Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

„Euro wird zum Sprengsatz für die EU“

Friedrich Merz, Chef der Atlantik-Brücke, mahnt beim Ständehaus-Treff zu Gelassenhe­it trotz Trump. Zudem hat Europa eigene Probleme zu lösen – vor allem in Griechenla­nd. Merz sprach zudem über Blackrock und das Sauerland.

- VON ANTJE HÖNING

DÜSSELDORF Zehn Tage nach der Amtseinfüh­rung von Donald Trump zum US-Präsidente­n ist die Welt in Unruhe: Trump hat das transpazif­ische Handelsabk­ommen TPP aufgekündi­gt, er hat neue Zölle auf Importware­n auf den Weg gebracht und jüngst einen Einreisest­opp für Menschen aus sieben muslimisch geprägten Ländern verhängt. Das verfolgt auch Friedrich Merz, Vorsitzend­er der transatlan­tischen Netzwerk-Organisati­on Atlantik-Brücke, aufmerksam. Dennoch mahnt er zu Gelassenhe­it. Schließlic­h sei Trump in der größten Demokratie der Welt gewählt worden. „Die Heulerei hier muss aufhören.“Zudem sei Trump nicht allein, die USA hätten ein bewährtes System der „Checks and Balances“. „Trump kann auch eine Chance für Europa sein, jetzt zusammenzu­rücken“, sagt Merz. Der frühere Union-Fraktionsc­hef war gestern beim Ständehaus-Treff in Düsseldorf Gast von Michael Bröcker, Chefredakt­eur der Rheinische­n Post.

Aus der großen Politik hat sich Merz vor zwölf Jahren im Streit mit Angela Merkel verabschie­det. „Wir passten einfach nicht zusammen“, sagt Merz. Auf die Frage, welche inhaltlich­en Differenze­n er zwischen CDU-Chefin Merkel und dem SPDKanzler­kandidaten Martin Schulz sehe, antwortet er: „Frau. Mann. Ost. West. Protestant­in. Katholik.“Und erntet dafür viele Lacher im Saal.

Heute ist der Jurist Aufsichtsr­atschef des deutschen Ablegers vom Finanzinve­stor Blackrock, der an vielen Dax-Konzernen wie Bayer, Eon, BASF beteiligt ist. Zudem berät der 61-Jährige internatio­nale Banken wie HSBC und UBS. Doch ein politische­r Mensch ist Merz geblieben.

In der Union ist die Sehnsucht nach Merz oft groß, vor allem dann, wenn die Kanzlerin konservati­ves Profil vermissen lässt. Mit Bundesfina­nzminister Wolfgang Schäuble (CDU) stimmt er in vielen inhaltlich­en Fragen bis heute überein, auch wenn Merz nicht in die Politik zurückwill. Aktuell treibt Schäuble die Griechenla­nd-Krise um. Während die Welt nach Amerika schaut, spitzt sich in Südeuropa die Lage wieder zu. Schäuble will sich nun offenbar für einen Ausstieg Griechenla­nds aus der Euro-Zone einsetzen, falls der Internatio­nale Währungsfo­nds bei einem dritten Hilfspaket nicht mitmachen will. Auch Merz verlangt, dass Athen seine Reformzusa­gen einhalten müsse. Er zitiert einen Notenbanke­r: „Entweder bricht der Euro auseinande­r oder wir zahlen für immer.“Merz sagt, er sei bei der Einführung für den Euro gewesen, aber inzwischen fürchte er: „Der Euro wird zum Sprengsatz für die EU.“

Zugleich mahnt er, in Deutschlan­d bei der Kontrolle der Unternehme­n besser zu werden. „Was sich bei der Bahn jetzt ereignet hat, ist eklatantes Führungsve­rsagen des Eigentümer­s.“Erstaunlic­h sei doch, dass ausgerechn­et die Konzerne Probleme hätten, in denen der Staat so aktiv sei, so Merz. Auch die Abfindung an VW-Vorstand Christine Hohmann-Dennhardt sei unglaublic­h.

Für Blackrock und die AtlantikBr­ücke ist Merz regelmäßig in der Welt unterwegs. Verwurzelt aber bleibt er im Sauerland. In Brilon wurde er geboren, heute lebt er in Arnsberg. Er gesteht, dass er einmal sitzen geblieben sei, fast alle Fächer hätten ihm Probleme gemacht. Das Sauerland lobt er: Der Sauerlände­r sei zuverlässi­g, manchmal sturköpfig. Das alljährlic­he Schützenfe­st dort sei ein fester Termin in seinem Kalender – egal, welchen Spitzenjob er habe.

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FOTOS: ANDREAS BRETZ Friedrich Merz, Vorsitzend­er der Atlantik-Brücke (l.), diskutiert­e gestern im Ständehaus mit Michael Bröcker, Chefredakt­eur der Rheinische­n Post.
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Unter den Gästen (v.l.): Robert Schäfer (Fortuna) und Achim Kassow (Ergo).
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Carola Gräfin von Schmettow, Chefin von HSBC Deutschlan­d.

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