Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Fußball-EM würde Stadt Millionen kosten
Düsseldorf kann darauf hoffen, 2024 fünf Spiele auszurichten. Sollte die Stadt den Zuschlag erhalten, müssen aber Presse- und VIP-Bereich erweitert werden – für bis zu 3,5 Millionen Euro. Der Rat entscheidet.
Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 kam Düsseldorf nicht zum Zug – nun will die Stadtspitze ins Rennen um das nächste internationale Turnier auf deutschem Boden gehen. Im September entscheidet der Deutsche Fußball-Bund (DFB), mit welchen zehn Spielorten er sich als Gastgeber der FußballEuropameisterschaft 2024 bewirbt. Düsseldorf müsste allerdings die Arena ausbauen, um die gestiegenen Auflagen des europäischen Verbands UEFA zu erfüllen. Das kann nach ersten Schätzungen bis zu 3,5 Millionen Euro kosten. Der Stadtrat soll am Donnerstag zustimmen. Dies gilt als wahrscheinlich.
Deutschland und die Türkei haben sich als Ausrichter für die Großveranstaltung beworben. Bis zum kommenden Frühjahr müssen sie die vollständigen Unterlagen vorlegen. Dazu zählt die Liste der Spielorte. 15 Städte konkurrieren um die zehn Plätze, darunter aus NRW auch Mönchengladbach, Köln, Dortmund und Gelsenkirchen.
Der DFB hat allen Bewerbern nun die Anforderungen mitgeteilt. Die gute Nachricht: Das vergleichsweise junge Düsseldorfer Stadion (Eröffnung: 2005) erfüllt bereits einen Großteil der Bedingungen. Es fehlen aber zusätzliche Räume für die Presse, unter anderem ein größerer Konferenzraum. Darüber hinaus reicht die Zahl der VIP-Plätze im Stadion nicht aus. Im Konkurrenzkampf zwischen den Stadien ist nicht nur maßgeblich, dass sie alle Anforderungen erfüllen. Der DFB vergleicht auch die Qualität der Bewerbungen, heißt es in dem Papier, das gestern den Fraktionen zugestellt wurde.
Aus Sicht der Stadtspitze wäre die Bewerbung eine gute Gelegenheit, das Stadion dauerhaft auf die gestiegenen Anforderungen von Großveranstaltungen einzustellen. Zwar ließen sich die geforderten Ausbauten auch vorübergehend für 1,9 Millionen Euro einrichten, Sportdezernent Burkhard Hintzsche rät aber zu einem teureren, aber dauerhaften Ausbau. Dabei würden in der Ecke Nord-West auf den Ebenen -1 und -2 neue Räume für Journalisten eingerichtet. Außerdem würde die Zahl der VIPPlätze von derzeit 2207 erhöht werden. Wie viele Plätze entstehen sollen, besagt die Vorlage nicht. Die Verwaltung verweist aber darauf, dass das Stadion in Köln mit 3684 und das in Mönchengladbach mit 2744 Plätzen erheblich mehr Kapazität an Logen und Business-Sitzen bietet. Diese Plätze sind wichtig für die Vergabe von Großveranstaltungen, weil sie einen erheblichen Teil des Umsatzes bringen.
Die Fraktionen müssen sich nun kurzfristig eine Meinung bilden. Die ersten Signale sind positiv. „Das wäre eine Riesensache für Düsseldorf“, sagt CDU-Fraktionschef Rüdiger Gutt. Der finanzielle Aufwand sei „überschaubar“, seine Fraktion werde die Bewerbung unterstützen. Günter Karen-Jungen (Grüne) findet die Aussicht ebenfalls attraktiv. „Da wir ohnehin in Gesprächen sind, wie wir das Marketing verbessern können, wären auch die Ausbauten sinnvoll.“Die Liberalen zeigen sich – anders als bei der Bewerbung um die Tour de France – ebenfalls aufgeschlossen. „An der Arena muss ohnehin etwas gemacht werden“, sagt Düsseldorfs FDP-Chefin Marie-Agnes Strack-Zimmermann. Sie findet es zudem überzeugend, dass die Ausbauten nur bei erfolgreicher Bewerbung angegangen werden. Auch ein Ja der Sozialdemokraten gilt als wahrscheinlich.
Bei der Bewerbung für die WM 2006 war Düsseldorf gescheitert, weil es zu viele Interessenten aus NRW gegeben hatte und der DFB den Stadien in Köln, Dortmund und Gelsenkirchen den Vorzug gab. Bei vorherigen Großturnieren war Düsseldorf mit dem Rheinstadion berücksichtigt worden – einmal ebenfalls wegen eines Ausbaus: Für 24 Millionen D-Mark war das Stadion für die Weltmeisterschaft 1974 umgebaut worden. Bei der EM 1988 durfte Düsseldorf sogar das Auftaktspiel der Bundesrepublik gegen Italien (1:1) ausrichten.
Die Konkurrenz um die Europameisterschaft 2024 wird groß. Es wäre kein Wunder, wenn sich Düsseldorf erneut nicht gegen die Erstliga-Arenen Köln und Dortmund und das ebenfalls hoffnungsfrohe Mönchengladbach durchsetzen kann. Aber die Bewerbung ist Pflicht. Die Stadt Düsseldorf zahlt in jedem Jahr hohe Beträge zum Unterhalt ihres Stadions, das selten genug glänzen kann. Die fünf Spiele für die Europameisterschaft wären daher hoch willkommene Termine. Dass Düsseldorf ein würdiger Gastgeber für sportliche Großevents ist, hat die Stadt immer wieder gezeigt.
Es bietet sich an, zu dieser Gelegenheit das Stadion auszubauen. Mit Michael Brill tritt bald ein neuer Geschäftsführer an, der endlich dafür sorgen soll, dass mehr los ist in der Arena. Für die Vermarktung ist es eine Voraussetzung, dass das Stadion den Standard bietet, den Konzert- und Sportveranstalter wünschen. Sollte der DFB beschließen, dass wieder die anderen den Vorzug bekommen, wird sich die Frage nach dem Ausbau des VIP-Bereichs daher trotzdem stellen.
arne.lieb@rheinische-post.de