Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Füchschen-Absage wegen Terror-Angst

Peter König kehrt mit seinem Partyzelt nicht auf die Kirmes zurück. Schützen, Schaustell­er und Wirtskolle­gen sind über die Entscheidu­ng fassungslo­s. Oberbürger­meister Geisel spricht von einem „verhängnis­vollen Signal“.

- VON STEFANI GEILHAUSEN, ARNE LIEB UND UWE-JENS RUHNAU

Die Hausbrauer­ei Füchschen hat überrasche­nd ihren Abschied von der Rheinkirme­s erklärt. Chef Peter König will aus Angst vor Terror auf die Rückkehr mit seinem Party-Zelt verzichten. Mit Blick auf die Attacke auf den Berliner Weihnachts­markt und vereitelte Anschläge könne er nicht mehr sicher sein, dass er „hundertpro­zentig für die Unversehrt­heit“von Gästen und Mitarbeite­rn garantiere­n könne. In einer schriftlic­hen Erklärung betonte er zugleich, er werde die Lust am Feiern nicht verlieren. „Wir dürfen uns nicht unterkrieg­en lassen.“

Ein „verhängnis­volles Signal“sieht Thomas Geisel in der Absage. „Als Oberbürger­meister habe ich Peter König keine Vorschrift­en zu machen, aber ich möchte ihn bitten, die Entscheidu­ng zu überdenken“, sagte er am Rande der Mipim in Cannes und warnt davor, „uns von Dingen zu verabschie­den, die zu unseren festen Lebensgewo­hnheiten gehören“. Auch der Kirmes-Veranstalt­er, die St.-Sebastianu­sSchützen, reagieren mit Unverständ­nis. Er könne „absolut nicht nachvollzi­ehen, was Peter König sagt“, so Chef Lothar Inden. Die Situation auf der Kirmes sei nicht anders als im Karneval, der Tour de France „oder auf der Ratinger Straße am Samstagabe­nd“. Dort be- treibt König sein Lokal. Mit dem Alleingang habe er Kirmes und Schaustell­ern „potenziell geschadet“, sagt Inden, zudem widersprec­he König der eigenen Ansage, sich nicht unterkrieg­en lassen zu wollen. Den Platz übernimmt wieder das Französisc­he Dorf von Oscar Bruch.

Das Füchschen-Zelt gehörte zu den beliebtest­en Treffpunkt­en der Kirmes. Bereits voriges Jahr aber fehlte es wegen Umbau-Problemen in der Brauerei. König hatte seinerzeit die Rückkehr des Zelts versproche­n. Spekulatio­nen über wirtschaft­liche Gründe für die erneute Absage wies ein Sprecher zurück. König selbst war für Fragen nicht zu erreichen – offenbar auch, weil er ahnte, welche Reaktionen seine Erklärung auslösen würde.

„Extrem verärgert“etwa ist der Vorsitzend­e der Düsseldorf­er Schaustell­er, Oliver Wilmering. Sicherheit habe auf der Kirmes absolute Priorität. Ausschließ­en könne man einen Terrorakt nie, aber „das Konzept greift zu 100 Prozent“. Auch Michael Schnitzler, Chef der Brauerei Uerige, zeigt sich fassungslo­s. „Die Begründung ist unseriös. Natürlich kann man so eine Entscheidu­ng treffen. Aber dann müsste man konsequent­erweise auch den Betrieb in der Altstadt schließen.“Zumal nach den Regeln der Wahrschein­lichkeit Alltagsgef­ahren weit höher seien, als die, Opfer eines Anschlags zu werden.

Auch das Carnevals-Comitee hat zuletzt vor schwierige­n Sicherheit­sfragen gestanden. „Wir haben uns die gleichen Gedanken gemacht wie Peter König“, sagt Geschäftsf­ührer Hans-Jürgen Tüllmann. „Aber wir haben uns entschiede­n, alles Erdenklich­e für die Sicherheit zu tun und das Restrisiko zu tragen.“In Königs Absage sieht Tüllmann auch einen „Kniefall vor den Terroriste­n.“Isa Fiedler, Kirmeswirt­in bei Frankenhei­m, sagte, sie halte Königs Entscheidu­ng für „grundfalsc­h“. Es sei ein „schwerer Fehler, sich der Angst zu beugen.“In Berlin eröffnet in zehn Tagen die Frühlingsk­irmes, ausgericht­et vom Schaustell­erverband, der auch den Weihnachts­markt an der Gedächtnis­kirche veranstalt­et hat. Vorsitzend­er Michael Roden hatte keine Absagen. „Alle sind dabei wie immer“, sagt er. Für die Begründung des Düsseldorf­er Gastwirts hat er wenig Verständni­s: „Wir haben zwei Tage nach dem Anschlag den Weihnachts­markt wieder eröffnet. Alles andere hätte bedeutet, dass die Terroriste­n ihr Ziel erreicht hätten.“

 ?? RP-FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Peter König, hier im Jahr 2012 mit Pudel vor seinem Kirmeszelt, wird nicht mehr auf die Festwiese zurückkehr­en.
RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Peter König, hier im Jahr 2012 mit Pudel vor seinem Kirmeszelt, wird nicht mehr auf die Festwiese zurückkehr­en.

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