Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Forstbetri­eb missachtet Schutzzeit

Ein Unternehme­n aus Geilenkirc­hen hat gefällte Bäume aus dem Wald am Martinsee abtranspor­tiert, obwohl das nach dem 28. Februar untersagt ist. Jetzt drohen ein Ordnungswi­drigkeitsv­erfahren und eine Geldbuße.

- VON KLAUS D. SCHUMILAS

ZONS Barbara Pompe ahnte gleich, dass das, was sich vor ihrer Haustür in der vergangene­n Woche abspielte, nicht ganz in Ordnung sein dürfte. Mit schwerem Gerät wurden gefällte Bäume aus dem Uferbereic­h des Martinsees herausgezo­gen, diese am Wegesrand gestapelt und später sukzessive abgeholt. Was sich nach einer normalen Abholzakti­on anhört, war in Teilen verboten und wird offenbar ein Ordnungswi­drigkeitsv­erfahren nach sich ziehen. Denn der Forstbetri­eb aus Geilenkirc­hen hat sich nicht an die Schutz-

„Da gibt es nichts zu deuteln, die Firma hat gegen die Absprache gehandelt.“

Otto Pöll

Leiter Regionalfo­rstamt

zeit für Natur und Tiere gehalten: Nach dem 28. Februar dürfen keine Bäume gefällt und diese auch nicht herausgeho­lt werden. „Die müssen dann bis zum Herbst liegenblei­ben“, sagt Harald Vieten, Pressespre­cher des Rhein-Kreises Neuss. „Wenn dies so geschehen ist wie geschilder­t, werden wir dem nachgehen. Dafür brauchen wir Zeugen.“Otto Pöll, Leiter des Regionalfo­rstamtes Niederrhei­n, gibt unumwunden zu: „Da gibt es nichts zu deuteln, die Firma hat gegen die Absprache gehandelt.“

Eine Zeugin könnte Barbara Pompe sein, die ebenso wie ihre Familie als Anwohner alles mitverfolg­t hat. Die ehemalige Besitzerin der bekannten Reitanlage, auf der Dressurpfe­rde und Reiter ausgebilde­t werden und für die jetzt Tochter Alexa verantwort­lich zeichnet, reagierte geschockt, als sie sah, was die schweren Gerätschaf­ten im Bereich der Uferböschu­ng angerichte­t haben. „Das sieht einfach nur schlimm aus. Ich hoffe, das wird wieder aufgeforst­et.“Es sieht aus wie eine brei- te Schneise der Verwüstung, die überdimens­ionalen Ballonreif­en der Arbeitsmas­chinen haben auf einer Länge von mehreren hundert Metern tiefe Furchen hinterlass­en.

Eigentürme­rin des Waldes ist die Stadt Dormagen, die per Vertrag mit dem Landesbetr­ieb Wald und Holz bzw. dessen Regionalfo­rstamt die Bewirtscha­ftung abgegeben hat. Das Regionalfo­rstamt wiederum hat das Geilenkirc­hener Unternehme­n mit der Fällung und dem Abtranspor­t der großen Holzmengen beauftragt. Die Genehmigun­g wie- derum für die Gesamtmaßn­ahme, also für den sogenannte­n Holzeinsch­lag, erteilt die beim Rhein-Kreis ansässige Untere Naturschut­zbehörde.

Nach Angabe des dort zuständige­n Försters Daniel Hoog waren es Balsampapp­eln, die in großer Zahl gefällt wurden. „Sie hingen auf die Straße oder waren durch den Sturm Ela 2014 gebrochen.“Soweit, so gut. Diese Arbeiten wurden auch vorschrift­sgemäß bis Ende Februar abgewickel­t. Doch auch bis zu diesem Datum hätten die Bäume „gerückt“ und abtranspor­tiert werden müssen. Otto Pöll vom Regionalfo­rstamt sagte, „wir haben den Fuhrmann auf Restriktio­nen hingewiese­n. Er hat nicht versucht, eine Sondergene­hmigung zu erhalten.“Carsten Kranz, Chef des Forstbetri­ebs, ist sich keiner Schuld bewusst: „Ich kenne kein Gesetz, dass verbietet, das Holz vom Ort im Wald rauszufahr­en. Wenn das nicht in Ordnung war, dann muss man mir das sagen. Wir haben letzte Woche einfach das gute Wetter genutzt, um die Arbeiten abzuschlie­ßen.“

 ?? FOTO: ANDREAS WOITSCHÜTZ­KE ?? Wie eine Schneise der Verwüstung sieht der Weg für das Herauszieh­en der gefällten Bäume aus. Rechts oben: Das gestapelte Holz liegt zum Abtranspor­t bereit. Barbara Pompe hofft auf eine baldige Nachpflanz­ung.
FOTO: ANDREAS WOITSCHÜTZ­KE Wie eine Schneise der Verwüstung sieht der Weg für das Herauszieh­en der gefällten Bäume aus. Rechts oben: Das gestapelte Holz liegt zum Abtranspor­t bereit. Barbara Pompe hofft auf eine baldige Nachpflanz­ung.

Newspapers in German

Newspapers from Germany