Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Leistungszentrum für Kanuten und Ruderer
Der Hafen bleibt eine Trainingsstätte für den Spitzensport. Die neue Heimat der Wassersportler wurde gestern offiziell in Dienst gestellt.
NEUSS Die alte Rivalität zwischen Ruderern und Kanuten, den „Vorwärts-“beziehungsweise „Rückwärtsfahrern“, ist in Neuss Geschichte. Denn gemeinsam haben der Neusser Ruderverein (NRV) und die Kanuten der Holzheimer SportGemeinschaft (HSG) an der Spitze der Hafenmole I ein „Leistungszentrum Wassersport“geschaffen. Gestern wurde es vorgestellt. Helmut Schmitz von der HSG nannte das Vorhaben dabei beispielhaft: „Vielleicht ist das ein Vorbild für andere Sportarten“, sagte er.
Zentrenbildung – das ist im Moment das Thema in der Sportentwicklungsplanung. Für die Fußballer soll es solche in Gnadental, Norf und auf der Furth geben, für amerikanische Sportarten in Weckhoven, Tennis- und Hockey zentralisieren sich im Jahnstadion und die Leichtathletik auf der Ludwig-WolkerSportanlage. Und der Wassersport hat nun – neben dem Sandhofsee für die Nachwuchsarbeit von sechs Vereinen – sein Zentrum für den Leistungssport im Hafen etabliert. Sogar mit Standortgarantie.
Die Vorzüge der Trainingsstätte hob NRV-Präsident Joachim Goetz hervor: Ruhiges Wasser, weder Wellen noch Strömung – und eine Anordnung der ein- bis eineinhalb Kilometer langen Hafenbecken zum 4,5 Kilometer langen Erftkanal in ei- nem Winkel von 90 Grad. Damit, so Goetz biete sich fast immer eine windgeschützte Trainingsstrecke. Zudem, merkt Goetz noch an, „ist der Hafen eisfrei“.
Dass die offizielle Indienststellung des Leistungszentrums ein besonderer Anlass ist, dokumentierte auch die Präsenz hochrangiger Funktionäre der einzelnen Verbände. Vom Landes-Ruderverband war aus Hamm dessen zweiter Vorsitzender Wilhelm Hummels angereist. Der nannte den Neusser Ruderverein einen „Leuchtturm in der Ruderwelt“und konnte diesen Superlativ sogar begründen. Als einziger Verein im Landesverband verfügt der NRV über vier Stege und drei Bootshäuser. Und es gebe wenige Verein, fügt er hinzu, die seit Jahren so gleichbleibend gute Arbeit leisten und so breit aufgestellt sind. Auch deshalb ist er Teil eines U-19Landes-Leistungsstützpunktes.
Dass auch die Kanuten wieder Landes-Leistungszentrum werden, kann Wolfram Götz nicht versprechen. Bei den Leistungssport-Strukturen sei viel in Bewegung, sagte der Generalsekretär des Deutschen Kanu-Verbandes. Neben den Ruderern seien vor allem die Kanuten noch, wie er betonte, erfolgreich und Medaillen-Garant bei großen Turnieren. „Von daher ist es unverständlich, dass die Reform im Leistungssport so unkonzeptionell angegangen wird“, sagte er. Den KanuVorsitzenden aus Holzheim plagen derweil ganz andere Probleme. Sein Verein ist zwar seit 1947 mit der Rennsportabteilung im Hafen, habe aber nach der „Zwangsverlegung“von der Floßhafen- an die Hansastraße vor sieben Jahren wegen der schlechten Trainingsbedingungen dort etliche Sportler an andere Vereins verloren. „Wir müssen die Abteilung wieder ganz neu aufbauen.“
Gekostet hat das Leistungszentrum Wassersport 700.000 Euro. Die teilen sich zu gleichen Teilen die Stadt sowie die Vereine und Sponsoren. Dank der Bemühungen von Architekt Matthias Ahlfs konnte dieser Rahmen – wie auch der Zeitplan – eingehalten werden.