Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Wo Frauen als Hexen verbrannt wurden

An der Straße „Auf den Stöcken“soll es eine Hinrichtun­gsstätte gegeben haben.

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SPECK (JaHu) Viele, die heute über die Straße „Auf den Stöcken“fahren, ahnen nicht, welche finstere Historie sich hinter diesem Straßennam­en wahrschein­lich verbirgt.

Zunächst ist da die noch einigermaß­en Geläufige: Ein Gefängnis wurde früher auch „Stock“genannt. Schließlic­h wurden darin Gefangene verwahrt, ähnlich wie noch heute Geld in einem kirchliche­n Opferstock. Auf den Stöcken also stand einst das Gefängnis des Gerichtsor­ts Hülchrath, zu dem Speck und Wehl früher gehörten. Dort saßen also Verbrecher ein. Das gibt es heute immer noch.

Wirklich finster ist also erst der zweite Bezug zur heutigen Straße „Auf den Stöcken“. Auf einer gleichnami­gen Richtstätt­e sollen im Jahr 1629 die Folgen der damals unrühmlich­en Gerichtsba­rkeit grausame Realität geworden sein. In dem Jahr, so vermerken es mehrere Quellen, „verbrannte das Volk ‚An den Stöcken‘ unschuldig­e Frauen als Hexen. 13 Frauen fanden in zwei Jahren den Tod.“Stadtarchi­var Jens Metzdorf kann diese Geschichte nicht bestätigen, will sie aber auch nicht anzweifeln. „Die Quellen, die ich kenne, führen immer zurück auf einen einzigen Text aus dem 20. Jahrhunder­t“, sagt Metzdorf. Darin werde ein „Zeitungsbe­richt“als Quelle zitiert. Der liegt Metzdorf aber nicht vor. Auch von einer städtische­n Informatio­nsrundfahr­t im Jahr 1989 ist da die Rede. Auch von dieser ist nichts weiter bekannt. Die Geschichte erscheint Metzdorf aber auch nicht unplausibe­l.

Bekannter und einwandfre­i dokumentie­rt ist der Fall der Hester Jonas. Die Neusser Hebamme wurde am 24. Dezember 1635 im Alter von 64 Jahren von einem Scharfrich­ter enthauptet und anschließe­nd verbrannt. An sie erinnert Peter Maiwalds „Ballade von Hexe Hester“.

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FOTO: JD- Repro einer Hexenverbr­ennung aus einem Buch von Wolfgang Schild.

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