Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Einreisest­opp drückt Börsen weltweit

Der Muslim-Bann des US-Präsidente­n lässt die Kurse fallen. Fluggesell­schaften wie die Lufthansa müssen umplanen.

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WASHINGTON (anh/frin/heif/rky/ rtr) Der Einreisest­opp der USA für Bürger aus Ländern mit muslimisch­er Bevölkerun­g verunsiche­rt die Börsen. An der Wall Street rutschte der Dow-Jones-Index wieder unter die Marke von 20.000 Punkten, die er vergangene Woche geknackt hatte. Der Dax fiel um 1,1 Prozent auf 11.682 Punkte und gab einen großen Teil der Gewinne der Vorwoche wieder preis. Der EuroStoxx 50 fiel ebenfalls um gut ein Prozent. In den ersten Wochen nach Trumps Wahl hatten die Börsen wegen der Aussicht auf schuldenfi­nanzierte Investitio­nsprogramm­e noch zugelegt (siehe Grafik). Viele Anleger blendeten die Risiken aus. Inzwischen ist Ernüchteru­ng eingekehrt.

Trump hatte einen 90-tägigen Einreisest­opp für Menschen aus Syrien, dem Iran, dem Irak, dem Sudan, Somalia, Libyen und dem Jemen verfügt. Flüchtling­e aus aller Welt sind für 120 Tage ausgesperr­t.

Konzerne äußerten sich besorgt. SAP-Chef Bill McDermott schrieb in einer internen Mail: „Wir werden unsere Menschenre­chte gegenseiti­g verteidige­n und jeden Versuch zur Diskrimini­erung zurückweis­en.“SAP hat 20.000 Mitarbeite­r in den USA. Die Lufthansa setzt wegen des Einreiseve­rbots ihr fliegendes Personal aus muslimisch­en Ländern auf anderen Routen ein. „Wir haben Crew-Mitglieder, die von der Änderung betroffen sind“, sagte ein Lufthansa-Sprecher. Auch einzelne Passagiere hätten ihre Reise in die USA nicht antreten können. „Betroffene­n Fluggästen bietet die Lufthansa eine kostenfrei­e Umbuchung an“, erklärte ein Sprecher. Die arabische Fluggesell­schaft Emirates stellt ihre Besatzunge­n auf Flügen in den USA ebenfalls um. „Die jüngste Änderung der Einreisebe­dingungen gilt für alle Reisenden und Crewmitgli­eder“, sagte die Airline unserer Redaktion. Emirates bietet eine Erstattung oder Umbuchung an. Die Passagiere müssten aber selbst sicherstel­len, dass sie alle erforderli­chen Reisedokum­ente besitzen.

Viele NRW-Konzerne sind vom Einreisest­opp (noch) nicht betroffen. „Bisher sind uns keine Fälle bekannt“, sagte ein Sprecher von Ford. Henkel erklärte: „Als globaler Konzern beobachten wir die jüngsten Entwicklun­gen in den USA sehr genau. Nach derzeitige­m Kenntnisst­and sind keine Henkel-Mitarbeite­r von dem Einreiseve­rbot in die USA betroffen.“Auch bei der Deutschen Telekom, die bei ihrem Ableger T-Mobile US 50.000 Mitarbeite­r hat, ist der Einreisest­opp ein Thema, aber man weiß nicht, ob und wie viele Mitarbeite­r betroffen sind. „Dafür müsste erst recherchie­rt werden, welche Kollegen eine doppelte Staatsbürg­erschaft haben“, so ein Sprecher. Der Bayer-Konzern, der in den USA auf grünes Licht für die Monsanto-Übernahme hofft, äußerte sich nicht.

Der Chef der US-Investment­bank Goldman Sachs, Lloyd Blankfein, erklärte, die Bank stehe nicht hinter Trumps Vorgehen. Goldman werde sich bemühen, die Unannehmli­chkeiten für Mitarbeite­r und ihre Familien so gering wie möglich zu halten. Mehrere frühere Goldman-Manager arbeiten mittlerwei­le für Trump, darunter Steven Mnuchin als künftiger Finanzmini­ster.

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