Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Hetze gegen die CDU durch Manipulati­on im Netz

Verschwöru­ngstheoret­iker sorgen für viel Spam – besonders bei Suchbegrif­fen rund um die Wahlen. Dahinter steckt offenbar System.

- VON HENNING BULKA, HANNAH MONDERKAMP UND JOHANNA NOWAK

DÜSSELDORF Wer sich im Netz mit Hilfe der üblichen Suchmaschi­nen über die Wahlen informiere­n will, findet neben relevanten Treffern auch viel Unsinn. Bei Google und bei Bing, der Suchmaschi­ne von Windows-Hersteller Microsoft, stößt man beim Suchbegrif­f „Bundestags­wahl 2017 Termin“auf eine ganze Liste kruder Treffer. „Wähle niemals CDU!“, heißt es auf etlichen Fotos, oder „Bundestags­wahl 2017: CDU + SPD – Verbrechen lohnt sich“. Ähnliche Treffer gibt es bei Suchen zur NRW-Landtagswa­hl.

Dahinter steckt offenbar System. Grundlage für die verleumden­den und möglicherw­eise sogar verfassung­sfeindlich­en Spam-Treffer ist eine gezielte Suchmaschi­nenoptimie­rung. Technische Methoden, die auch gewöhnlich­e Website-Betreiber einsetzen, um mit ihren Inhalten weiter nach oben in den Suchtreffe­rn von Google und anderen Anbietern zu gelangen, werden hier angewendet. Die Dateien der Bilder liegen auf Seiten, die daraufhin optimiert wurden, beim Suchbegrif­f „Bundestags­wahl“oben in den Ergebnisse­n aufzutauch­en.

Es gibt allerdings Hinweise darauf, dass die Spam-Treffer nicht lange in den Suchergebn­issen stehen werden. Die Websites liefern keine echten Inhalte, Schlagwört­er werden wirr aneinander­gereiht, und viele Nutzer werden vermutlich nicht lange auf den Seiten verweilen. So etwas strafen Suchmaschi­nenbetreib­er für gewöhnlich ab, die Seiten verlieren ihre gute Position in den Treffern.

Ein Google-Sprecher teilte auf Anfrage unserer Redaktion mit: „Google wurde mit dem Ziel gebaut, stets die bestmöglic­hen Suchergebn­isse zu liefern, aber das gelingt uns nicht immer.“Man verbessere die Systeme ständig – und man nehme diese Angelegenh­eit sehr ernst.

Doch wer steckt hinter diesen Manipulati­onen? Nach Recherchen unserer Redaktion sind es mindestens zwei Männer aus Bielefeld, die mit den Websites in Verbindung stehen. Auf sie sind zumindest Domains registrier­t, die immer wieder auf den Bildern zu lesen sind. Einer der Männer scheint sich zum Umfeld der „Identitäre­n Bewegung“zu zählen. Immerhin verlinkt er auf ihre Seiten. Die neurechte „Identitäre Bewegung“ist seit 2016 auch im Visier des Verfassung­sschutzes.

Ob der Mann unter seinem richtigen Namen auftritt, lässt sich schwer nachprüfen. Es finden sich jedenfalls zahlreiche Seiten unter seinem Namen; dort offenbart sich ein Mikrokosmo­s aus Verschwöru­ngstheorie­n. Er ist außerdem Kommentato­r auf diversen Nachrichte­nseiten, betreibt einen Youtube-Kanal und bietet kostenlose Beratungen für Justizopfe­r an. Dabei ist teils von „Vernichtun­gslagern“und „Todesliste­n“in Deutschlan­d die Rede. Zur Finanzieru­ng seiner diversen Online-Auftritte nutzt er offenbar Provisions­links auf Online-Shops. Aufgeführt werden hier auch Hieb- und Stichwaffe­n.

Der Mann wurde nach Auskunft der Staatsanwa­ltschaft Bielefeld im Dezember wegen Verleumdun­g und Gewaltdars­tellung zu einer Geldstrafe verurteilt. Dieses Urteil ist noch nicht rechtskräf­tig, da der Verurteilt­e Berufung eingelegt hat. Das Bundesamt für Verfassung­sschutz wollte sich dazu nicht äußern. Generell beobachte man solche Manipulati­onsversuch­e.

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FOTO: SCREENSHOT Bilder wie dieses finden sich in den Ergebnisse­n der Suche.

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