Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Haftstrafe wegen Kokain im Rollstuhl

Geständige­r 57-jähriger Drogenkuri­er zu fünfeinhal­b Jahren verurteilt

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(wuk) Fünfeinhal­b Jahre Haft hat das Landgerich­t gestern gegen einen niederländ­ischen Drogenkuri­er (57) verhängt, der in eigens ausgehöhlt­en Batterien eines Elektrorol­lstuhls im Oktober 2016 nach Ankunft seines Rückfluges aus Curaçao 11,2 Kilogramm Kokain durch den Flughafen-Zoll schmuggeln wollte.

Zu Prozessbeg­inn Anfang März hatte er noch jede Aussage verweigert. Gestern lieferte er ein komplettes Geständnis nach. Demnach habe ihn die Drogenmafi­a in seiner karibische­n Heimat zu dem Botendiens­t gedrängt. Geld sei ihm nicht versproche­n oder gezahlt worden, er habe den Kurierflug nur unternomme­n, um Drogenschu­lden seines toten Bruders bei den Dealern auszugleic­hen. Auch habe die karibische Rauschgift­mafia bei einem ersten Besuch seiner Heimat im August 2016 angedroht, seiner in Curaçao lebenden Tochter (23) „etwas anzutun“. Trotzdem habe er den Kurierdien­st zunächst abgelehnt, sich nach Rückkehr in die Niederland­e aber doch zum Mitmachen entschloss­en, sei im Oktober erneut dorthin geflogen. Der achtfache Vater ist seit einem Arbeitsunf­all gehbehinde­rt, kommt aber mit einer Gehhilfe gut zurecht, ist auf einen Rollstuhl nicht angewiesen. Bei sei- nem Rückflug war er dem Zoll am Flughafen aufgefalle­n, als er den Elektrorol­lstuhl per Handbetrie­b durch die Schleusen steuerte. Zudem sollen baugleiche Rollstühle schon mehrfach für ähnliche Kurierfahr­ten eingesetzt worden sein.

Als der 57-Jährige kontrollie­rt und festgenomm­en wurde, hatte er noch behauptet, er habe vom Drogenvers­teck im Rollstuhl nichts geahnt. Wegen eines Kupplungss­chadens habe er das Gefährt in Curaçao reparieren lassen. Dabei müsse die Werkstatt das Kokain wohl heimlich eingebaut haben. Davon rückte er gestern ab, wollte die Hintermänn­er des Handels aber nicht benennen.

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