Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Stadt: Hundekotbe­utel nutzen nichts

Hundekot ist ein Ärgernis in der Stadt. Die Stadt zweifelt jedoch am nachhaltig­en Erfolg durch Hundekotbe­utelspende­r.

- VON ANDREAS BUCHBAUER

NEUSS Nur einen Moment hat der Spaziergän­ger nicht aufgepasst, und plötzlich ist die rechte Schuhsohle ganz glitschig. Mit Schmackes tritt der Mann in Hundekot, jetzt muss er den Schuh sauber kriegen. Mit seinem Ärger darüber steht er nicht allein: Vielen Bürgern stinken die „Hundekot-Tretminen“im Stadtgebie­t mittlerwei­le gewaltig. Der Stadtveror­dnete Michael Ziege (SPD) ist erst in der vergangene­n Woche darauf angesproch­en worden, wann denn weitere Hundekotbe­utelspende­r in Neuss aufgestell­t werden. Seine Partei hatte im vergangene­n Jahr einen entspreche­nden Antrag gestellt. Am Dienstag kommt das Thema im Umweltauss­chuss wieder auf den Tisch. Und die Antwort der Verwaltung lässt sich mit vier Worten zusammenfa­ssen: Am liebsten gar nicht.

Das jedenfalls ist die Haltung im Rathaus zu weiteren Hundekotbe­utelspende­rn. Der zuständige Dezernent Matthias Welpmann ist überzeugt, dass sie „langfristi­g nicht nachhaltig“sind. Er verweist auf die Erfahrung mit Hundekotbe­utelspende­rn, die im Januar 2014 in den Grünanlage­n Am Corneliusw­eg in Selikum, Am Röttgen sowie an der Jacob-HerbertStr­aße in Grimlingha­usen sowie am Jröne Meerke auf der Furth aufgestell­t wurden und seither wöchentlic­h durch die Parkaufsic­hten kon- trolliert werden. In den vergangene­n drei Jahren seien die Spender mit rund 80.000 Hundekotbe­uteln bestückt worden – eine merkliche Verbesseru­ng der Situation vor Ort habe sich allerdings nicht eingestell­t. Viele Hundehalte­r würden die Hinterlass­enschaften ihrer Tiere nach wie vor liegenlass­en. Mit dem Aufstellen der Hundekotbe­utelspende­r sei dafür ein weiteres Problem entstanden: Die Beutel landen häufig nicht im Müll- eimer, sondern würden oft achtlos auf Grünfläche­n entsorgt. Das Problem: So leicht lassen sich die Beutel laut Verwaltung dann gar nicht mehr aufsammeln. Oft seien sie bereits in den Boden eingearbei­tet oder in „Vegetation­sbeständen verschwund­en“. Eine „normale Reinigung“der Grünfläche­n helfe da kaum noch. Noch größer sei das Problem, wenn die Beutel in Gewässer gelangen. Welpmann spricht die Belastung der Umwelt durch Plastik und Mikroplast­ik an. Es sei daher wenig passend, wenn das Amt für Umwelt und Stadtgrün in großer Anzahl Hundekotbe­utel aus Plastik ausgebe – und biologisch abbaubare Beutel seien deutlich teurer. Mit Blick auf die rund 8000 als steuerpfli­chtig gemeldeten Hunde in Neuss müsste mit rund 16.000 Beuteln am Tag kalkuliert werden – also rund 5,8 Millionen Stück pro Jahr. Das würde die Stadt jährlich rund 174.000 Euro kosten. Hinzu käme der Entsorgung­saufwand. Welpmann setzt daher auf die Eigenveran­twortung der Hundehalte­r. „Man kann von jedem Hundebesit­zer erwarten, dass er sich um die Hinterlass­enschaften seines Tieres kümmert“, sagt er. Allerdings fehle es an vielen Orten in Neuss an entspreche­nder sozialer Kontrolle. Und Welpmanns Hinweis, dass die Verstöße mit Bußgeldern geahndet werden, trifft nur halb. Trotz Aufstockun­g fehlt es dem Kommunalen Sicherheit­sdienst (KSD) an Personal für flächendec­kende Kontrollen. Doch so leicht will die SPD das nicht schlucken. „Ich bin nach wie vor überzeugt, dass Hundekotbe­utelspende­r zu einer Verbesseru­ng der Situation führen können“, sagt Michael Ziege. Zudem sollte der KSD Schwerpunk­t-Kontrollen durchführe­n und Verstöße auch mit Bußgeldern ahnden – und nicht nur mit freundlich­en Ermahnunge­n.

Die Politik wird sich nun im Umweltauss­chuss mit dem Thema, das in der Vergangenh­eit auch schon von der UWG angestoßen wurde, beschäftig­en.

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FOTO: BUSCH

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