Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

„Füße sind schon genug Hightech“

Christian Schwarze läuft seit zwei Jahren barfuß – auch im Winter und bei der Arbeit. Im Büro zieht der ToshibaPro­duktmanage­r Schuh-Attrappen an.

- VON ELENA ERBRICH

NEUSS Barfuß immer und überall. Für viele ist das gerade jetzt im Winter kaum vorstellba­r – für Christian Schwarze hingegen ist es unvorstell­bar, seine Füße in dicke Winterschu­he zu stecken. Seit zwei Jahren trägt der 46-Jährige keine Schuhe mehr – auch bei der Arbeit. Der technische Produktman­ager bei Toshiba greift im Büro auf SchuhAttra­ppen zurück, die er sich von seinem Schuster anfertigen ließ.

Christian Schwarze liebt es, sich zu bewegen. Nach einer Sportverle­tzung an den Füßen war das mit Schmerzen verbunden. „Alles Technische wie Einlagen half nicht“, erklärt der Düsseldorf­er, der in Neuss arbeitet. „Im Internet bin ich dann auf den Barfuß-Professor Daniel Lieberman von der Harvard-Universitä­t gestoßen.“Schwarze legte daraufhin nicht nur seine Einlagen beiseite, sondern gleich seine Schuhe. Zwei Jahre brauchte er, um sich komplett ans Barfußlauf­en zu gewöhnen. „Am Anfang tat es weh. Da habe ich nur kurze Strecken zurückgele­gt“, sagt Schwarze. „Aber die Fußbeschwe­rden waren sofort weg. Die Knie- und Hüftschmer­zen, die ich hatte, habe ich nun auch nicht mehr.“Barfußlauf­en sei eine wichtige Disziplin, um an den Füßen Muskulatur aufzubauen. „Man braucht keine Schuhe. Füße sind schon genug Hightech.“

Schwarze sei nun viel gesünder, fitter und regenerier­e sich besser. Im Winter habe er auch keine kalten Füße. „Meine Füße konnten sich akklimatis­ieren und sind jetzt auch viel besser durchblute­t. Meine natürliche Fußheizung funktionie­rt“, so Schwarze.

Als Schwarze auf Barfuß umstieg, waren seine Freunde neugierig, einige sogar so sehr, dass sie es selbst ausprobier­ten. Schwarzes Mutter hingegen war eher skeptisch. „Sie hatte Angst, dass ich mich erkälte und etwas an den Nieren bekom- me“, sagt Schwarze. Doch nicht nur sein direktes Umfeld war neugierig, sondern auch die Menschen, denen er auf der Straße begegnete. „Als ich einmal von der Arbeit zum Neusser Bahnhof gejoggt bin, hat ein Auto neben mir angehalten und der Fahrer hat gefragt, ob ich Hilfe brauche“, sagt Schwarze. „Ich habe ihm erzählt, dass ich nur meinen Zug bekommen will, und dann hat er mich mitgenomme­n. Das wäre mir mit Schuhen nie passiert.“Nur gute Erfahrunge­n habe er bis jetzt gemacht. Trotzdem würde er sich freuen, wenn noch mehr Menschen barfuß laufen würden. „Dann fällt es nicht so auf.“

Sein Arbeitgebe­r sei eher konservati­v eingestell­t. Deshalb trägt Schwarze auf der Arbeit Schuh-Attrappen, also Schuhe ohne Sohle. Die hat er sich extra von seinem Schuster anfertigen lassen. „Es wäre schön, wenn ich die Attrappen auf der Arbeit nicht tragen müsste. Sie sind ein Kompromiss“, erklärt der 46-Jährige.

Seitdem Schwarze keine Schuhe mehr trägt, sei er auch viel wachsamer beim Laufen. „Bisher bin ich nur zwei Mal in Hundekot getreten. Das war aber nachts“, erklärt er. Für solche Fälle hat er immer ein Pflegeset dabei. „Vom Hundekot bleibt aber erstaunlic­h wenig am Fuß hängen.“Nicht so schön sei im Winter das Streusalz. „Das ist ziemlich unangenehm.“Auf Kopfsteinp­flaster läuft Schwarze hingegen gerne. „Das ist mal was anderes“, sagt er. Asphalt sei eher langweilig und kein so guter Untergrund.

In Neuss wandert Schwarze gerne auf dem Eselspfad oder am Reuschenbe­rger See. „Auf den Naturböden macht das Laufen viel Spaß.“Am liebsten sei er aber in den Bergen, entweder in der Eifel oder auf der Zugspitze – natürlich ohne Schuhe.

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FOTOS: DPA Oben Anzug, unten nackte Füße: Christian Schwarze läuft barfuß.

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