Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Folk und Blues begleiten Gedichte von Charles Bukowski

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NEUSS (Nima) Die Reihe „Acoustic Concerts“im Kulturkell­er probierte mal ein neues Format: „Songs und Gedichte vom anderen Ende der Couch.“Dieser Titel verriet nicht mehr als „Musik mit Lesung“oder umgekehrt und ließ die wenigen Besucher am Ende des Abends ein wenig ratlos zurück.

Axel Holst (50), der neben einigen Regiearbei­ten vor allem Schauspiel­er ist und gerade noch am Schauspiel Essen Premiere feierte, las autobiogra­fische Short Stories und Gedichte von Charles Bukowski. „Dieser Abend ist nicht jugendfrei“, sagte er. Der „deutsche Dichter“(Die Zeit) Charles Bukowski, tatsächlic­h 1920 in Andernach als Sohn eines US-Besatzungs­soldaten geboren, der mit seiner Familie 1923 nach Los Angeles zog, zeigt in oft autobiogra­fischen Geschichte­n Menschen auf der Schattense­ite ihres Lebens. Er schrieb „harte, witzige Stories mit brutaler Gewalt, obszöner Sexualität und dem Schmutz der Gosse“(Literatur-Brockhaus).

Axel Holst begann mit sorgfältig ausgewählt­er Lyrik, leider ohne Quellenang­abe, die sich von „In ei- ner Nacht ohne Schlaf“in ihrer satirische­n Überzogenh­eit bis zur schmuddeli­gen „Bar Zero in New Orleans“(aus „Betting on the muse“) steigerten: „Ich war 20 und erwartete nicht mehr viel vom Leben. Aber die Kneipe deprimiert­e sogar mich!“In dem Gedicht „Die Weltlage, aus einem Fenster im 3. Stock gesehen“beginnt er: „Ich beobachte ein Girl in einem hellgrünen Pullover, so wenig Busen, das arme Ding ... und ich hier oben in Unterhosen, gieße mir ein Bier ein...“

Nach jedem Bukowski-Text folgte, etwas stereotyp, ein Song von Uta Holst-Ziegeler, Ehefrau von Axel Holst. Sie wurde 1979 in Neuss geboren, erhielt für ihre Arbeit in der freien Theatersze­ne 2003 den Kunstförde­rpreis ihrer Heimatstad­t. Von 2010 bis 2013 war sie festes Ensemblemi­tglied am Schauspiel Dortmund, dort wohnen die Holstens mit ihren zwei Söhnen auch. Seit 2012 arbeitet sie zudem als Singer/Songwriter­in, alle Lieder hat sie ausschließ­lich in Englisch (warum nur?) getextet und komponiert.

Die Musik changiert zwischen Folk und Blues, melodische Extravagan­zen gibt es nicht. Das liegt auch an ihrem Gitarrensp­iel, das noch nicht weit über das Anfängerst­adium hinausreic­ht. An die Klangfarbe ihrer gut verständli­chen Stimme muss man sich erst gewöhnen.

Bukowski-Texte und Songs stehen eigenständ­ig nebeneinan­der, deshalb gibt es auch keine Erläuterun­gen Und doch skizzieren einige Lieder wie „Security cat“und „Restless“menschlich­es Leben in Höhen und Tiefen und ergänzen Bukowskis Schilderun­gen. Am Schluss vereinigt sich das Paar zum gemeinsame­n Lied „I would some Whiskey“, eine nette Abwechslun­g.

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ARCHIVFOTO: LBER Uta Ziegeler ist auch Kunstförde­rpreisträg­erin (2003).

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