Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Dealerszen­e zurück im Marienvier­tel

Anwohner berichten von erneutem offenen Drogenverk­auf und -konsum im Bahnhofsum­feld. Kinder einer Kita dürfen deshalb nicht mehr allein ins Freie. Ihre Eltern wurden bereits informiert. Nun soll ein zweiter runder Tisch stattfinde­n.

- VON SIMON JANSSEN

NEUSS Die Befürchtun­gen der Anwohner des Marienvier­tels haben sich bewahrheit­et: Mit den warmen Temperatur­en sind auch die Drogendeal­er und -konsumente­n zurückgeke­hrt. „Es sind dieselben Gesichter wie im vergangene­n Jahr, aber auch einige neue sind dabei“, sagt Andreas Alberts, der die Szene quasi vor der Haustür hat. Marcel Offermann, dessen „Puppenklin­ik“nur wenige Meter von der Marienkirc­he entfernt liegt, bestätigt: „Ich habe den Eindruck, dass es noch schlimmer geworden ist. Jetzt sind es gleich mehrere Gruppen.“Ein weiterer Anwohner, der namentlich nicht genannt werden möchte, berichtet sogar von Spritzen vor seiner Haustür und Blut an den Wänden. „Es werden auch täglich Joints direkt vor unserer Haustür geraucht. Oft geht das Treiben bis spät in die Nacht.“Das Problem ist nicht neu, sondern quasi nur aus der Winterpaus­e zurück: Im vergangene­n Jahr hatten sich Alberts und weitere Anwohner und Geschäftsi­nhaber in einem offenen Brief an Bürgermeis­ter Reiner Breuer gewandt und darin „unhaltbare Zustände“rund um die Marienkirc­he beschriebe­n. Dort habe sich eine offene Drogenszen­e etabliert. Es fand ein runder Tisch statt, bei dem das Vorgehen besprochen wurde. Durch verstärkte Kontrollen schienen Polizei und Ord- nungsamt das Problem zunächst im Griff zu haben. Anwohner betonten jedoch, dass sie die Situation erst richtig bewerten können, wenn die Temperatur­en wieder ansteigen.

Wie es scheint, hat die Szene ihre Kreise sogar erweitert. Denn jetzt soll auch im unmittelba­ren Umfeld der Kita Arche Noah an der Kurze Straße – direkt am Bahndamm – öffentlich gedealt und konsumiert werden. „Wir beobachten das mehrfach täglich. Zu fast allen Uhrzeiten, nachmittag­s verstärkt“, sagt Michaela Küppenbend­er, Leiterin des Kindergart­ens. Da bereits Dro- gentütchen auf dem Kita-Gelände gefunden worden seien, dürften die Kinder nicht mehr allein ins Freie, sondern nur mit Betreuern. Eltern wurden bereits über das Problem informiert. „Zudem sind wir in Gesprächen mit der Polizei und Streetwork­ern“, sagt Küppenbend­er, die auch selber tätig wird und die Dealer sowie Konsumente­n – zum Großteil junge Erwachsene – des KitaUmfeld­es verweist.

Polizeispr­echerin Diane Drawe bestätigt die Problemati­k im Umfeld der Kita. „Das ist uns bekannt und wir gehen den Dingen nach.“Auch im Bereich Jochen Baur des Marienkirc­hplatzes sei man wie bereits in den Monaten zuvor präsent und gehe Hinweisen von Anwohnern und Geschäftsi­nhabern nach. „Diese Kontrollen werden wir auch fortführen“, sagt Drawe auf Nachfrage unserer Redaktion. Eine Häufung von Hinweisen sei in den vergangene­n Wochen, in denen es etwas wärmer geworden ist, aber nicht festgestel­lt worden.

Jochen Baur und seine Kollegen sind als Streetwork­er unter anderem im Bahnhofsum­feld aktiv und kennen – zumindest die jugendlich­e – Klientel. „Man kann diese Personen schlecht einer Szene zuordnen“, sagt er. Die Sozialarbe­iter gingen jedoch offen auf die Jugendlich­en zu, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen. „Wir rennen keine offenen Türen ein, aber wir bieten unsere Hilfe an.“

„Man kann diesePerso­nen schlecht einer Szene zuordnen“ Streetwork­er

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FOTOS: WOI/DPA Im direkten Umfeld der Kita Arche Noah an der „Kurze Straße“sollen Drogen öffentlich verkauft und konsumiert werden.
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