Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Grefrather Orgel wird mit Konzert vorgestellt
Die Orgel von St. Stephanus ist eine der ältesten in der Region und braucht Pflege. Nach Grundsanierung wird sie heute wieder erklingen.
GREFRATH Johann Müller gehört zu den weniger bekannten Orgelbauern des Rheinlandes und gut 140 Jahre nach seinem Tod ist sein Werk fast völlig in Vergessenheit geraten. Nicht so in Grefrath. Dort klingt bis heute, was der Viersener im Jahr 1869 aus tausenden Einzelteilen zur Königin der Instrumente zusammenfügte. Und diese Orgel klang lange nicht so frisch wie heute. Davon kann sich jeder überzeugen, der heute um 17 Uhr in der 1864 erbauten St.-Stephanus-Kirche dem Konzert lauscht, das Organist Theo Dahmen unter einem besonderen Titel zusammengestellt hat: „Konzert – nach der Restaurierung“.
70.000 Euro wurden investiert, um die inzwischen denkmalgeschützte Müller-Orgel – zum ersten Mal seit dem Jahr 1963 – zu säubern, restaurieren und reparieren. Über 20.000 Euro davon brachte der Verein „Freunde von St. Stephanus“zusammen, der damit den Anteil übernahm, den die Gemeinde aufzubringen hätte. Was die renommierte Orgelbaufirma Seifert aus Kevelaer – Johann Müllers Unternehmen wurde nach dessen Tod 1875 nicht fortgeführt – mit dem Geld erreicht hat, interessiert auch den Orgelbausachverständigen des Erzbistums Köln, Eckhard Isenberg. Er reist deshalb heute früh zur Abnahme der Arbeit an.
Die Orgel von St. Stephanus gehört zu den ältesten Instrumenten der Region und – gemessen an ihrem Baujahr – mit 32 Registern und 2164 Pfeifenauch zu den größten. Und sie hat die 148 Jahre Dienst im Grefrather „Bauerndom“gut überstanden. „Kein Schimmel, kein Schädlingsbefall“, stellte Astrid Sadra fest, die gemeinsam mit ihrer Kollegin Marianne Kort am Donnerstag letzte Hand an die Orgel legte. Und dabei ist in dem Instrument bis heute vieles noch im Originalzustand erhalten.
Trotzdem war das Schadensbild beträchtlich. Die Orgel, so listet die Orgelbaufirma in einem Expose auf, zeigt sich in einem „sehr verbrauch- ten Zustand“. Die Technik des Spieltisches sei verschlissen und bei Wartungsarbeiten immer nur provisorisch repariert worden. Etliche Pfeifenkörper sind beschädigt und ihre Stimmrollen zum Teil mit Kreppband abgedichtet. Die Windkästen sind ebenso undicht, wie die Schleifendichtungen am Fundament zum Pfeifenstock. Auch ausgeschlagene Lager im Wellenrahmen fielen bei der kritischen Untersuchung der Orgel auf. Und nicht zuletzt die Lederlaschen als Verbindung zwischen Traktur und allen 243 Ventilen zeigten sich stark gedehnt und mussten ausgetauscht werden.
Zur Reparatur und Reinigung musste die Orgel daher in ihre Bestandteile zerlegt werden. „In der Zeit der Restaurierung hat uns die Orgelbaufirma Seifert kostenlos eine Truhenorgel zur Verfügung gestellt, die ihren Platz vor dem HerzJesu-Altar gefunden hat, so dass man nicht ausschließlich auf die gesangliche Künste der Gemeindemitglieder angewiesen war“, berichtet Christoph Dederichs vom Kirchenvorstand. Diese Truhenorgel sei mittlerweile zurück bei der Firma.
Knapp drei Monate schwieg die Orgel und damit weniger lang als 1963. Damals wurde das OriginalInstrument so umgebaut, dass es klanglich aufgehellt und der klobige Blasebalg im Kirchenturm entbehrlich wurde. Seitdem treibt ein Elektromotor das Gebläse an.