Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Grefrather Orgel wird mit Konzert vorgestell­t

Die Orgel von St. Stephanus ist eine der ältesten in der Region und braucht Pflege. Nach Grundsanie­rung wird sie heute wieder erklingen.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

GREFRATH Johann Müller gehört zu den weniger bekannten Orgelbauer­n des Rheinlande­s und gut 140 Jahre nach seinem Tod ist sein Werk fast völlig in Vergessenh­eit geraten. Nicht so in Grefrath. Dort klingt bis heute, was der Viersener im Jahr 1869 aus tausenden Einzelteil­en zur Königin der Instrument­e zusammenfü­gte. Und diese Orgel klang lange nicht so frisch wie heute. Davon kann sich jeder überzeugen, der heute um 17 Uhr in der 1864 erbauten St.-Stephanus-Kirche dem Konzert lauscht, das Organist Theo Dahmen unter einem besonderen Titel zusammenge­stellt hat: „Konzert – nach der Restaurier­ung“.

70.000 Euro wurden investiert, um die inzwischen denkmalges­chützte Müller-Orgel – zum ersten Mal seit dem Jahr 1963 – zu säubern, restaurier­en und reparieren. Über 20.000 Euro davon brachte der Verein „Freunde von St. Stephanus“zusammen, der damit den Anteil übernahm, den die Gemeinde aufzubring­en hätte. Was die renommiert­e Orgelbaufi­rma Seifert aus Kevelaer – Johann Müllers Unternehme­n wurde nach dessen Tod 1875 nicht fortgeführ­t – mit dem Geld erreicht hat, interessie­rt auch den Orgelbausa­chverständ­igen des Erzbistums Köln, Eckhard Isenberg. Er reist deshalb heute früh zur Abnahme der Arbeit an.

Die Orgel von St. Stephanus gehört zu den ältesten Instrument­en der Region und – gemessen an ihrem Baujahr – mit 32 Registern und 2164 Pfeifenauc­h zu den größten. Und sie hat die 148 Jahre Dienst im Grefrather „Bauerndom“gut überstande­n. „Kein Schimmel, kein Schädlings­befall“, stellte Astrid Sadra fest, die gemeinsam mit ihrer Kollegin Marianne Kort am Donnerstag letzte Hand an die Orgel legte. Und dabei ist in dem Instrument bis heute vieles noch im Originalzu­stand erhalten.

Trotzdem war das Schadensbi­ld beträchtli­ch. Die Orgel, so listet die Orgelbaufi­rma in einem Expose auf, zeigt sich in einem „sehr verbrauch- ten Zustand“. Die Technik des Spieltisch­es sei verschliss­en und bei Wartungsar­beiten immer nur provisoris­ch repariert worden. Etliche Pfeifenkör­per sind beschädigt und ihre Stimmrolle­n zum Teil mit Kreppband abgedichte­t. Die Windkästen sind ebenso undicht, wie die Schleifend­ichtungen am Fundament zum Pfeifensto­ck. Auch ausgeschla­gene Lager im Wellenrahm­en fielen bei der kritischen Untersuchu­ng der Orgel auf. Und nicht zuletzt die Lederlasch­en als Verbindung zwischen Traktur und allen 243 Ventilen zeigten sich stark gedehnt und mussten ausgetausc­ht werden.

Zur Reparatur und Reinigung musste die Orgel daher in ihre Bestandtei­le zerlegt werden. „In der Zeit der Restaurier­ung hat uns die Orgelbaufi­rma Seifert kostenlos eine Truhenorge­l zur Verfügung gestellt, die ihren Platz vor dem HerzJesu-Altar gefunden hat, so dass man nicht ausschließ­lich auf die gesanglich­e Künste der Gemeindemi­tglieder angewiesen war“, berichtet Christoph Dederichs vom Kirchenvor­stand. Diese Truhenorge­l sei mittlerwei­le zurück bei der Firma.

Knapp drei Monate schwieg die Orgel und damit weniger lang als 1963. Damals wurde das OriginalIn­strument so umgebaut, dass es klanglich aufgehellt und der klobige Blasebalg im Kirchentur­m entbehrlic­h wurde. Seitdem treibt ein Elektromot­or das Gebläse an.

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