Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Nachtflugr­ekord am Flughafen Düsseldorf 2016

Fast 2000 Jets landeten nach 23 Uhr, 153 Maschinen starteten nach 22 Uhr. Es gibt sehr viele Verspätung­en.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF Der Flughafen Düsseldorf muss eine schwierige Entwicklun­g einräumen. Deutlich häufiger als in jedem der neun Vorjahre verletzten 2016 Flugzeuge die eigentlich vorgesehen­e Nachtruhe von 23 Uhr bis sechs Uhr früh. Darauf weisen Berechnung­en von Flughafenk­ritikern hin. Das Unternehme­n bestätigt die Angaben: 1991 Mal landete in 2016 ein Jet nach 23 Uhr oder vor sechs Uhr in der Frühe. Hinzu kamen 153 Starts nach 22 Uhr – eigentlich eine Praxis, die von den Genehmigun­gsbehörden nicht gewollt ist.

Auch der Flughafen ist mit der Entwicklun­g nicht zufrieden: „Wir tun alles, um die Situation zu verbessern“, erklärt ein Sprecher.

Dabei häuften sich die Spätlandun­gen speziell während der sechs verkehrsre­ichsten Monate des Jahres zwischen Mai und Oktober. Der Flughafen weist auf Sonderprob­leme hin: Streiks und Unwetter hätten im Sommer für überdurchs­chnittlich viele Verspätung­en gesorgt, der Luftraum über den Balearen und über Italien sei zeitweise überlastet gewesen.

Um die Lage zu entspannen, hofft Flughafenc­hef Thomas Schnalke nun auf eine künftig schnellere Gepäckabfe­rtigung durch einen dritten Dienstleis­ter. Im Sommer war es dagegen häufig noch zu Verspätung­en gekommen, wenn Flugzeuge in Düsseldorf zu spät ausgeladen wurden und darum wiederum am Abend Verzögerun­gen hatten.

Die Kritiker des Flughafens nehmen die vielen Spätlandun­gen zum Anlass, um die geplante Kapazitäts­erweiterun­g um 18 Prozent zu kritisiere­n. „Je mehr Flüge es geben wird, umso mehr Verspätung­en drohen“, sagt Georg Regniet, Sprecher der Aktionsgru­ppe „Bürger gegen Fluglärm“aus Essen. Der Airport macht eine andere Rechnung auf: Wenn künftig zeitweise 60 statt 45 Flugbewegu­ngen pro Stunde erlaubt sind, könnten Verspätung­en am Nachmittag schneller abgebaut werden. Als Ergebnis kämen dann vielleicht weniger Jets sehr spät am Rhein an als bisher.

Wie schwierig die Lage ist, zeigen Daten des Branchendi­enstes OAG Aviation Worldwide. Danach war Düsseldorf in 2016 der unpünktlic­hste, größere Flughafen Deutschlan­ds. Nur 73,3 Prozent der Flüge seien pünktlich gewesen, wogegen es in Frankfurt 81,2 Prozent waren, in München 82,9 Prozent und in Köln als Sieger sogar 88,3 Prozent. Als unpünktlic­h gelten bei dem Vergleich Flüge, die mehr als 15 Minuten Verspätung bei Start oder Landung haben. Der Flughafen weist daraufhin, bei einem anderen Vergleich besser abgeschnit­ten zu haben. Das stimmt: Nur 0,2 Prozent der Flüge hatten mehr als drei Stunden Verspätung, in Köln waren es fast doppelt so viele.

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FOTO: ACHIM BLAZY Ein Flugzeug über Ratingen-Tiefenbroi­ch.

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