nach Wiederbeginn auch die schnellen Tore von Sebastian Draguhn, der trotz schwerer Erkältung aufgelaufen war, und Ivo Otto, der seine Defizite in der Abwehr mit starker Eckenquote auszugleichen wusste, zur 6:5-Führung (35.) keine Sicherheit gaben. Kaltenbrunn (39.) und Philip Pohl (41.) nutzten weitere fette Patzer der Schwarz-Weißen, um den DSC mit 7:6 nach vorne zu bringen. Und hätte der bereits 41jährige Marcin Pobuta im Neusser Kasten bei drei Strafecken des Abstiegskandidaten nicht großartig reagiert, die Meisterfeier an der Jahnstraße hätte nie stattgefunden.
Erst als in Gladbach BW Köln endgültig auf die Siegerstraße einbog – über die Spielstände war SchwarzWeiß immer informiert –, verdiente sich die Mannschaft den Aufstieg: Ivo Otto glich mit der fünften Strafecke aus (7:7/42.), dann murmelte Steven Dühr den Ball irgendwie zum 8:7 (51.) über die Torlinie.
Da der THC Bergisch Gladbach gegen Oberhausen inzwischen mit 6:4 in Führung gegangen war, musste der DSC nun volle Attacke fahren. Und entblößte damit seine Abwehr. Genau darauf hatten die Neusser gewartet: Cedric Heimbach krönte seine famose Leistung nach Vorarbeit von Christoph Martial mit dem 9:7 (55.) und sorgte, eingesetzt von Mario Stümpel und Ivo Otto, mit dem 10:7 (57.) auch für die Entscheidung. Als Pobuta zwei Minuten vor Schluss auch die fünfte Ecke der Düsseldorfer parierte, durfte an der Jahnstraße das Aufstiegs-Bier kalt gestellt werden.
Eine Woche nach der nachgeholten Weihnachtsfeier ersparte sich Sebastian Draguhn allerdings die ganz große Sause. Nach Spielschluss musste der Ex-Weltmeister, ohne den im Neusser Hockey nach wir vor gar nichts geht, erstmal durchatmen. „Mir ist ein bisschen schwarz vor den Augen geworden“, bekannte er, „wenn es nicht um den Aufstieg gegangen wäre, hätte ich gar nicht gespielt.“Sein Trainer, der am Ende doch nicht zum Einsatz kam, zog derweil zufrieden Bilanz: „Wir sind zu Recht aufgestiegen, das haben sich die Jungs verdient.“