Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Sparkurs der Stadt trifft den Further Hof

Die Arbeitsgru­ppe Haushaltsk­onsolidier­ung soll Maßnahmen erarbeiten, um den Etat in den Griff zu kriegen. Im Rathaus werden derzeit Sparvorsch­läge gesammelt. Pläne für den Further Hof könnten dem Rotstift zum Opfer fallen.

- VON ANDREAS BUCHBAUER UND CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Die Pläne, den Further Hof zu einem Stadtteilz­entrum für die Nordstadt umzurüsten, liegen vorerst auf Eis. Das erklärte Sozialdeze­rnent Ralf Hörsken jetzt im Jugendhilf­eausschuss. Hintergrun­d sind die Vorgaben der Arbeitsgru­ppe Haushaltsk­onsolidier­ung. „Für alle Vorhaben, die zwar schon beschlosse­n sind, aber noch nicht im Haushalt stehen, soll es ein Moratorium geben“, sagte Hörsken. Im Mai müsse sein Amt einen „produktsch­arfen Katalog“vorlegen, in dem alle Ausgaben aufgeliste­t sind. „Unabhängig davon, ob es sich um eine freiwillig­e oder eine Pflichtauf­gabe handelt“, betonte Hörsken.

Der Rotstift soll quer durch die Ämter und Dezernate angesetzt werden. Mit dem Further Hof rückt nun der erste mögliche Spar-Posten konkret in den Fokus. Doch schon vorher lagen die ersten Statements aus der Politik vor. „Keine Kürzungen im Jugend- und Sozialbere­ich“, forderte Susanne Benary-Höck als sozial- und jugendpoli­tische Sprecherin der Grünen, noch bevor aus der Arbeitsgru­ppe Haushaltsk­onsolidier­ung mehr als Gerüchte nach außen gedrungen waren. Bürgermeis­ter Reiner Breuer findet solche Reflexe nicht hilfreich. „Es gibt noch keinen Grund, sich aufzuregen, aber auch keinen Anlass, sich zurückzule­hnen“, sagt er.

Beim Thema Haushaltsk­onsolidier­ung geht es nicht darum, Posten einmalig aus dem Etat zu streichen. Vielmehr muss der Haushalt so aufgestell­t werden, dass strukturel­l und damit Jahr für Jahr zehn Millionen Euro weniger ausgegeben werden. Eine Million will der Verwaltung­svorstand über die Personalwi­rtschaft erbringen. Der Rest muss aus den Ressorts kommen.

Bis zur Haushaltsd­ebatte im September wird nun Monat für Monat ein Dezernat auf Einsparpot­enziale hin durchleuch­tet. Das Dezernat des Verwaltung­schefs hat den Ar- beitskreis schon durchlaufe­n. Breuer spricht von sehr konstrukti­ven Gesprächen, Details nennt er nicht. „Es ist wenig sinnvoll, die Leute schon auf die Bäume zu treiben.“

Im Mai muss das Sozialress­ort liefern. Dann kommt auch der Further Hof zur Sprache. In der einstigen Traditions­gaststätte sollte ein Stadtteilt­reff für die Nordstadt entstehen. Dazu sollten Gespräche mit möglichen Trägern geführt werden. Der Jugendhilf­eausschuss hatte bereits einen Beschluss für ein entspre- chendes Konzept gefasst. Für das erste Jahr wurde mit Kosten von 100.000 Euro gerechnet, danach mit rund 200.000 Euro pro Jahr. Das Konzept ruht nun vorerst. Noch seien die Pläne allerdings nicht begraben, betonte Hörsken.

Die Politik reagiert überrascht auf dieses Moratorium. „Wir gehen davon aus, dass unsere Beschlüsse umgesetzt werden“, schimpfte Thomas Kaumanns (CDU). „Die Entscheidu­ng, wie wir leben wollen, trifft noch immer der Stadtrat.“Weil unklar ist, welche Projekte unter das Moratorium fallen sollen, formuliert er aktuell eine Anfrage an die Verwaltung. Claudia Föhr (SPD) erinnerte jedoch daran, dass die AG vom Rat eingericht­et wurde, um den Etat in den Griff zu kriegen.

Dazu werden nun Sparpotenz­iale ermittelt, aber auch Standards hinterfrag­t. Messlatte sind dabei auch Vergleichs­zahlen anderer Kommunen oder vom Gemeindepr­üfungsamt. So oder so: Die Spardiskus­sion ist politisch entbrannt.

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ARCHIV-FOTO: L. BERNS Eigentlich ist geplant, dass der Further Hof zum Stadtteilz­entrum wird. Doch die Umsetzung ruht zurzeit – weil Sparvorsch­läge im Rathaus erarbeitet werden müssen.

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