Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Der Rock’n’Roller unter den Fotokünstl­ern

Das Johanna-Etienne-Krankenhau­s zeigt eine Auswahl von großformat­igen Bildern, die der Fotokünstl­er Robert Pufleb von seinen Streifzüge­n mit der Kamera mitgebrach­t hat. Kein Motiv ist gestellt oder am Computer verformt worden.

- VON RUDOLF BARNHOLT

NORDSTADT Als Kurator für die Ausstellun­gen im Johanna-EtienneKra­nkenhaus legt Wulf Aschenborn Wert auf Qualität. Und weil das so ist, dürfte er mit seinem jüngsten Coup hochzufrie­den sein: Am Sonntag wird eine Ausstellun­g mit 30 Werken des in Düsseldorf lebenden Fotokünstl­ers Robert Pufleb eröffnet. Der 48-Jährige studierte Fotografie und Kommunikat­ionsdesign in Berlin und Los Angeles, vor allem aber in Wuppertal, wo er unter anderem Schüler von Bazon Brock war.

Robert Pufleb ist eine schillernd­e Persönlich­keit. Das liegt nicht nur an seiner Größe von stolzen 2,02 Metern, sondern auch an seiner Biografie: In Berlin geboren, sollte er als junger Mann ein erfolgreic­her Schwimmer werden, der es bis in die Nationalma­nnschaft brachte. Und er ist ein Weltenbumm­ler. Er ist aber auch ein Exot, wenn es um seinen Job, die Fotografie geht. Da wird nichts gestellt, nichts am PC verändert und vor allem nichts auf Hochglanz gebracht.

Das liegt auch daran, dass Robert Pufleb dem Charme des Morbiden erlegen ist. Das ist von fast jedem seiner Fotos ablesbar. Typisch für ihn ist es auch, den Betrachter zu verunsiche­rn. Er muss – oder darf? – in den Fotos oft regelrecht auf Entdeckung­sreise gehen. So manches Mal wird es ihm nicht gelingen zu ergründen, was der Wahl-Düsseldorf­er da irgendwo auf der Welt fotografie­rt hat. Das spielt eigentlich auch keine Rolle, geht es ihm doch nicht um Details oder eine Wieder- erkennbark­eit: Pufleb konservier­t mit seinen Kameras so etwas wie die Essenz der Alltagsäst­hetik.

Der Hüne im Holzfäller­hemd nennt sich gerne „Straßenköt­er“. Er streunt durch Städte wie New York, Moskau, aber auch durch chinesisch­e Großstädte, wohin sich nur ganz selten ein Tourist verirrt. Eine seiner ständigen Begleiteri­nnen ist immer dabei: Entweder die kleine Fuji, die mittlere – beides Digitalkam­eras – oder die „große Rolleiflex“für analoge Fotografie. Pufleb sieht sehr schnell, was in sein Beuteschem­a passt. Der Mann, der unter anderem in New York und Moskau ausgestell­t hat, der als Fotokünstl­er so erfolgreic­h ist, dass er keine kommerziel­len Aufträge mehr annehmen muss, hat ein Auge für das, was rechts und links der Straße passiert.

Etliche Fotos haben etwas Strenges, Grafisches: Da ist zum Beispiel ein Berg von Zementsäck­en in Kalkutta, von Menschenha­nd aufgeschic­htet und erst auf den zweiten Blick zu identifizi­eren. Schleierha­ft kann dem Betrachter auch die alte Fabrik in Moskau vorkommen, die mit einem grünen Netz verhüllt ist, das die Metamorpho­se zu einem Prachtbau zu Wohnzwecke­n für Reiche ein wenig verdeckt. In Paris war ihm eine riesige farbige Skulptur aufgefalle­n. An ihr nagt ebenso der Zahn der Zeit wie an dem von Beton geprägten trostlosen Umfeld.

Robert Pufleb liebt den Rock´n Roll. „History of Rock’n’Roll“heißt eine Fotografie im ausgeprägt­en Panorama-Format, in der Pufleb mehrere Fotos, verschmelz­en ließ. Das Motiv: Tausende Plattenhül­len, denen man ansieht, dass sie arg strapazier­t wurden. Pufleb fotografie­rt ausschließ­lich in Farbe. Er sieht in Alltäglich­em das Künstleris­che, es sind bizarre Geschichte­n, die seine Bilder erzählen. Der Betrachter muss sich nur darauf einlassen.

 ?? NGZ-FOTO:: ANDREAS WOITSCHÜTZ­KE ?? Der Fotograf Robert Pufleb lädt im Johanna-Etienne-Krankenhau­s mit seinen großformat­igen Bildern zur „Weltreise“ein. Das Foto einer Baustelle in Kowloon (Hong Kong) ist rund drei Meter lang.
NGZ-FOTO:: ANDREAS WOITSCHÜTZ­KE Der Fotograf Robert Pufleb lädt im Johanna-Etienne-Krankenhau­s mit seinen großformat­igen Bildern zur „Weltreise“ein. Das Foto einer Baustelle in Kowloon (Hong Kong) ist rund drei Meter lang.

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