Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Ein Aufzug mit historischem Flair
Der Wasserdruck-Lift in der Leichenhalle des Hauptfriedhofs ist der letzte in Deutschland.
NEUSS (jasi) 1957 – da war Konrad Adenauer noch Bundeskanzler und Dwight D. Eisenhower US-amerikanischer Präsident – wurde er gebaut: der mit Wasserdruck betriebene Aufzug auf dem Neusser Hauptfriedhof, der im Leichenhaus eingesetzt wird. Nach Expertenangaben ist er der letzte seiner Art in Deutschland – ein Stück Technikgeschichte mitten in der Stadt.
Es scheint, als sei der Aufzug, der die Särge zwischen den Kühlzellen im Keller und der Totenhalle im Erdgeschoss transportiert, für die Ewigkeit gebaut worden. Denn trotz seines hohen Alters wird er immer wie- der vom TÜV abgenickt. So war es auch in der vergangenen Woche. Vor einiger Zeit mussten die verrosteten Wassertanks ausgetauscht werden, aber sonst bereitet der Lift Peter Evertz, Leiter der Städtischen Friedhöfe Neuss (SFN), und seinen Mitarbeitern kaum Probleme: „Alle zwei Jahre wird er vom TÜV kontrolliert“, sagt er. Zwar bewegt sich der Aufzug vergleichsweise langsam – rund 20 Zentimeter pro Sekunde –, aber das nehmen Evertz und Co. für dieses Alleinstellungsmerkmal gerne in Kauf.
Und so funktioniert’s: Nachdem sich die Türen schließen, drückt eine Pumpe Wasser aus einem eigens für den Betrieb gebohrten Brunnen in zwei große Behälter. Der darin aufgebaute Druck – 4,5 Bar – stemmt die Kabine über einen dicken Stempel nach oben. Dabei wirken 4,5 Kilogramm auf den Quadratzentimeter. Obwohl bis zu vier Passagiere zulässig wären, wird der Lift lediglich als Lastenaufzug verwendet. Schließlich muss die Aufzugsverordnung aus dem Jahr 1926 eingehalten werden, die besagt, dass bei Personentransport ein „Liftboy“beschäftigt werden muss. Noch immer weist eine Tafel in der der Kabine des Lifts darauf hin.