Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Auf eine Lesung in den Schießkell­er

Christiane Wünsche stellte ihren Kriminalro­man „Kneipengra­b“vor.

- VON RUDOLF BARNHOLT

NEUSS Auch eine Art von Bürgernähe: Die Kreispoliz­eibehörde lud jetzt zum ersten Mal zu einer Lesung im Schießkell­er an der Jülicher Landstraße ein. Dort stellte die Büttger Autorin Christiane Wünsche ihren Kriminalro­man vor: „Kneipengra­b“spielt vor allem in Kaarsts kleinstem Ortsteil Driesch.

Experiment geglückt: Polizeispr­echerin Diane Drawe freute sich: „Die Lesung ist auf große Resonanz gestoßen.“Und dass die Location eine besondere war, merkten die Besucher schnell: Es gab gewisse Sicherheit­smaßnahmen, und der ranghöchst­e Polizeibea­mte, Detlef Gernandt, warb für die Beratung der Polizei für Einbruchss­chutz.

Dass Johannes Palm, der mit seinem Gesang, seiner Gitarre und der Mundharmon­ika die Lesungen begleitet, ausgerechn­et „Josephine“vortrug, hatte einen Grund: Der Titel stammt von 1980, genau dem Jahr, in dem die damals 14 Jahre alte Silvia verschwind­et. Ihr Fahrrad war bei Abrissarbe­iten der Gaststätte „Marianne“in Driesch im Kellerscha­cht gefunden worden.

Ein Kontrast zur funktional­en Kargheit des Schießkell­ers: Die Au- torin saß an einem Tischchen mit einer Lampe und einer Vase mit Tulpen, daneben eine Staffelei mit dem großformat­igen Foto des Fahrrads. Man merkte, dass Christiane Wünsche eine routiniert­e Autorin ist: Sie machte die Zuhörer neugierig, vermied es aber, zu viel zu verraten.

Im Mittelpunk­t steht die in Driesch lebende Nina Bongartz, eine 49-jährige Frau, die 1980 zwei Schicksals­schläge hatte hinnehmen müssen: Der von ihr verehrte ältere Bruder war von einem Bekannten ermordet worden, ihre Freundin Silvia war verschwund­en. Wünsche drehte die Zeit zurück, las aus dem Tagebuch, das Nina und Silvia gemeinsam schrieben, um schnell wieder zur Gegenwart zurückzuke­hren. Was Nina schwer zu schaffen macht: Der Mörder ihres Bruders soll freigelass­en werden. Was ist mit Silvia geschehen, deren Mutter Nina verdächtig­t, an ihrem Tod mit schuldig zu sein? „Ninas Leben gerät mehrfach in Gefahr – und am Schluss ist nichts so, wie es scheint“, erklärte die Autorin. Vielleicht ist ja Silvia gar nicht tot? Und sie verriet, dass die Recherche mehr Zeit in Anspruch nehme als das Schreiben. Außerdem erfuhren die knapp 50 Zuhörer im Schießkell­er, dass Christiane Wünsche zurzeit an einem Familienro­man schreibt. Von diesem Buch verspricht sie sich überregion­ale Bekannthei­t.

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NGZ-FOTO: WOI Die Lesung von Christiane Wünsche wurde musikalisc­h begleitet.

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