Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Zirkus hält an Wildtieren fest

Die Debatte hat nicht nur Zuschauer zur Premiere des Gastspiels von Circus Probst auf den Staufenpla­tz gelockt.

- VON VERENA KENSBOCK

Der Zirkus Den Circus Probst gibt es seit 1865, er ist somit nun im 152. Jahr unterwegs. Derzeit führen Reinhard und Brigitte Probst den Zirkus, Tochter Stephanie Probst ist Juniorchef­in des Familienbe­triebs. „Fantastico“heißt das aktuelle Programm, mit dem der Zirkus bis zum 26. März in Düsseldorf gastiert. Die knapp zweistündi­ge Show ist eine Mischung aus Akrobatik, Clownerie und Tier-Darbietung­en. Rund 20 Mitarbeite­r sind an der Vorführung beteiligt, die Musik kommt von einem Live-Orchester. Die Tiere Mehr als 60 Tiere reisen mit dem Zirkus durch Deutschlan­d, darunter Pferde, Ziegen und Esel, aber auch Exoten wie Kamele, Dromedare, Lamas und Watussi-Rinder. Häufig komplettie­ren weitere Tiere wie Elefanten oder Raubkatzen das Programm. In Düsseldorf zum Beispiel treten die Elefanten des Tierpädago­gen Sonny Frankello auf. Normalerwe­ise leben die Fernsehele­fanten auf einem Hof in Mecklenbur­g-Vorpommern. Laut Angaben des Zirkus’ leben die hauseigene­n Tiere in rund 600 Quadratmet­er großen Gehegen und bekommen eine halbe Tonne Futter am Tag. Den „rollenden Zoo“können Interessie­rte täglich von 10 bis 18 Uhr und in den Pausen der Vorführung­en besichtige­n. Die Debatte Die Ampel-Kooperatio­n aus SPD, Grünen und FDP im Stadtrat hatte 2015 das Wildtierve­rbot beschlosse­n: Für Aufführung­en mit wilden Tieren sollten keine städtische­n Flächen wie der Platz in Grafenberg mehr zur Verfügung gestellt werden. Grund waren zunehmende Proteste von Tierschütz­ern, dass die Tiere nicht artgerecht gehalten werden. In einem Eilverfahr­en hatte der Zirkus vor dem Düssel- dorfer Verwaltung­sgericht im Februar einen Erfolg erzielt. Die 18. Kammer bestätigte die Auffassung, dass das im Oktober 2015 vom Stadtrat erlassene Verbot für Aufführung­en mit Wildtieren in diesem Fall nicht greift. Der Grund ist, dass die Anmeldung bei der Stadt einige Wochen vor dem Beschluss der Politik erfolgt war. Es ging also in dem Verfahren um eine Formalie, die Richter äußerten sich nicht zu der Frage, ob das Verbot an sich zulässig ist.

Der Zirkus wehrt sich gegen die Vorwürfe: Bei jedem Gastspiel würden sich die Veterinärä­mter versichern, dass die Haltungsbe­dingungen den Vorschrift­en entspreche­n, sagt Brigitte Probst. Nun will die Familie gegen die Entscheidu­ng, die in immer mehr Städten gefällt wird, angehen. „Unser Ziel ist es, nicht nur einmal zu gastieren, wir wollen das Wildtierve­rbot kippen“, sagt sie. Dafür will sich die Familie mit ande- ren Zirkussen zu einer Klägergeme­inschaft zusammentu­n. Zudem wollen die Probsts den Stadtrat zum Staufenpla­tz einladen, damit sie sich ein Bild von der Tierhaltun­g machen können. Die Meinungen Die meisten Zuschauer wollen auf die Tiere nicht verzichten. „Tiere gehören einfach zum klassische­n Zirkus“, sagt Christine Reuter, die seit 20 Jahren den Zirkus Probst besucht. „Ich mache mir keine Sorgen um die Tiere, sie werden hier gut versorgt.“Ganz anders sieht es vor dem Zelt aus: Hier stehen Demonstran­ten und halten Banner. „Tierhaltun­g im Zirkus ist immer eine Quälerei“, meint Thorsten Baumgärtne­r vom Aktionsbün­dnis „Tiere gehören nicht zum Circus“. „Ich bin zuversicht­lich, dass das Wildtierve­rbot bleibt und dass es das letzte Mal ist, dass ein Zirkus mit Wildtieren in Düsseldorf auftritt.“

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RP-FOTO: BAUER Die Elefanten des Tierpädago­gen Sonny Frankello sind zu Gast im neuen Programm des Circus Probst. Die Tiere treten auch häufig in Filmen auf.

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