Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Nerz mit Kroko
Eines der schönsten Lieder der Bläck Fööss ist dem Kölner Hauptbahnhof („Bahnhoff“) gewidmet, der etwas in Verruf geraten ist. Dieser Verlust an Ansehen betrifft auch jenen älteren Damentyp, der in der ersten Strophe geschildert wird: Eine Dame stolziert mit Nerzjacke und Krokotäschchen durch den Hbf und wird scheel angeguckt. Meinung der Band: Auch schräge Vögel sieht man an Gleis 9.
Nun hat sich zu Nerz und Hermelin, Krokodil und Schlange, Fuchs und Lamm, sofern am menschlichen Körper getragen, seit langer Zeit eine strenge öffentliche Meinung gebildet: Geht gar nicht. Man sollte in dieser Frage allerdings vor die Bannbulle das Nachdenken stellen. In Zeiten, in denen die Stile ineinander fließen und Originale und Imitate vernetzt und vernäht werden, lautet die Gretchenfrage nicht mehr: Darf man Tier tragen? Sondern: Ist es Tier, was die Dame da trägt?
Jene Zeiten sind abgeflaut, dass Aktivisten mit roter Farbe auf Königsalleen und anderen Modemeilen lauerten, um ahnungslose Pelzträger zu bekleckern. Heutzutage melden sich Tierschützer – sehr zu Recht – über andere Kanäle zu Wort, wenn es öffentliche Übelstände lautstark zu beklagen gilt. Was aber ist mit dem geerbten Nerz der Lieblings-Oma? Der hängt im Schrank und könnte ja einmal im Jahr in die